Arbeitslosenrekord und Fachkräftemangel
471.000 Menschen in Österreich sind arbeitslos oder in Schulung. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 10,3%. Damit liegt Österreich besser als der EU-Durchschnitt, aber zu schlecht, um zufrieden zu sein. Und während in den meisten anderen EU-Ländern immer mehr Leute wieder einen Job finden, droht die Arbeitslosigkeit hierzulande weiter zu wachsen.
Warum ist das so? Die Wirtschaft wächst nicht mehr wie vor der Krise. Wirtschaftswachstum schafft Arbeitsplätze und wenn dieser ausbleibt, bleiben letztere auch aus. Doch das ist kein österreichisches Phänomen. Auch andere Länder haben zu kämpfen und die Auswirkungen sind dennoch nicht dieselben.
Rekordbeschäftigung, aber…
Die Spannbreite an Erklärungen ist groß. Politiker, die einer der beiden Regierungsparteien angehören, können die Rekordarbeitslosigkeit zwar nicht leugnen, doch sie berufen sich lieber auf die gleichzeitige Rekordbeschäftigung. So viele Menschen wie heute haben in Österreich noch nie zuvor gearbeitet. Das ist eine Tatsache. Doch verantwortlich dafür ist der steigende Anteil an Teilzeitjobs, die vor allem Frauen verrichten. Und auch das ist eine Tatsache.
Junge sind häufiger arbeitslos als Ältere. Doch durch geänderte Regelungen bei der Frühpension, sind nun auch Ältere zunehmend betroffen. Arbeitnehmer mit langjähriger Erfahrung sind teurer als Jüngere. Das ist ein Grund, warum sie ihren Job im hohen Erwerbsalter verlieren und keinen mehr bekommen. Vor kurzem noch ist das Pensionssystem eingesprungen. Nun ist es ein Problem des Arbeitsmarktes und der Betroffenen.
3.000 neue Arbeitsplätze
Bei diesen Zahlen und diesen Problemen musste man fast überrascht sein, als Magna Steyr verkündete, 3.000 neue Arbeitsplätze bis zum Jahr 2018 schaffen zu wollen. Rekrutieren möchte Magna aber nicht bei der Konkurrenz. Arbeitslose sollen vor allem in den Bereichen Kfz-Technik, Mechatronik, Lackiertechnik, Karosseriebautechnik ausgebildet und angestellt werden.
Kooperation mit AMS
Dafür wurde bereits im Juli 2015 die Regionale Implacementstiftung Automotive Styria gegründet. Das AMS fördert rund 400 solcher Stiftungen. Doch diese Stiftung ist laut AMS „die größte seit Menschengedenken“, wie der Standard im September letzten Jahres berichtete. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 15,6 Millionen Euro. Davon übernimmt 9 Millionen das AMS und 3,7 Millionen Magna und andere teilnehmende Betriebe. Den Rest zahlt das Land Steiermark. Da ein Arbeitsloser den Bund ungefähr 17.000 Euro im Jahr kostet, bedeuten 3.000 zusätzliche Arbeitsplätze eine Einsparung von 50 Millionen Euro.
Für die Firmen, die solche Programme starten, ist der Vorteil unübersehbar. Sie beteiligen sich bei solchen Stiftungen, weil sie in kurzer Zeit viele Arbeitskräfte benötigen. Durch die aktive Werbung, die Betriebe und AMS machen – das AMS selbst hat 2.000 Arbeitssuchende persönlich kontaktiert und zu Infoveranstaltungen eingeladen, von denen 1.800 auch gekommen sind – können viele Leute mobilisiert werden. Und wenn Medieninteresse entsteht, wie im Falle Magna, hat dies zusätzlich Werbewirkung. Die Arbeitssuchenden profitieren hingegen von einer verkürzten Ausbildungszeit und einer Erfolgschance von 70 bis 80%, wobei Magna bei ihrem Projekt von einer Jobgarantie spricht.
Gibt es einen Fachkräftemangel?
Immer wieder hört man, Österreich habe ein Fachkräftemangel – und das bei gleichzeitig 471.000 Arbeitslosen. Magna hat einen Weg gefunden, ihre Fabriken dennoch zu füllen. Andere Unternehmen haben jedoch keine vergleichbaren Mittel und können nicht ebenso laut die Werbetrommel rühren. Bei fast einer halben Millionen Arbeitslosen und über 70.000 offenen Stellen, drängt sich die Frage auf, was hier schief läuft.
Quellen:
http://www.ams.at/_docs/400_IMPLACE_Infoblatt.pdf
http://www.ams.at/_docs/600_pu_RegImpstiftungAuto.pdf
http://www.ams.at/_docs/001_uebersicht_aktuell.pdf
http://derstandard.at/2000044972501/Megastiftung-fuer-Magna-traegt-erste-Fruechte