Kommentar: Selbstmarketing oder Selbstbeweihräucherung?

Selbstmarketing – für ganz viele KMU ein zentrales Element ihres Marketings. So weit so gut!????
Selbstmarketing ist an sich gesehen nichts Spezielles. Doch die Entwicklungen der letzten Jahre und vor allem der letzten 24 Monate zeigen, dass die Dinge nun in eine Richtung kippen, die ich in meiner Wahrnehmung langsam, aber sicher als „schwierig“ bezeichnen möchte.
Aus der selbstbewussten Vermarktung seiner Person, wird immer mehr eine multimediale Selbstbeweihräucherung, die „multichannel“ Platz greift. Mittels Hashtags und Klammeraffen wird jede Absonderung, pardon Mitteilung, noch „vernetzt“, weil man das ja so gelernt hat und die Algorithmen und die KI das so lieben. Der Look dieser Mitteilungen ist nach den Regeln der modernen Infuencer:in gestreamlined und schon hat man den vermeintlichen SM-Impact.
„To be or not to be, that is the question?“
Diese Frage hat schon ein gewisser William Shakespeare (1564-1616) seinen dänischen Prinzen im Angesicht eines Totenschädels stellen lassen. Heute würde Shakespeare Hamlet wohl eine digitale Device in die Hand geben und die 4. Wand wäre ausschließlich virtuell dabei. Doch wäre dann der Erfolg für die nächsten 400 Jahre, für ihn als Autor, gesichert?
Dieser Hang den Algorithmen und den KIs zu gefallen, hat ein vorhersehbare Entwicklung genommen, alles nivelliert sich – natürlich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner und das ist oft das Limbo-Niveau.
Und noch etwas passiert, alles wird zum Erfolg! Dabei wissen wir doch genau, dass das Leben völlig anders ist. Selbst die härteste Arbeit führt nicht zwangsläufig zum Erfolg, weil der Kontext zum Erfolg kaum planbar ist.
Die Frage als KMU stellt sich, ob Mann oder Frau oder Divers dieses Spiel mitspielen muss oder ob das Schicksal des Erfolgreich Seienden sonst auf der Strecke bleiben wird?
Ich persönlich tun mit diesen Dingen schwer, denn ich gehe nicht auf angesagte Kongresse und Netzwerktreffen und unterzeihe mich äußerst ungern der „Gesichtswäsche“ auf diesen Events und schon gar nicht habe ich Lust alles als das ultimative Ereignis darzustellen und alle bekannten Anwesenden, Netzwerkenden, Keynotespeaker:innen und sonstigen Adabeis in den Himmel zu loben.
Die Welt ist nun mal nicht so wie in den SM dargestellt
Und als Vorbild für unseren Nachwuchs dienen wir schon gar nicht, wenn die Welt so glatt und poliert dargestellt wird. Das Businessleben ist im Gegenteil für die meisten von uns alles andere als wie sie in den Sozialen Medien dargestellt wird.
Ich zeihe es vor, im Stillen, beim Gehen oder Radfahren oder im persönlichen Gespräch meine Businessideen zu entwickeln und diese dann auch auf den Boden zu bringen. Alles abseits des Scheinwerferlichts.
Als Musiker in einer Band, weiß ich, dass sehr viel Üben und häufiges Proben dazugehört, um in der Spitzenklasse mitzuwirken und das passiert meisten abseits der Öffentlichkeit. Und das Talent dürfen wir auch nicht vergessen. So ist es für mich auch in der Businesswelt. Ausprobieren von Dingen geht selten auf Kongressen, auf Netzwerktreffen oder beim Kunden.
Und jetzt mal ehrlich, die wirklich guten Influencer:innen haben meist ein gutes Team hinter sich und haben oft jahrelang geübt und sich entwickelt, bis Sie da angekommen sind, wo sie heute stehen. Die können das im Regelfall tatsächlich ausgezeichnet. So wie ich das bei Konzerten mit meiner Band dann auch kann, weil wir viel geübt, geprobt und hart an uns gearbeitet haben.
Nun wünsche ich euch allen viel Erfolg und genießt ihn, wenn er euch trifft. Das kann auch im Verborgenen oder mit Freunden und Partner ohne Blick in diesen Linsen eines Smartphones geschehen.