In Österreich sind zu viele Anschlussbahnen lediglich tote Gleise
Hierzulande (wie in beinahe allen anderen Ländern) waren 2022 wesentlich mehr Güterverkehrsunternehmen als Personenverkehrsunternehmen aktiv. Die europäische Gesamtanzahl zurückgelegter Zugkilometer betrug zuletzt 4,31 Milliarden und befand sich damit in etwa auf dem Niveau des Jahres 2018. 81 Prozent dieser Zugkilometer erbrachte der Personenverkehr, 19 Prozent entfielen auf den Güterverkehr. Auch in Österreich (180 Millionen Zugkilometer) übertraf der Anteil des Personenverkehrs an der Netznutzung mit 71 Prozent deutlich jenen des Güterverkehrs. Allerdings hatte Letzterer mit einem Anteil von 29 Prozent im europäischen Vergleich betrachtet höhere Bedeutung. Prognosen zufolge könnte der Güterverkehr in Österreich in den kommenden Jahren um fast ein Drittel zunehmen.
Schieneninfrastruktur sollte weiter ausgebaut werden
Um diese zu erwartenden Mengen möglichst umweltschonend zu transportieren, muss die Schieneninfrastruktur unbedingt weiter ausgebaut werden. Eine zentrale Rolle dabei spielen die Anschlussbahnen in die Betriebsgebiete und zu den Unternehmen. Denn Anschlussgleise machen es möglich, Waggons direkt am Firmengelände zu beladen, was Lkw-Fahrten zum Schienenterminal und teures Umladen erspart und die Umwelt weniger belastet.
Anschlussbahnen sind umweltfreundlich
Obwohl der offensichtliche Bedarf und auch ökologische Gründe massiv für den Ausbau der Anschlussbahnen sprechen, passiert das Gegenteil mit stagnierenden oder sogar rückläufigen Zahlen. Wie der NÖ Wirtschaftspressedienst dem Jahresbericht 2023 der Regulierungsbehörde Schienen-Control entnimmt, sind in Österreich zurzeit zwar noch 941 Anschlussbahnen registriert, wovon aber auf fast der Hälfte keine Züge mehr rollen. Nur noch 524 Anschlussbahnen sind im Vorjahr bedient worden. 2010 hatte es noch 728 funktionierende Anschlussbahnen in Österreich gegeben – um über 200 mehr als heute.
In Niederösterreich ist das Potenzial für eine Anschlussbahn-Offensive besonders groß. Zwischen Enns und Leitha knüpfen 245 Anschlussbahnen an das Netz der ÖBB-Infrastruktur an. Das sind so viele wie in keinem anderen Bundesland.