Intelligentes Unternehmen: Warum isolierte Datensilos der Vergangenheit angehören sollten und wie das gelingt

Foto: Pexels
Experten sind sich einig: Intelligente Unternehmen haben die Nase vorn. Doch was zeichnet ein sogenanntes „intelligentes Unternehmen“ aus? Und was hat das Ganze mit der vorhandenen IT-Landschaft zu tun? Ein Überblick.
Smart Home, Smart Factory und jetzt auch noch Smart Enterprise. Oder zu Deutsch: intelligentes Unternehmen. Begriffe, die im Zusammenhang mit der Digitalisierung stehen, schießen seit ein paar Jahren wie Pilze aus dem Boden. Kein Wunder, schließlich wird unser Leben immer digitaler. Vom Smartphone, das die Jalousien steuert, bis hin zur CNC-Simulationslösung, die Stückkosten ermittelt. Ein Stichwort, das dabei in letzter Zeit vermehrt auftaucht, ist das sogenannte intelligente Unternehmen. Worum es sich dabei genau handelt, was ein intelligentes Unternehmen auszeichnet und was das wiederum für die IT einer Firma bedeutet, klärt der folgende Artikel.
Die Ausgangslage: Die inhomogene IT-Landschaft
Zunächst stellt sich also die Frage: Was ist ein intelligentes Unternehmen? Dazu ist es hilfreich, sich die derzeitige Ausgangssituation ins Gedächtnis zu rufen: Der globale Wettbewerb und die Situation am Markt verschärfen sich für Unternehmen zunehmend – und zwar ganz egal, in welcher Branche. Der Konkurrenzdruck steigt somit seit Jahren und neue Lösungswege, die mit dieser herausfordernden Situation klarkommen, sind daher das Gebot der Stunde. Ansonsten drohen Firmen im wirtschaftlichen Wettkampfgeschehen unterzugehen, was dazu führen könnte, dass die Umsätze einbrechen. Und hierbei können und sollten sich Unternehmen der Digitalisierung bzw. Automatisierung und seiner Möglichkeiten bedienen. Das heißt: Eine Digitalisierungsstrategie kann hierbei helfen. Das klingt zunächst plausibel und leicht umsetzbar, doch die Realität sieht in vielen Firmen anders aus: Denn vielerorts ist über Jahrzehnte hinweg ein wahrer Dschungel aus verschiedenen Software-Lösungen herangewachsen. Während also etwa die Geschäftsführung auf eine Art von Programm zurückgreift, setzen Marketing oder Vertrieb wiederum auf gänzlich andere Tools. Die Folge: Oft sind in ein und derselben Firma etliche Insellösungen samt dazugehörigen Datensilos im Einsatz, die sich nur schwer zu einer homogenen IT-Landschaft zusammenfügen lassen.
Das intelligente Unternehmen als Lösung

Foto: Pexels
Und genau hier kommt nun das sogenannte intelligente Unternehmen ins Spiel. Der Begriff kommt – wie vieles, das mit der Digitalisierung zu tun hat – aus dem Englischen und geht auf die Bezeichnung „Smart Enterprise“ zurück. Demnach möchte ein intelligentes Unternehmen genau hier ansetzen und diese Mankos ausmerzen. Ziel ist es, ein durchgängig vernetztes Software-Arsenal zu schaffen, das auf einheitliche Daten-Depots zurückgreift. Das hat den Vorteil, dass isolierte Tools der Vergangenheit angehören, aber auch, dass Daten besser gesammelt, analysiert und verwertet werden können – zum Beispiel als Basis für wichtige Unternehmensentscheidungen. Dies mündet wiederum in mehr Wissen, aber auch mehr Agilität und Flexibilität. Es geht also, ganz allgemein gesprochen, nicht um eine einmalige Transformation, die sodann abgeschlossen ist, sondern um ein potentes System, das sich mithilfe von Daten kontinuierlich weiterentwickelt und dazulernt. Und dabei kommt auch dem Thema Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle zu. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Chat GPT von Microsoft). So soll künftig rasch auf die sich kontinuierlich wandelnden Rahmenbedingungen reagiert werden können. Gleichzeitig werden durch digitalisierte Lösungen mehr menschliche Ressourcen frei, die anderweitig genutzt werden können.
Die Basis für den Richtungswechsel
Wie gelingt nun dieser Richtungswechsel oder besser gesagt: Was braucht es, um zu einem intelligenten Unternehmen zu werden? Dazu sollten insbesondere vier Aspekte unter die Lupe genommen werden:
- Betriebsabläufe optimieren: Bevor sich ein Unternehmen Gedanken um mögliche Software-Lösungen macht, sollten zunächst die internen Prozesse umfassend analysiert werden. Dabei helfen Fragen wie: Welche Abläufe sind nach wie vor zielführend und sollten beibehalten werden? Welche sind längst nicht mehr auf dem neuesten Stand und müssen überarbeitet werden? Welche sind generell nicht mehr nötig? Und welche müssen vielleicht neu in den Prozess integriert werden?
- Infrastruktur checken: Eine große Rolle spielt auch die vorhandene Infrastruktur, verbunden mit der eingesetzten Technologie. Und das schließt nicht nur Geräte ein, sondern auch die Art der Bereitstellung der Software, wie etwa Cloud-Dienste. Es empfiehlt sich, all dies vorab zu checken.
- Anwendungen integrieren: Schließlich geht es um die Software-Lösung per se bzw. darum, Anwendungen zu finden, die all das abdecken, was das jeweilige Unternehmen benötigt. Beratende Partner, die die verschiedenen Möglichkeiten ausloten, sind dabei Gold wert, um letztendlich für jede individuelle Anforderung die richtige Lösung zu finden. Und hierbei ist die Abkürzung SAP längst zum geflügelten Wort geworden. Sie steht für „Systeme, Anwendungen, Produkte“ – und das damit verbundenen Tool ist ein mächtiges Universalwerkzeug. Damit lassen sich sämtliche Geschäftsprozesse – vom Controlling über den Einkauf bis zur Produktion – abwickeln. Im Fokus steht mittlerweile das ERP-System SAP S/4HANA, die vierte Generation der Business Suite von SAP.
- Über Transformation informieren: Auch der Faktor Mensch sollte nicht außer Acht gelassen werden. Konkret bedeutet dies: Viele Entscheidungsträger in Firmen scheuen sich nach wie vor vor großen Veränderungen, Skepsis und Zweifel stehen daher nicht selten an der Tagesordnung. Hier ist es wichtig, das Team von Beginn an einzuweihen, auf Fragen einzugehen und so an einem Strang zu ziehen.
SAP S/4HANA: Die Lösung im Überblick
Werfen wir nun noch einen konkreten Blick auf SAP S/4HANA: Dieses punktet mit neuen Funktionen wie etwa einer schlankeren Architektur, einem vereinfachten Datenmodell oder einer bessern Nutzeroberfläche und fokussiert sich nunmehr auf Prozesse anstatt auf Module. Prognosen und Analysen sind damit in Echtzeit möglich. Zudem stehen verschiedene Lizenzmodelle zur Verfügung – sowohl On-Premises als auch Cloud-Lösungen. Wer auf die Anwendung umsteigen möchte, kann einen der vier Ansätze verfolgen:
- Greenfield: Wie der Name schon verrät, stellt man sich dabei eine grüne, unverbaute Wiese vor. Das heißt: Dieser Ansatz ist für all jene, die SAP S/4HANA vollkommen neu installieren. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Zum Beispiel, weil das Unternehmen bislang generell noch kein SAP-System im Einsatz hatte oder ein über die Jahre hinweg gewachsenes, komplexes altes Modell gegen diese intelligente Variante eintauschen möchte. In jedem Fall werden hierbei Best-Practice-Prozesse herangezogen und vorhandene Daten können problemlos übernommen werden.
- Brownfield: Diese Strategie ist weniger als Neuinstallation zu sehen, sondern vielmehr als Upgrade. Denn dabei bleiben nicht nur alle Daten, Einstellungen oder Konfigurationen erhalten, sondern auch das bestehende ERP wird konvertiert. Im ersten Schritt wird daher das System auf SAP S/4HANA transformiert, erst im zweiten geht es an die Details.
- Shell-Creation: Bei dieser Variante werden weite Teile des ERP wiederverwendet und mit ein paar neuen Anpassungen aufgewertet.
- Mixed-Match: Bei der umgekehrten Alternative werden nur geringe Teile des ERP wiederverwendet, der Großteil besteht aus neuen Anpassungen.
Wer sich dafür entscheidet, sollte vorab auch eine Voranalyse für die Migration durchführen. Sie startet im Optimalfall mit einer technischen Analyse, bei der geprüft wird, ob alle technischen Voraussetzungen dafür gegeben sind, wie etwa Systemarchitektur, System-Readiness oder Schnittstellen. Bei der anschließenden fachlichen Analyse geht es darum, welche Prozesse konkret in das neue System übertragen werden sollen und welche Optionen es gibt. Sodann kann eine konkrete Roadmap bzw. Strategie mit einzelnen Schritten ausgearbeitet werden.