Wettbewerbsbehörde nimmt den Fernwärme-Sektor unter die Lupe

Nah- und Fernwärmenetze, die u.a. auch mit Biomasse betrieben werden, sprießen in Österreich überall und allerorts aus dem Boden. Gerade von der Politik werden sie gerne als das Allheilmittel im Rahmen der Energiewende dargestellt. Doch der Anschluss an ein Nahwärmenetz bringt auch mögliche Einschränkungen für Kundinnen und Kunden mit sich, die sich eventuell nicht mit dem Kartellrecht vertragen.
Bundeswettbewerbsbehörde schreitet ein
Jetzt teilte die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) mit, dass sie eine Untersuchung der Fernwärme-Branche in Österreich starten werde. „Solche Untersuchungen werden begonnen, wenn Umstände darauf hinweisen, dass es zu Wettbewerbseinschränkungen oder -verfälschungen in einem betreffenden Wirtschaftszweig kommt“, wie die BWB schreibt.
Jeder dritte Haushalt betroffen
Rund ein Drittel der Haushalte in Österreich werde mit Nah- oder Fernwärme versorgt und ein weiterer Ausbau der Netze sei bekanntlich auch für die Zukunft geplant. Die Bedeutung des Fernwärmesektors nehme nicht zuletzt im Rahmen der Energiewende zu. „Fernwärmenetze sind regional bzw. lokal begrenzt und den angeschlossenen Kundinnen und Kunden stehen Alternativen entweder nur eingeschränkt oder gar nicht zur Verfügung“, so die BWB-Verantwortlichen. Den Fernwärmeversorgern komme damit regional jeweils eine besondere Marktstellung zu.
Bei der nunmehrigen Untersuchung der BWB sollen vorrangig jene Fernwärmemärkte bzw. Netzgebiete durchleuchtet werden, auf denen die großen Landesenergieversorger aktiv sind. Die Untersuchung werde sich hierbei nicht nur auf strukturelle Faktoren (Anbieterkonzentration, Eintrittsbarrieren, Kostenstruktur etc.) beschränken, sondern auch eine detaillierte Analyse der Marktergebnisse wie Verkaufspreise, Erlöse und Beschaffungskosten umfassen. Auch sollen Geschäftsbedingungen und -praktiken in den Fokus genommen werden, die sich potenziell nachteilig auf Verbraucherinnen und Verbraucher auswirken.
Regelmäßige Beschwerden über Fernwärmepreise
„Von Verbraucherinnen und Verbrauchern erhalten wir regelmäßig Beschwerden, die den Fernwärmemarkt betreffen. Mehr als eine Million österreichischer Haushalte werden mit Fernwärme versorgt. Die Fernwärmeerzeugung unterliegt einem Wachstumstrend. Aufgrund der besonderen Marktstruktur ist eine Überprüfung der Wettbewerbsbedingungen und des Missbrauchspotenzials von hoher Priorität“, erklärt Natalie Harsdorf, Generaldirektorin der Bundeswettbewerbsbehörde.
Studien würden belegen, dass ein höheres Maß an Wettbewerb zu einer besseren Versorgung und einer verbesserten Qualität von Produkten und Dienstleistungen führen kann, die letztendlich Verbraucherinnen und Verbrauchern zugutekomme. Untersuchungen wie die derzeit laufende Überprüfung könnten allerdings für die betroffenen Unternehmen auch zu Verfahren vor dem Kartellgericht führen.