Demografie Teil 3 – Über ein Viertel der Bevölkerung in Österreich hat einen Migrationshintergrund
Im Durchschnitt des Jahres 2023 lebten laut Statistik Austria rund 2,45 Millionen Personen (27,2 % der Gesamtbevölkerung) mit Migrationshintergrund in Österreich, um rund 635 900 bzw. 35,1 % mehr als im Jahr 2015 (1,81 Millionen).
Ohne Zuwanderung würde Bevölkerung schrumpfen
Die meisten Zugewanderten sind nicht nur körperlich angekommen, sondern auch positiv mit ihrer neuen Heimat verbunden: Knapp drei Viertel der im Ausland Geborenen fühlen sich Österreich zugehörig. Österreichs Bevölkerung wächst seit Jahrzehnten durch Zuwanderung, in den vergangenen Jahren besonders durch flüchtende Menschen. Ohne Zuwanderung würde die Bevölkerungszahl bis 2080 auf das Niveau der 1950er-Jahre schrumpfen“, sagt Statistik Austria- Generaldirektor Tobias Thomas.
Deutsche, rumänische und türkische Staatsangehörige größte Ausländer:innengruppen
Die größte Gruppe der 1 800 900 am 1. Jänner 2024 in Österreich lebenden Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft sind 232 700 deutsche Staatsangehörige, gefolgt von 153 400 rumänischen sowie 124 100 türkischen und 122 200 serbischen Staatsbürger:innen. Auf den Rängen fünf bis zehn finden sich Staatsangehörige aus Ungarn, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Syrien, der Ukraine und Polen. Seit 2015 gab es in absoluten Zahlen die stärksten Zuwächse bei Personen mit syrischer (+83 900), rumänischer (+80 100), ukrainischer (+72 100), deutscher (+62 300) und ungarischerStaatsbürgerschaft (+52 300).
Drei Viertel der Zugewanderten fühlen sich Österreich zugehörig
Im Rahmen der Migrationserhebung wurde 2024 erfragt, wie die Bevölkerung in Österreich mit und ohne Migrationshintergrund den Integrationsprozess und migrationsbezogene Fragen wahrnimmt. Erhoben wurde u. a. das Zugehörigkeitsgefühl von Zugewanderten. Dabei zeigt sich, dass im Ausland geborene Personen mehrheitlich Österreich positiv verbunden sind. Knapp drei Viertel (72,8 %) fühlen sich Österreich zugehörig. Besonders stark ist die Bindung bei Zugewanderten aus Syrien (80,8 %), dem Iran (80,5 %) sowie Bosnien und Herzegowina (76,8 %). Die geringste gefühlte Zugehörigkeit zu Österreich findet sich bei in der Ukraine Geborenen (59,0 %). Mit zunehmendem Aufenthalt erhöht sich das Zugehörigkeitsgefühl zu Österreich. Bei der Frage, ob sie sich eher Österreich oder ihrem Herkunftsland zugehörig fühlen, entscheiden sich Zugewanderte mit einer Aufenthaltsdauer zwischen einem und unter fünf Jahren zu 55,7 % für Österreich. Der Anteil steigt bei einer Aufenthaltsdauer von fünf bis 15 Jahren auf 70,4 % und bei über 15 Jahren auf 81,0 % an.
In Österreich Geborene sehen Zusammenleben kritischer als Zugewanderte
23,2 % der in Österreich Geborenen bewerten das Miteinander als „sehr gut“ oder „eher gut“, vier von zehn Personen (40,2 %) hingegen als „eher schlecht“ oder „sehr schlecht“. Die kritischen Stimmen sind im Vergleich zu den Vorjahren (2022: 25,1 %; 2023: 34,0 %) merklich angewachsen. In Österreich Geborene,
die besonders häufig Kontakt zu Migrant:innen haben, stufen das Zusammenleben als tendenziell besser ein als jene, die seltener oder nie Kontakt haben. Zugewanderte wiederum schätzen das Miteinander zwischen Österreicher:innen und Migrant:innen zu 55,8 % als „sehr gut“ oder „eher gut“ ein und nehmen es im Vergleich zu in Österreich Geborenen positiver wahr. Gegenüber dem Vorjahr, als noch 61,3 % der im Ausland Geborenen das Miteinander als „sehr gut“ oder „eher gut“ bewerteten, hat sich die Stimmungslage jedoch ebenfalls eingetrübt. Unter den Zugewanderten bewerten jene, die kürzer in Österreich leben, das Zusammenleben besser als jene, die schon länger in Österreich sind. Der Anteil der Zugewanderten, die das Zusammenleben als „sehr gut“ oder „eher gut“ einstufen, sinkt von 70,9 % bei einer Aufenthaltsdauer von ein bis unter fünf Jahren über 61,7 % bei einer Aufenthaltsdauer von fünf bis 15 Jahren bis auf 47,8 % bei jenen mit einer Aufenthaltsdauer über 15 Jahre.
Gute Deutschkenntnisse bei in Bosnien-Herzegowina, Serbien oder Afghanistan Geborenen
Die Migrationserhebung 2024 umfasste auch Fragen zum Sprachgebrauch und zu Sprachkenntnissen. Bezogen auf die Kommunikation zu Hause geben 12,9 % der Zugewanderten an, dass diese überwiegend in deutscher Sprache erfolge. Die Hälfte (50,8 %) kommuniziert zu Hause überwiegend in ihrer Herkunftssprache. Die Kommunikation mit Freund:innen findet im Vergleich zum Sprachgebrauch zu Hause häufiger in deutscher Sprache statt: 24,5 % der Zugewanderten geben an, mit befreundeten Personen „ausschließlich“ oder „überwiegend“ Deutsch zu reden, während 25,4 % ausschließlich oder überwiegend in ihrer Herkunftssprache kommunizieren. Der Sprachgebrauch hängt eng mit den Kenntnissen der deutschen Sprache zusammen. Ihre gegenwärtigen Deutschkenntnisse schätzen am häufigsten Personen zumindest als gut ein, die in Bosnien und Herzegowina (72,0 %), Serbien (67,7 %) oder dem Iran (67,6 %) geboren sind. Am niedrigsten ist dieser Anteil bei Zugewanderten aus der Ukraine (36,9 %), der Türkei (51,2 %) und Syrien (58,1 %).
Quelle: statistik.at
Demografie – Teil 2: Bevölkerungswachstum, Verlustregionen und Stagnation der Erwerbsbevölkerung