Demografie – Teil 2: Bevölkerungswachstum, Verlustregionen und Stagnation der Erwerbsbevölkerung

Die Macht der Demografie – Teil 2
Eine erste Google Recherche zum Thema Demografie förderte ein ernüchterndes Ergebnis zu Tage. Nur wenige bis kein aktuelles Forschungsmaterial ist dazu in Österreich per einfacher Internetrecherche zugänglich. Einzig die von Gesetzes wegen verpflichtete Statistik Austria liefert aktuelle umfassende Grundlagen. In diesem Teil 2 befassen wir uns der Frage: Wie sieht nun die aktuelle Entwicklung in Österreich aus?
Die Statistik Austria hat darauf zusammengefasst folgende Antworten:
Österreich „altert“ signifikant
Österreichs Bevölkerungswachstum wird aktuell und in der Zukunft maßgeblich durch Zuwanderung angetrieben, insbesondere durch die Fluchtmigration aus der Ukraine im Jahr 2022. Bis Mitte der 2060er Jahre wird erwartet, dass Österreich die Zehn-Millionen-Marke erreicht, wobei der demografische Wandel auch zu einer alternden Bevölkerung führt. Der Anteil der über 65-Jährigen wird voraussichtlich von derzeit 19,5 % auf 26,6 % im Jahr 2040 ansteigen, was die umlagefinanzierten Sicherungssysteme wie Pensionen und Gesundheitsversorgung unter Druck setzt und den Mangel an Fach- und Arbeitskräften verschärft.
Wanderungsgewinne übertreffen prognostizierte Geburtendefizite
Der zukünftige Bevölkerungszuwachs ist ausschließlich auf erwartete Wanderungsgewinne von langfristig rund 28 000 bis 35 000 Personen pro Jahr zurückzuführen. Damit würde sich ein langjähriger Trend fortsetzen:
Seit der Jahrhundertwende ist die Einwohner:innenzahl Österreichs vor allem durch Wanderungsüberschüsse gestiegen. Zur Volkszählung 2001 zählte Österreich erstmals knapp über 8 Mio. Einwohner:innen, bis 2022 ergab sich eine Zunahme um 12,6 % auf 9,1 Mio. Von dem Zuwachs entfielen nur rund 1,4 % auf Geburtenüberschüsse, der überwiegende Teil waren Wanderungsgewinne. Während in den Jahren 2020
bis 2022 die COVID-19-Pandemie zu einem Anstieg der Sterbefälle und damit zu negativen Geburtenbilanzen führte, dürfte die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten auch langfristig übertreffen, da die starken Geburtsjahrgänge des Babybooms der 1950er und 1960er Jahre zunehmend in höhere Altersklassen rücken.
Trotz einer absehbar negativen Geburtenbilanz wird gemäß Hauptvariante ein weiterer Bevölkerungsanstieg prognostiziert, da die Wanderungsgewinne die Verluste aus der Geburtenbilanz übertreffen.
Auf Wien entfällt mehr als ein Drittel der internationalen Zuwanderung
Das für Österreich prognostizierte Bevölkerungswachstum von 13,1 % bis 2080 wird sich regional sehr unterschiedlich verteilen. Migrationsbedingt überdurchschnittlich starke Zuwächse sind in Wien zu erwarten. Auf die Bundeshauptstadt entfällt mehr als ein Drittel der internationalen Zuwanderung nach Österreich. Wien hat bereits mit 1.10.2023 – wie zuletzt vor etwas über 100 Jahren – die Zwei-Millionen-Marke überschritten.
In Kärnten ist hingegen mit leichten Bevölkerungsverlusten zu rechnen. Die Einwohner:innenzahl ist bereits mit 1.4.2023 hinter Salzburg zurückgefallen.
Salzburg ist damit zum bevölkerungsmäßig sechstgrößten Bundesland aufgestiegen.
Neben Wien wird bis 2040 auch für Vorarlberg und Oberösterreich ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum prognostiziert, die Entwicklung in Niederösterreich entspricht in etwa dem Bundesschnitt. In den übrigen Bundesländern wachsen die Bevölkerungszahlen langsamer.
Erwerbstätigkeit stagniert trotz Bevölkerungswachstums
Trotz eines Bevölkerungswachstums von 6,6 % bis 2040 wird die Zahl der Erwerbspersonen in Österreich nur minimal steigen, was auf eine stagnierende Erwerbsbeteiligung und eine alternde Bevölkerung zurückzuführen ist.
Zusammenfassung
Die regionalen Unterschiede im Bevölkerungswachstum sind markant, wobei Wien durch internationale Zuwanderung besonders stark wächst und bereits die Zwei-Millionen-Marke erreicht hat, während andere Regionen wie Kärnten Bevölkerungsverluste verzeichnen. Dies verdeutlicht die unterschiedlichen demografischen Entwicklungen und Herausforderungen, denen sich die österreichischen Bundesländer gegenübersehen.