Flüchtlinge – Lehrlinge – Unternehmen: Ing. Mag. (FH) Richard Döltl im Interview
Mein erster Interviewpartner zum Thema Flüchtlinge und österreichische Unternehmen ist Ing. Mag. (FH) Richard Döltl, Geschäftsführer von deg-elektro.at.
Er ist zudem allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Elektrotechnik.
Das Interview findet in seinem Büro im 16. Bezirk in Wien statt.
Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vor
Unser Unternehmen besteht mittlerweile seit 15 Jahren. Ich war zuvor Gruppenleiter bei einem der größten österreichischen Elektriker, mit etwa 400 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Unsere Firma beschäftigt mittlerweile an die 30 Mitarbeiter und zu unseren Kunden zählen vorwiegend Hausverwaltungen und Unternehmen aus Gewerbe und Industrie, wie beispielsweise das Haus des Meeres.
Sie beschäftigen Lehrlinge. Bitte verraten Sie uns, wie viele Sie derzeit haben.
Aktuell beschäftigen wir sieben Lehrlinge. Zwei davon werden in Kürze, genau genommen im Oktober, ausgelernt haben.
Seit einigen Jahren stelle ich fest, dass Lehrlinge mit Migrationshintergrund trotz möglicherweise anfänglicher Sprachschwierigkeiten die Lehrausbildung sehr gut absolvieren und sich zu sehr zuverlässigen Mitarbeitern entwickeln. Vor mehr als einem Jahr haben wir auch zwei Lehrlinge aufgenommen, die aus ihrem Heimatland flüchten mussten und denen subsidiärer Schutz gewährt wurde. Für mich zählt vor allem das Verhalten und die Leistung, die jeder erbringt und ich bin hochzufrieden mit meinen derzeitigen Lehrlingen.
Wie kommen Sie üblicherweise zu Ihren Lehrlingen?
Aktiv über das AMS, aber auch über Netzwerkpartner und Empfehlungen.
Sie haben also keine Berührungsängste mit jungen Menschen, die aus einem anderen Land zu uns geflüchtet sind?
Nein, ganz im Gegenteil. Angesichts des immer größer werdenden Fachkräftemangels in unserer Branche ist es erforderlich, Facharbeiter bestmöglich selber auszubilden und weiterzuentwickeln, gleichgültig ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Jedoch ist ein Trend erkennbar, dass sich vergleichsweise mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund für den Beruf des Elektrotechnikers interessieren, als andere Lehrstellensuchende.
Was würden Sie Unternehmern, die gerne Flüchtlinge, die hier Asyl oder subsidiären Schutz haben, aufnehmen möchten raten?
Dass sie diese Menschen willkommen heißen und aufnehmen sollten, wenn sie die nötigen Voraussetzungen erfüllen. Denn diese jungen Menschen unterscheiden sich keineswegs von anderen Bewerbern. Einzig der Wille des Jugendlichen, eine Lehrausbildung erfolgreich zu absolvieren, zählt!
Gibt es noch etwas, dass Sie uns gerne erzählen würden?
Ja, und zwar ganz aktuell wird unsere Firma bei einem unserer Kunden, einer Hausverwaltung, ehrenamtlich mithelfen, Wohnungen für Flüchtlinge elektrotechnisch auf Vordermann zu bringen. Wir freuen uns sehr darauf, auch hier einen kleinen Beitrag leisten zu können.
Ich bedanke mich für das Gespräch!
Ich danke Ihnen.
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