Florist und Innungsmeister Thomas Kaltenböck: Es gibt kaum geeignete Bewerber für unseren Beruf
Eine Ausssendung des NÖ Wirtschaftspressedienstes erstaunt die Redaktion: Neben dem Loblied auf den Erfolg der Branche der Gärtner & Floristen, war von Bewerbermangel und gar von 20 Stunden Arbeitstagen die Rede. Na klar – bei dem Anspruch, wird sich wohl keiner finden – so die erste Reaktion. Ein Grund also für das unternehmerweb.at einmal nachzufragen:
Telefoninterview mit dem Landesinnungsmeister Gärtner & Floristen Niederösterreichs Thomas Peter Kaltenböck zur Pressemeldung NÖ Wirtschaftspressedienst vom 09. Mai 2014
Herr Kaltenböck, kürzlich fand der „Tag der offenen Gärtnereien“ statt. Sie freuen sich Ihrer Aussage nach gegenüber dem NÖ Wirtschaftspressedienst über eine gute Auftragslage und eine gute Stimmung in Ihrem Gewerbe. Worauf führen Sie es zurück, dass das Geschäft brummt?
Das Geschäft des Gartengestalters und Floristen ist seit je her vom Wetter abhängig. Das betrifft insbesondere auf die Gartengestalter zu, da spielt sich der Großteil der Arbeit im Freien ab. Man muss dabei einfach immer auf Glück arbeiten.
Heuer war die Wetterlage deutlich besser als im Vergleich zum Vorjahr. Letztes Jahr war es bis Mitte Mai kalt und regnerischer, heuer sind wir vom Wetter wiederum positiv begünstig. Das wirkt sich direkt auf das Geschäft aus und erklärt das gute Ergebnis von heuer?
Dennoch ist nicht alles eitle Wonne, vor allem wenn es um die Auftragsabwicklung zu Zeiten sehr hoher Nachfrage, wie jetzt im Frühjahr geht. Sie sprechen direkt von ungeduldigen Kunden, die sich Alternativen suchen, wenn Sie zu lange warten müssen. Was verstehen Sie unter Alternativen und wieso kommt es überhaupt zu dieser Situation?
Der Kunde ist es heute aus allen möglichen Bereichen gewohnt, dass vieles sehr schnell geht. Bedingt durch das gute Wetter, kommt es nun bei vielen Betrieben im Bereich der Gartengestaltung zu einem regelrechten Ansturm an Anfragen und Wünschen. Diese lassen sich dann nicht immer innerhalb des vom Kunden gewünschten oft sehr kurzen Zeitraumes erfüllen. Manche Kunden, so scheint es, haben den Bezug zur Natur verloren und verstehen nicht, dass wir hier von der Natur abhängig sind.
Gelingt es innerhalb von 2-3 Tagen beim Kunden vorbei zuschauen und mit ihm vor Ort seine Wünsche zu besprechen, so bleibt dann doch meistens die Zeit, ein Konzept für die Gestaltung zu entwickeln. Gelingt das nicht, so suchen sich die Kunden eben Alternativen. Diese Alternativen liegen dann oft im Selbermachen oder aber es werden meist Firmen beauftragt, die dazu weder das benötigte Fachwissen noch eine Gewerbeberechtigung besitzen. Das führt dann oftmals nicht nur zu nicht zufriedenstellenden Ergebnissen, sondern die entsprechenden nicht berechtigten Anbieter haben mit einer Anzeige zu rechen. Ob nun viel oder weniger „gepfuscht“ wird ist übrigens auch ein Wetterphänomen.
Nun gibt es laut ihrer Aussage kaum geeignete Interessenten für den Beruf. Woran liegt das?
Der Beruf des Gartengestalters ist mit schwerer körperlicher Arbeit verbunden, findet vorwiegend bei den Gartengestaltern vor allem in Freien statt und ist durchaus ein Beruf bei dem man, bei der Arbeit mit Erde in Berührung kommt. Auch sind die Verdienstmöglichkeiten im Vergleich mit anderen Berufen nicht besonders attraktiv, da es sich ja um einen mit der Landwirtschaft verwandten Beruf handelt. Die Anforderungen bezüglich gestalterischer und ästhetischer Umsetzung sind insbesondere bei den Floristen sehr hoch. Außerdem haben wir eine sechs Tage Woche, weil unsere Kunden am Samstag gerne zu uns einkaufen kommen. In den Medien, vor allem in Ö3 wird eine Arbeitswoche eines Handwerkers oft als negativ dargestellt und alle sind scheinbar froh, wenn am Mittwoch die Woche sich bald zu Ende neigt.
Man muss also schon gerne in und mit der Natur arbeiten. Aber gerade darin liegt viel Erfüllung, die weit über die Arbeit als solche hinausgeht. Diese Einstellung muss man mitbringen, wenn man als Gartengestalter oder Florist glücklich werden will.
Leider spüren wir hier auch von den Eltern oft eine negative Haltung, da die schönen Seiten des Berufs nicht gesehen werden und diese Haltung überträgt sich dann auf die Kinder, die sich einen anderen Beruf suchen.
Sie beklagten sich in besagter Pressemeldung auch über die mangelnde Bereitschaft in Zeiten vermehrter Aufträge. Man müsse dann auch einmal mit einer Arbeitszeit von 20 Stunden am Tag rechnen. Wie können wir diese Aussage verstehen? Auf wen beziehen Sie das?
Leider bin ich hier missverstanden worden. Ich habe nämlich gemeint: Würde ein Unternehmer wirklich alles abarbeiten wollen, was in den Stoßzeiten des Frühjahr anfällt, dann würde es ganz bestimmt einen 20 Stunden Tag brauchen. Und auf einen Angestellten kann ich das unmöglich beziehen!
Wie kann Ihrer Meinung nach der Beruf des Gärtners & Floristen attraktiver gestaltet werden? Sind hier von Seiten der Innung in nächster Zeit Maßnahmen geplant?
Es geht vor allem darum Bewusstsein für den Mehrwert dieses an sich sehr schönen Berufes zu schaffen. Es gibt von unserer Seite her auch einige Ideen, wie Wettbewerbe auf Landes-, aber auch auf Bundesebene, die den Nachwuchs anspornen sollen, gewährleistet werden können. Werkstück Natur pur zum Beispiel, wo nur mit Naturmaterialien gearbeitet wird.
Darüber hinaus haben wir eine Website: www.ihr-florist.at auf der viele unsere Aktivitäten angekündigt und dokumentiert sind. Hier wird dieser Beruf in einem entsprechenden attraktiven Rahmen darstellt.
Die Redaktion bedankt sich für das Gespräch!
Link:
Landesinnung Gärtner & Floristen