Barbara Liebermeister: Manifest für eine verantwortungsvolle KI-Nutzung

Seit fünf Jahren leite ich ehrenamtlich den Fachbeirat der Integrata Stiftung für humane Nutzung der Informationstechnologie. In dieser Funktion habe ich mit Datenspezialisten und anderen eher technikaffinen Menschen – bereits, bevor durch ChatGPT die generative KI eine so breite Aufmerksamkeit erhielt – ein Manifest für eine kluge und verantwortungsvolle KI-Nutzung geschrieben. Unsere Leitidee hierbei war: KI soll die Führung unterstützen, doch nicht ersetzen. Führung bleibt menschlich, denn sie ist und bleibt Beziehungsarbeit.
In dem Manifest haben wir neun Grundsätze formuliert, die Führungskräften als Richtschnur dienen:
- Menschliche Führung bleibt zentral – Führung bedeutet, Beziehungen zu gestalten. KI kann zwar Daten liefern, doch keine authentische Empathie zeigen. Die Kernverantwortung bleibt deshalb in menschlicher Hand.
- Verantwortlichkeit ist nicht an Technik delegierbar – KI darf nie als Verantwortungsersatz dienen. Wer sie einsetzt, muss ihre Handlungen überblicken und die Verantwortung dafür tragen.
- KI als Unterstützung, nicht als Entscheider – Automatisierung kann den Alltag erleichtern, doch am Ende braucht es immer eine Führungskraft, die das letzte Wort hat.
- Klare Grenzen für den KI-Einsatz – Der Rahmen des KI-Einsatzes muss klar definiert sein: Welche Aufgaben kann sie übernehmen, wo endet ihre Rolle?
- Regulierte Autonomie – Wenn KI gewisse Entscheidungen vorbereiten oder treffen soll, muss es abgestufte Kontrollsysteme geben.
- Transparenz als Grundprinzip – Führungskräfte und Mitarbeitende müssen verstehen, wie die KI zu ihren Vorschlägen und Analysen kommt.
- Jede KI-Entscheidung muss überprüfbar sein – Menschen müssen nachvollziehen können, welche Mechanismen hinter einer KI-basierten Entscheidung stehen, um sie bei Bedarf korrigieren zu können.
- Hohe Qualitätsstandards als Maßstab – Vor der Implementierung von KI müssen klare Kriterien definiert werden, die deren Wirksamkeit, Sicherheit und Verlässlichkeit sicherstellen.
- Gesetzliche Anpassungen mitdenken – Der Einsatz von KI in der Führung erfordert auch rechtliche Rahmenbedingungen, die Verantwortung und Haftung eindeutig klären.
Ein solches Manifest bleibt nur Papier, wenn es in der Praxis nicht gelebt wird. Deshalb haben wir in dem Beirat für die Anwendung dieser Prinzipien drei wesentliche Bedingungen erarbeitet:
- Klare Rahmenbedingungen. Zeitlich, räumlich und organisatorisch muss festgelegt sein, wie KI im Führungskontext eingesetzt wird.
- Eindeutige Haftung. Die Verantwortung für jede Entscheidung, die KI beeinflusst oder trifft, muss einer Führungskraft zugeordnet sein.
- Lückenlose Dokumentation. Jede KI-gestützte Entscheidung, die Menschen betrifft, muss transparent und nachverfolgbar sein.
Diese Prinzipien sollen sicherstellen, dass KI als Hilfsmittel genutzt wird, doch niemals an die Stelle von menschlicher Führung tritt. Die Handlungsmaxime lautet: Der Mensch führt; die Technologie folgt.
Barbara Liebermeister
Zur Autorin
Barbara Liebermeister leitet das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Wiesbaden (www.ifidz.de). Sie ist u.a. Autorin des Buchs „Führen mit Alpha Intelligence: Startklar für die Arbeitswelt der Zukunft“, das im Mai 2025 im Haufe-Verlag erschienen ist.