Marketing über Netzwerke
Als KMU und EPU kann man sich keine teuren Print-Kampagnen oder TV-Spots leisten, man muss die eigene Sichtbarkeit auf anderem Weg erreichen. Netzwerke eignen sich dafür am besten. Ich möchte hier ein paar Netzwerke vorstellen.
BNI – Business Network International
Dieses amerikanische System ist meiner Ansicht nach das beste Netzwerk, um Geschäfte zu machen. Ich war selbst drei Jahre dabei und kann sagen, dass ich mein Business über BNI aufgebaut habe.
Wie funktioniert das Netzwerk
Man trifft sich einmal in der Woche um 7 Uhr früh im Chapter (Unternehmergruppe mit Konkurrenzausschluss von 25 bis zu 50 Mitgliedern) und tauscht bei einem gemeinsamen Frühstück schriftlich Empfehlungen aus. Jede Woche hat man auch in einer 60-Sekunden-Präsentation die Möglichkeit sein Unternehmen und sein Angebot zu präsentieren. Man kann im Rahmen dieser 60 Sekunden auch konkret Kontakte und Firmen, die man sucht, nennen. Wenn die erhaltene Empfehlung zu einem Auftrag führt, bedankt man sich, auch schriftlich für den erzielten Nettoumsatz. BNI ist sehr statistik-getrieben und so weiß jedes Chapter genau, wer viele Empfehlungen abgibt und wieviel Umsatz daraus resultiert. Aus der Gruppe heraus wird auch ein Führungsteam ausgesucht, das die Administration des Chapters übernimmt.
Es gibt eine einmalige Einschreibgebühr von € 160 und einen Jahresbeitrag von € 925, alles exkl. MwSt. und als Werbungskosten absetzbar. Das Frühstück, Grundlage dieses Konzepts, ist hier nicht inbegriffen. Die Chapter suchen sich selbst ihre Frühstücks-Location aus und die Frühstücke kosten, je nach Verhandlungsgeschick zwischen 10 und 15 €. Das muss man im Prinzip auch budgetieren – also ca. 500 € pro Jahr zusätzlich. Neben dem wöchentlichen Termin im eigenen Chapter kann man jederzeit andere Chapter besuchen und es sind auch einige gute Workshops, die Netzwerk-Techniken und Empfehlungsmarketingkenntnisse vermitteln, im Preis inkludiert.
Disziplin
Wer nicht gerne früh aufsteht und geschäftlich viel unterwegs ist, für den ist BNI nichts. Anwesenheit und Pünktlichkeit werden genau vermerkt und wenn man krank oder auf Urlaub ist, muss man eine Vertretung schicken, die bei der 60-Sekunden-Präsentation vertritt und auch Gelegenheit hat sich selbst vorzustellen. Mir hat das eigentlich gefallen – es trennt die Spreu vom Weizen. Außerdem werden Mitgliedschaften nicht automatisch verlängert – wenn ein Mitglied sich nicht an die Regeln hält oder zu wenig Engagement zeigt, wird die Mitgliedschaft nicht verlängert. Das sichert die hohe Qualität des Netzwerks.
Für wen ist BNI besonders geeignet
In jedem Chapter darf nur jeweils ein Vertreter einer Berufsgruppe dabei sein – das heißt ein Tischler, ein Fotograf, ein Installateur. Für Handwerker eignet sich BNI besonders gut – der Installateur kann z.B. bei fast jedem Badezimmer Empfehlungen an den Baumeister, den Fliesenleger, den Elektriker und den Tischler geben und so passiert das auch oft. Je konkreter und verständlicher das Angebot, desto eher wird man bei BNI erfolgreich sein.
Warum ich nicht mehr dabei bin
Durch den engen, wöchentlichen Kontakt wird das Verhältnis oft freundschaftlich und das tut dem Business nicht immer gut. Auch die Abgrenzung vom eigenen Angebot, speziell im Beratungsbereich, ist oft schwierig und war für mich ein Grund auszusteigen. Insgesamt eine gute Erfahrung, für meine persönliche Weiterentwicklung war es aber wichtig mich anderen Netzwerken zuzuwenden.
Für die persönliche Weiterentwicklung kann ich auch
Frauen im ÖGV empfehlen. Ein Frauennetzwerk mit interessanten Impulsvorträgen von erfolgreichen Unternehmerinnen – sowohl die Vortragenden als auch das Publikum. Sympathisch ist der Mitgliedsbeitrag, der nach Unternehmensgröße gestaffelt ist. Es gibt mehrere Formate – ich war ein Jahr lang Mitglied und würde sagen, dass es gut für die Motivation aber wenig relevant für mein Business war.
Und dann gibt es noch
Raiffeisen Gute Beziehungen – ein hochkarätiges Netzwerk mit entsprechen höherem Jahresbeitrag. Hier habe ich eine Kollegin zu Ihren Erfahrungen befragt.
Das System funktioniert so, dass man ein Profil mit seinen Kompetenzen, Interessen und Kontaktwünschen ausfüllt. Man wird dann mit entsprechenden Kontakten vernetzt (um so gut wie möglich zu „matchen“, wird dazu eine Partnerbörsen-Software verwendet).
Diese Einzelgespräche werden ergänzt durch Abendveranstaltungen zu relevanten Themen, die freies Netzwerken möglich machen.
Die Einzelgespräche meiner Kollegin waren von sehr unterschiedlicher Qualität, sie konnte jedoch durch einen Vortrag bei einem der Netzwerkabende Geschäft generieren und einige wertvolle Kontakte knüpfen.
Trotzdem wird sie die Mitgliedschaft nicht verlängern – das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt für sie nicht.
Ihr Fazit und ich denke, das gilt für alle Netzwerke – man muss sich aktiv einbringen und die Möglichkeiten nützen. Außerdem soll man rechtzeitig erkennen, wenn die Möglichkeiten erschöpft sind und sich neue Kreise suchen.