Kommentar: Krisen-PR im Fall Plachutta
Wie das eigene Sendungsbewusstsein den Ruf einer ganzen Branche beschädigen kann
Am Montag den 28. April 2014 ist der Shitstorm (= Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht; Defintion www.duden.de) losgebrochen. Um 10:47 Uhr erreichte die Presseaussendung der Arbeiterkammer die unternehmerweb.at Redaktion. Sofort war klar: es ist jetzt nur mehr eine Frage der Zeit bis eines der großen Medien in Österreich das Thema aufgreift.
Shitstorm – Es kam was kommen musste:
Ein Kellner bei Plachutta zuckerte seine Erdbeeren und wurde entlassen (Online Standard)
Erdbeeren gesüßt: Kellner entlassen (Die Presse Online)
Plachutta-Kellner zuckerte seine Erdbeeren: Kündigung (Kurier Online)
Streit um Zucker: AK gegen Plachutta (ORF Online)
Am Nachmittag nach der Meldung im Online Standard ging es also los mit dem Sturm der Empörung. Mehrere hundert fast ausschließlich negative Kommentare wurden bisher dazu abgegeben. User forderten andere User auf Facebook das Geschehen auf der Plachutta Webseite zu kommentieren. Virales Marketing oder um eine anderes Buzzword zu bemühen – Negative Campaining – vom Feinsten also. Mit beträchtlichen Folgen, nicht nur für den Herrn Plachutta, sondern für die ganze Branche.
Der Sturm beginnt – Die Krisen-PR entscheidet über die Größe der negativen Folgen
Ich will den Rechtsstreit nicht kommentieren, was ich aber sehe ist, wie schnell und nachhaltig die Reaktionen auf einen von vorne herein als negative wahrgenommen Vorfall äußerst schädliche Wirklichkeiten entfalten kann. Dazu beigetragen hat vor allem die Reaktion von Herrn Plachutta. Schweigen wäre in diesem Fall vielleicht nicht Gold gewesen, aber immerhin noch unendlich besser als das, was dann kam.
Mittels Presseaussendung und Facebookeintrag wurde der Versuch unternommen, die Dinge zu relativieren. Eigentlich eine gute Idee. Leider war diese Krisen-PR von persönlichem Sendungsbewusstsein und einem nicht zu übersehenden „Ich-bin-ich“ Gefühl geleitet. Herr Plachutta hatte den betroffenen Dienstgeber nicht nur als Slowakischen Staatsbürger geoutet sondern im selben Moment auch noch die Arbeiterkammer frontal angegriffen, die sich gefälligst nicht für ArbeitnehmerInnen einzusetzen hat, die Ihren Lebensmittelpunkt nicht in Österreich haben. Besser und schneller kann man kaum Öl ins Feuer gießen.
Eskalation statt Beruhigung
Damit wurde nun nicht die Deeskalation begonnen, sondern im Gegenteil, der Shitstorm nur weiter geschürt. Denn plötzlich richtet sich der Zorn nicht nur gegen den Vorfall als solches, sondern nun auch in voller Wucht gegen die Person des Herrn Plachutta. Damit war jeder Damm gebrochen und er war persönlich zur Jagd freigegeben. Und Geschichten aus der offenbar nicht sonderlich ruhmreichen Vergangenheit des Herrn Plachutta, es war wohl nicht der erste Vorfall dieser Art, wurden in voller Breite aufgewärmt. Der Standard legte noch nach, mit einer Umfrage zum Thema: Wie sind Ihre Erfahrungen in Gastro-Jobs? Der perfekte Platz für viele, ihren Frust darüber loszuwerden.
Jetzt steht die ganze Branche am Pranger
Maximale Eskalation zu einem sehr hohen Preis! Nun war es vielen klar – Finger weg von der Gastro- und Tourismusbranche. Über die Folgen für die Plachutta Lokale will ich nun mal nicht nachdenken, das ist sein eigenes Problem. Denn auch in den folgenden Tagen waren Hintergrundberichte zum Thema der schlechten Arbeitsbedigungen in der Gastronomie zu lesen.
Ein anderes Problem ist nun, dass „WirtIn sein“ in der Öffentlichkeit nun wieder klar mit Ausbeutung, unhaltbaren Arbeitsbedingungen und Schikanen in Verbindung gebracht wird. Damit hat Herr Plachtutta seiner Branche, die es schon schwer genug hat gute Mitarbeiter zu finden, einen großen Bärendienst erwiesen. Ein ganz ähnliches Kunststück hat übrigens Frau Esselböck vor ein paar Wochen im ORF bei „Im Zentrum“ zustande gebracht. Dort sogar ganz ohne Not, aber wieder getrieben von einem allzu hohen Sendungsbewusstsein. Auch diese mittlerweile vergessene Tatsache ist im Plachutta-Shitstorm immer wieder hochgekocht.
Gute Krisen-PR kann helfen
In Österreich gibt es viele gute PR-Agenturen und noch viel mehr EPU, die Krisen-PR können. Hätte sich Herr Plachutta professionell beraten lassen, dann wäre ihm und damit auch vielen anderen GastronomInnen eine nicht zu kontrollierende negative Kampagne erspart geblieben.
Folge: Hohe Kosten bei negativem Image
Und: Die Kosten das Image wieder zu recht zu rücken, übersteigen den Wert einer punktuellen Beratung in diesem Falle um eine x-faches, über die Langfristigkeit und Hartnäckigkeit eines negativen Brandings ganz zu schwiegen.