Stil als authentischer Ausdruck der Persönlichkeit
Im letzten Blog-Eintrag vor mehr als einem Monat habe ich dafür plädiert, uns in der Frauenmode weg von den 3 „S“ – „schön, schlank und sexy“ – hin zu einem authentischen Ausdruck von „Macht“ zu bewegen. Aber was heißt „authentischer Ausdruck von Macht“ denn überhaupt? So viele Frauen es gibt, so viele individuelle Persönlichkeiten gibt es.

© BIld: Martina Gleissenebner-Teskey
Lassen Sie mich am Beispiel von Frau G. erklären, was ich meine:
Frau G. ist um die 45 und Assistentin in einem Büro, möchte selbst aber noch mehr Verantwortung übernehmen. Sie hat das Gefühl, dass ihre Kompetenz zwar sehr wohl wahrgenommen und gerne genützt wird, aber niemand so richtig das weitere Potenzial sieht.
Ein „machtvoller Stil“ wäre für sie also, als potentielle Führungskraft bzw. zumindest leitende Kraft wahrgenommen zu werden. Und natürlich will sie so bleiben, wie sie ist. Sie will sich weder verkleiden noch verstellen.
Wie schafft sie das?
Die entscheidenden drei Fragen:
Ich habe ihr die entscheidenden drei Fragen gestellt, um ein Stil-Profil für sie zu kreieren:
- Was lieben Sie ganz besonders an sich? (Die Kraft der Persönlichkeit steckt in dem, was Sie lieben. Über das, was Sie an sich lieben, finden Sie direkten Zugang zu Ihren größten Ressourcen): Offenheit, Schnelligkeit, Augen, Haare
- Womit ecken Sie immer wieder an? (womit wir anecken, verleiht uns im wahrsten Sinne des Wortes Ecken und Kanten; es ist die Kante an einer harmonischen Oberfläche, die das Interesse weckt und den Blick anzieht): Mit meiner Pingeligkeit
- Welche Werte sind Ihnen am wichtigsten? (auf Dauer können Sie nur aus Ihren Werten heraus leben. Jeder Mensch kann sich nur eine Zeit lang verstellen, bis er dann “aussteigt”): Ehrlichkeit, Familie, Freundschaft
Die Schlussfolgerung:
Aus diesen Antworten sowie der Analyse ihres aktuellen Stils und ihres Körper- und Farbtyps ergibt sich für diese Schlussfolgerung:
- Die Kombination aus „Genauigkeit (= Pingeligkeit)“ und „Schnelligkeit“ im Zusammenspiel mit ihren Werten Ehrlichkeit und Freundschaft, ist genau die Mischung, die Frau G. Zugang zu einer höheren Position verschafft, weil wir davon ausgehen können, dass sie sowohl mit Mitarbeitern wie mit der Aufgabe im besten Sinne verantwortungsvoll umgehen wird und dank ihrer Schnelligkeit die Dinge rasch voranbringen kann.
- Sie wird sich nicht mit Eitelkeiten aufhalten, sondern tun, was für den gemeinsamen Erfolg nötig ist.
ABER: eine höhere Position wird auch mit Durchsetzungskraft und Entscheidungsstärke assoziiert. Momentan überwiegt bei Frau G. jedoch das Bild der Zurückhaltung, der Verlässlichkeit, wie man sie in zuarbeitenden (aber nicht führenden) Personen sucht.Das bedeutet für Frau Gs‘ Stil: JA zu Klarheit und effizienter Geradlinigkeit UND: zusätzlich Akzente setzen, die Dynamik vermitteln und den Willen kommunizieren, gesehen zu werden.
Ich habe aus diesen Angaben folgendes „Moodboard“ entwickelt – d.h. eine Collage an Bildern der aktuellen Mode, die Frau G. ein Gefühl für die Weiterentwicklung ihres Stils Richtung „Macht“ geben sollen.
Und hier die „Übersetzung“:
Farben:
- Ausschließlich helle Farben vermeiden.
- Kontraste in die Kleidung bringen – diese symbolisieren Ecken und Kanten, welche wiederum mit Entscheidungsstärke assoziiert werden
- Überteile (Jacken, Westen) dunkel, untere Oberteile (Blusen, Shirts) hell
Haar:
- Bei besonders schlichter Kleidung die Haare offen lassen und damit Dynamik und Energie vermitteln
Make-up:
- Augen etwas stärker betonen, um den Blick dezent zu schärfen
- Wangenknochen etwas heraus-modellieren, um ebenfalls die Kantigkeit zu verstärken Accessoires (Taschen, Uhren, Schmuck):
- Je geradliniger die Kleidung, desto auffälliger kann das (eine!) Accessoire sein
Kleidung:
Ziel 1: natürliche Betonung der Schultern, ohne zu streng zu wirken
- Ein lockerer, weich fallender Mantel, der die Schultern betont, aber nicht kantiger macht – für einen etwas aggressiveren Akzent: in grünem/grün-braunem Leder (d.h. nicht zu hart werden!)
- Ein aktuell so modernes Cape, das die Schultern betont, am Oberkörper Volumen gibt und gleichzeitig die Hände frei lässt
- Kleider mit bedeckten Schultern – die Arme können dennoch frei bleiben
- Gerade bzw. „U-Boot“-Ausschnitte bevorzugen, unter Sakkos jedoch gerne auch Blusen mit Wasserfallkragen (= Kombination aus streng und weich, aber immer „klar“ und geradlinig)
- Für den Extra-Kick: Revers mit (abnehmbarem) Kunstfell-Besatz
- Zu verzichten auf: Rüschen (zu verspielt)
Ziel 2: Souveränität ausstrahlen
- Nicht zu viel Haut zeigen
- Röcke/ Kleider bis Knie oder länger, gerader Schnitt
- Röcke und Kleider eher mit lockeren, aber in den Schultern exakt geschnittenen Westen kombinieren als mit Sakkos, da diese gern etwas zu steif und bieder wirken – oder zumindest eine Bluse mit Wasserfallkragen →
- Immer darauf achten, ein lockeres, leicht fallendes Element einzubauen
- Stöckel jeder Höhe, aber es muss ein weicher Gang darin möglich sein.
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