Unternehmensübergabe – Finanzierung geplatzt?
Viele gut laufende Familienunternehmen haben intern keinen Nachfolger. Ihr Unternehmen hat seit vielen Jahren einen respektablen Umsatz und Ertrag erzielt. Ein fester Kundenstamm ermöglicht es auch in Zukunft rentabel zu arbeiten. Dennoch steht ein Unternehmensverkauf an, weil die Eigentümer in Pension gehen oder aus sonstigen Gründen das Unternehmen in gute Hände weitergeben möchten. Oft genug dauert die Übergabe aus Gründen der Kaufpreisfinanzierung unerwartet lange.
Einigkeit über den Kaufpreis muss erzielt werden
Viele Fragen müssen geklärt sein, damit das Unternehmen gut übergeben werden kann. Und selbstverständlich soll der richtige Nachfolger gefunden werden. Ein wesentlicher Punkt dabei ist, dass sich die beiden Geschäftspartner bezüglich des Kaufpreises und der damit zusammenhängenden Modalitäten handelseinig werden. Das gilt natürlich ebenso innerhalb einer Familie und ist in manchen Fällen noch komplizierter.
Wie schaut es mit der Finanzierung aus?
Wurde der Kaufpreis für das Unternehmen oder die Geschäftsanteile ermittelt ist der Übergabeprozess jedoch noch lange nicht über die Bühne gegangen. Denn es spielen noch wesentliche Faktoren in diesen Prozess hinein. In den wenigsten Fällen hat beispielsweise der Sohn oder die Tochter das Geld in der gesamten Höhe bereits zur Verfügung, wenn es um die Kaufpreisbesprechung geht. Geld ist ein heikles Thema innerhalb einer Familie. Da schwelen manchmal unter der Oberfläche kleinere oder größere Unstimmigkeiten.
Die Art der Finanzierung ist entscheidend
Je nachdem ob der Gesellschafter oder Inhaber das Geld gesamt überwiesen haben möchte, in eine Ratenzahlung einwilligt oder eine lebenslange Rente erhalten möchte – es muss das Kapitalbedürfnis angepasst werden. Es müssen in vielen Fällen Finanzierungsverhandlungen mit Banken eingeleitet, Förderungen in Erwägung gezogen und die Einbeziehung von Kapitalgebern angestrebt werden.
GmbH im Familienbesitz – ein Fallbeispiel
Die GmbH ist seit 90 Jahren im Familienbesitz und wurde am freien Markt angeboten. Das Unternehmen erwirtschaftete rund 2 Million Euro und konnte einen jährlichen Gewinn von rund 450.000 € aufweisen. Der Inhaber ist bereits 64Jahre alt und möchte nun in den Ruhestand gehen. Der potentielle Verkäufer ist ein Vertriebsspezialist und war bisher in leitenden Positionen angestellt. Er möchte nun sein eigener Chef werden. Er hat jedoch nur ein Eigenkapital von etwa 30 % der Verkaufssumme teilweise mit Immobilien besichert. Es beginnen schwierige Gespräche mit den Banken. Der Käufer muss klar beweisen, dass er der Richtige ist, dass er in den nächsten 15 – 20 Jahre nicht nur den Verkaufspreis wieder erwirtschaften wird sondern darüber hinaus maßgeblich Gewinn erzielen kann.
Die nächsten Schritte des potentiellen Käufers
Einer der ersten Tätigkeiten des Käufers war ein klar durchdachter und mit dem Verkäufer durchgesprochener Businessplan, mit einer Tragfähigkeitsplanung unter Berücksichtigung der Kaufpreiszahlung und der Berücksichtigung der Rückzahlungen. Die Liquidität musste gesichert sein, um mögliche Liquiditätsprobleme in der Zukunft schon „heute“ zu entdecken und dafür eine Gegenfinanzierung schon „heute“ einzuplanen. Der Businessplan wurde drei verschiedenen Banken vorgelegt und sehr hart verhandelt.
Ergebnis der Verhandlungen mit den Banken
Die erste Bank stieg aus, die zweite Finanzierungsquelle ebenso und erst bei der dritten Bank konnte in der „letzten Minute“ nach äußerst zähen Verhandlungen und Nachbesserungen die Finanzierung über die Bühne gehen.