Kommentar: Verlust, Salutogenese und Chancen erkennen
Hindernisse und Chancen liegen nah beieinander. Nutzen wir sie! Von wem dieses Zitat stammt, kann ich gerade nicht verifizieren. Es regt zum Nachdenken an. Zum Nachdenken darüber, ob es klug ist, sich bei Hindernissen, Unwägbarkeiten und unangenehmen Veränderungen zu wehren oder zu überlegen, welche Chance sich darin verbergen.
Reckwitz: Die Moderne lebt vom „Mehr“ und „Besser“
Der Soziologe Andreas Reckwitz sinniert über den Verlust im Standardinterview vom 14.Juni 2022. Der moderne Kapitalismus lebe von der Expansion und der Idee der Wohlstandssteigerung, so der Soziologe im Interview weiter. Beruht dies nicht auf einer gewissen Illusion? Denn gleichzeitig werden wir des öfteren, gerade als Unternehmer:innen eines Besseren belehrt. Sich das wünschen ist möglich und als Ziel zu definieren erfreulich. Jedoch macht uns die Welt, und der soziale Wandel, der immer präsent ist, mitunter einen Strich durch die Rechnung. So stellt auch Reckwitz in besagtem Interview fest, dass unintendierte Folgen globaler gesellschaftlicher Prozesse Verluste hervorbrächten, die so keiner geplant hatte.
Das Konzept der Salutogenese von Aaron Antonovsky
Mir erscheint das Konzept der Salutogenese als weitreichender, als jenes der Resilienz, auf das Reckwitz im Standardinterview angesprochen wird. Der Begriff der Resilienz bedeutet die psychische Widerstandskraft, die ein Individuum mehr oder weniger hat. Die Salutogenese beruht auf dem Kohärenzgefühl. Und dieses baut auf drei Säulen auf. Diese drei Säulen sind die Verstehbarkeit, die Handhabbarkeit und die Bedeutsamkeit. Und referiert somit über das Individuum in Bezug auf die Umwelt. Wenn wir und gerade als Unternehmer:innen die Zusammenhänge verstehen und uns bemühen, Dinge die passieren, einzuordnen und anzunehmen, dann ist die erste Säule der Verstehbarkeit nach Antonovsky erfüllt. Unter der Handhabbarkeit versteht er die Befähigung, aus bestimmten Ereignissen, die uns vielleicht überfallen, etwas Konstruktives zu machen. Damit ist die Selbstwirksamkeit gemeint. Die dritte Säule ist die der Bedeutsamkeit. Welchen Sinn kann es haben, was gerade passiert und wie man das in ein bestehendes Geschäftsmodell, in meinen Unternehmensalltag integriert und welche Bedeutung das eben hat. Und wenn ich darum ringe, diese zu finden und zu erkennen, dann sprechen wir insgesamt von einem Kohärenzgefühl, dass uns, für den Wandel in unserer Welt wappnet.
Den Verlust in einen Mehrwert umwandeln
Dies scheint unmöglich – vielleicht nur auf den ersten Blick. Welche Chancen birgt den ein Hindernis und eine Unwägbarkeit. Möglicherweise gelangt man durch einen momentanen Verlust zu einem nachhaltigen Gewinn. Weil man umstrukturiert, weil man aus Fehlern gelernt hat und sich ein ganz neues Geschäftsfeld auftut. Dazu darf man sich nicht per se vor einem Verlust, vor einer Veränderung fürchten, sondern Gelassenheit an den Tag legen und gut überlegen, wie es weitergehen kann.