Legal Tech als Unternehmer nutzen
Das Wesen von Legal Technology
„Legal Tech“ ist ein oft verwendeter Begriff, um den dieser Tage kaum noch ein Jurist herumkommt. Betrachtet man diesen daher genauer, wird man feststellen, dass es sich um einen sehr weitreichenden Begriff handelt, der keiner eindeutigen Definition zugänglich ist.
Der Begriff Legal Technology setzt sich zusammen aus den Begriffen „legal services“ und „technology“ und bezeichnet die Digitalisierung der juristischen Arbeit. Legal Technology ist also ein Oberbegriff für verschiedene Softwares und Online – Dienste, die Rechtsdienstleistungen unterstützen oder sogar völlig automatisiert durchführen. Primäre Ziele des Einsatzes von Legal Tech sind Effi-zienzsteigerung und die damit verbundene Kostenersparnis.
Es besteht mittlerweile eine beachtliche Anzahl an technologischen Hilfsmitteln, deren Einsatz den Arbeitsalltag eines Anwaltes effizienter und unkomplizierter gestalten soll. Um bei dem umfangreichen Angebot nicht den Überblick zu verlieren, soll in den folgenden Absätzen eine zusammengefasste Darstellung wichtiger Anwendungen von legal tech geboten werden.
Legal Technology beeinflusst die Arbeit eines Anwaltes vor allem in drei großen Bereichen:
Unterstützung in administrativen Tätigkeiten
Zum einen wird es durch den Einsatz von legal tech ermöglicht, administrative und Hilfstätigkeiten, welche in einer Anwalts- und Notarkanzlei oder der Rechtsabteilung eines Unternehmens viel Zeit in Anspruch nehmen, automatisiert und somit zeitschonender und vereinfacht durchzuführen.
Nicht mehr aus dem Kanzleialltag wegzudenken, ist wohl in erster Linie Anwaltssoftware, wie beispielsweise „Advokat“, „WinCaus“, oder „Notabene“. Denn sie vereinen Anwendungen wie Dokumenten- bzw. Aktenverwaltung, Rechnungslegung und Buchhaltung in einem Programm und stellen damit eine mittlerweile unverzichtbare Unterstützung für einen effizienten Arbeitsablauf dar.
Durch Softwares zur digitalen Dokumentenanalyse wird Anwälten die automatische Verarbeitung umfangreicher Dokumentensammlungen ermöglicht, um manuellen Aufwand, vor allem in Form von langer Lesezeit zu vermeiden. Dazu werden die Dokumente durch die Software anhand von Algorithmen, die auf Mustererkennung, Bildverarbeitung und Deep Learning basieren, automatisch strukturiert, erkannt und ausgelesen.
Auch andere Kanzleitools wie etwa Chatbots oder Diktiersoftwares können nützliche Hilfsmittel für einen effizienten Arbeitsablauf darstellen.
Automatisierung der Arbeit von Juristen in bestimmten Bereichen
Anwendungsfelder für legal tech ergeben sich inzwischen nahezu für die gesamte juristischen Tätigkeit – vor allem standardisierte Arbeitsabläufe bieten sich zur Automatisierung durch entsprechende Softwares an.
In erster Linie ist hier natürlich an juristische online-Datenbanken wie etwa die Rechtsdatenbank, RIDA oder das Rechtsinformationssystem zu denken, welche die Recherche als einen wesentlichen und zeitintensiven Aufgabenbereich im Berufsbild eines Anwaltes erleichtern und beschleunigen.
Als besonders praxisrelevant hervorzuheben sind ferner Systeme zur automatisierten Dokumentenerstellung, wie z.B. Vertragsgeneratoren oder Systeme zur Erstellung von Klageschriften. Hierzu zählen in Österreich formblitz.at, vertragen.at und yellowlaw.at. Die genannten Appikationen bieten Juristen wie auch Unternehmern und Privatpersonen die Möglichkeit, automationsunterstützt individuelle Vertragsmuster zusammenzustellen.
Vereinfachter Zugang zum Recht
Eine wesentliche Erleichterung bringen die Entwicklungen des legal tech auch im Bereich der Kontaktaufnahme zwischen Rechtsberatern und Rechtssuchern, welche durch Plattformen wie z.B. „meinanwalt.at“, auf welchen sich Anwälte und Kanzleien präsentieren und Rechtssuchende gezielt anhand von spezifischen Parametern nach dem passenden Rechtsbeistand suchen können, erheblich vereinfacht wird.
Den Vorteilen des vereinfachten, effizienteren Arbeitens durch Automatisierung von Standardprozessen und der damit verbundenen Zeitersparnis stehen jedoch durchaus auch kritische Meinungen gegenüber.
Resümee
Vor allem die mögliche Weiterentwicklung des legal tech, hin zu automatisierter Rechtsfindung und -analyse durch Einsatz von künstlicher Intelligenz, Big Data oder Machine-Learning- Technologie, welche das Berufsbild der Juristen wesentlich verändern werden, bereitet durchaus auch Sorgen. Da die genannten Entwicklungen jedoch unzweifelhaft weiter fortschreiten werden, gilt es, sich mit legal tech und seinen Chancen auseinanderzusetzen und an nicht standardisierbaren Aufgaben, sowie technischem Verständnis und unternehmerischem Denken festzuhalten, um von den Fortschritten zu profitieren und auch in Zukunft erfolgreich zu sein.
Die aktuell vorhandenen Legal-Tech-Applikationen bieten jedenfalls gerade Kleinkanzleien wie auch Unternehmern hin die Möglichkeit, durch verhältnismäßig geringen Kapitaleinsatz ressourcenschonend an der Welt des Rechts teilzunehmen.