Tax Freedom Day – Die Bürde der Steuerlast. Ein Kommentar.
„Happy Tax Freedom Day – 231 Tage nimmt der Staat dein Geld“, so sieht es eine Facebook Kampagne der NEOS. „Tax Freedom Day ist Mogelpackung“, so titulierte die Arbeiterkammer Wien ihre E-Mail-Newsletter Aussendung vom Freitag. Worum geht es?
Brutto minus Steuern
Nimmt man das Bruttogehalt und rechnet den Teil der von stattlichen Stellen in Form von Steuern einbehalten wird in einem, quasi als Block, so war der 20 August der Tag, ab dem das verdiente Geld in die eigene Tasche zu fließen beginnt. Bis zu 20. August 2015 floss alles sauer verdiente Geld in Steuern und Abgaben.
Ist alles was hinkt ein Vergleich?
Nun hinkt dieser Vergleich, denn dazu wären erstens die Berechnungsgrundlagen anzuführen, wie es die NEOS eben nicht gemacht haben und zweitens betrifft das ja nur eine statistisch ermittelten idealen Bürger. Darauf verweist auch die Arbeiterkammer in ihrer entgegen den normalen Gepflogenheiten dürren und mit zwei kurzen Absätzen auffällig kurzen Aussendung hin. Damit zeigt sie wohl ihre skeptische Haltung gegenüber den NEOS und/oder dem Stellenwert von Facebook.
Ludwig XIV. hatte Versailles
Der Gruß des Kaufmanns ist bekanntlich das Jammern und seit Steuern fällig werden, gehört die Beschwerde über die Steuerlast zum guten Ton. Steuern bilden aber von jeher das wirtschaftliche Fundament der Gesellschaft, das über das Gemeinwesen, viele Dinge des täglichen Lebens regelt. Es ist ja nicht mehr so wie zu Zeiten Ludwig des XIV, der über Steuern seine Kriege und Schlösser finanziert. Oder doch?
Verwaltung und Bürokratie
Steuern finanzieren nicht nur die Wohltätigkeit des Staates gegenüber seinen Bürgern und schaffen so eine notwendigen wirtschaftlichen Ausgleich zwischen den BürgerInnen. Die Verwaltung von all diesen Dingen muss natürlich auch mitfinanziert werden. Und jetzt geht es für jeden unternehmerisch tätigen Menschen ans Eingemachte. Denn letztlich und leicht verkürzt betrachtet finanziert jeder Unternehmer der Steuern und Abgaben zahlt die Bürokratie mit, die ihn oft in seinem Tun behindert.
Legendäre Gurkenkrümmungsverordnung
Längst geht ja nicht mehr nur um die groben Regeln des Unternehmeralltags, sondern auch um Dinge, die das Unternehmertum behindern. Die sprichwörtliche und mittlerweile wieder abgeschaffte Gurkenkrümmungsverordnung ist nur eines der legendären Beispiele. Wobei die Idee dahinter eine ganz simple ist. Es sollte die Transportierbarkeit des Gemüses verbessert werden. Doch das dem einzelnen Unternehmer und Händler zu überlassen, sollte es gleich eine EU-weite Regelung sein, die sich im Nachhinein als völlig nutzlos, ja hinderlich erwiesen hat. Aber der Prozess von der Idee bis zur Abschaffung kostet Geld. Geld das man sich vielleicht hätte sparen können.
Der Rechtfertigungsdruck der Bürokratie kostet
Und nun sind wieder beim Tax Freedom Day. Die Bürokratie tendiert dazu, das hat bereits der Soziologie Max Weber im 19. Jahrhundert beobachtet, ab einem gewissen Zeitpunkt sich hauptsächlich mit sich selbst zu beschäftigen. Das tun übrigens auch Unternehmen in bestimmten Zyklen ihres Lebens. Schaffen es Unternehmen nicht, diesen Prozess in den Griff zu bekommen, so regelt das im Normalfall der Kunde und diese Unternehmen verschwinden von Markt. Bei der Bürokratie gibt es leider keinen Markt und somit wächst diese meistens munter weiter, um sich immer mehr mit sich selbst zu beschäftigen, weil sie in ihrem Tun immer mehr gezwungen wird, sich gegenüber der Gesellschaft zu rechtfertigen.
Hat Österreich nichts dazugelernt?!
Das kostet Geld und somit fällt es den BürgerInnen auf, wenn sie ihre Steuern für die Verwaltung, sprich die Bürokratie zahlen. Und hier scheint mir in den letzten Jahren einiges aus dem Ruder zu laufen. Seit ich mich mit der Politik beschäftige und das sind nun mal weit mehr als 35 Jahre, ist eine der Top-Überschriften die Bürokratiereform. Egal ob als Verwaltungsreform, Bundesstaatsreform oder Transparenzgesetzgebung getarnt. Das einzige was bleibt ist, dass der Tax Fredom Day immer weiter nach hinten rückt. In den Siebziger Jahren war er, so mich meine Erinnerung nicht täuscht, noch irgendwo im April, nun ist es der 20. August.
Und nun frage ich mich einfach: Muss das sein – 20. August als Tax Freedom Day? Wie sehen die Alternativen aus? Warum schaffen es Generationen von Politikern nicht diesen Prozess zu verändern.
Was meinen Sie? Schreiben Sie uns ihre Vorstellungen.