Kommentar: Sackgasse Atomenergie praktiziert von unserem Nachbarn

Diese Meldungen hat die Redaktion am letzten Freitag über den Kanal des Niederösterreichichen Wirtschaftspressedienstes erhalten:
Tschechisches Atomkraftwerk Dukovany II kostet über 16 Milliarden
Noch heuer im Sommer werden auf dem Gelände des tschechischen Atomkraftwerks Dukovany erste geologische Untersuchungen stattfinden. Damit starten die Vorbereitungsarbeiten zum Bau von zwei neuen Reaktorblöcken an dem Meiler. Das kündigt Lukáš Vlček, der für die Materie zuständige Minister für Industrie und Handel an.
Wie der NÖ Wirtschaftspressedienst erfahren hat, soll der erste der beiden neuen Reaktorblöcke im Jahr 2036 ans Netz gehen. Für die Kernkraftwerkserweiterung – „Dukovany II“ – rechnet die Regierung derzeit mit Ausgaben von 407 Milliarden Kronen (16,4 Milliarden Euro). Es handelt sich damit um das größte staatliche Investitionsprojekt in der Geschichte der Tschechischen Republik. (mm)
Kommentar: Atomkraft – Milliarden für den Wahnsinn auf eine Million Jahre
407 Milliarden Kronen, über 16 Milliarden Euro – für ein einziges Kraftwerk, das frühestens 2036 ans Netz geht und dann Strom erzeugen soll, den falls man Kostenwahrheit anlegt, niemand mehr bezahlen kann. Atomenergie ist längst nicht mehr die „billige“ Lösung unserer Energieprobleme, sondern ihre teuerste Sackgasse, die derzeit zur Verfügung steht.
Ein Beispiel für den billigen Atomstrom
Der Strom aus dem britischen Atomkraftwerk Hinkley Point C wird zum geplanten Start deutlich über 15 Cent pro Kilowattstunde kosten, nach aktuellen Berechnungen etwa 16,7 Cent pro Kilowattstunde (Stand: 2027, bei angenommener Inflationsrate von 3 %). Dieser Preis liegt weit über dem aktuellen Marktpreis für Strom und auch deutlich über den Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne, die meist unter 10 Cent pro Kilowattstunde liegen. Dann gilt es zu erwähnen: Der ursprünglich geplante Start von Hinkley Point C war für das Jahr 2017 angesetzt. Aufgrund zahlreicher Verzögerungen und Kostensteigerungen wurde dieser Termin mehrfach verschoben. Nach aktuellem Stand (Januar 2024) rechnet der Betreiber EDF mit einer Inbetriebnahme zwischen 2029 und 2031.
Während Sonne und Wind heute schon konkurrenzlos günstig sind, verpulvert die tschechische Regierung Steuergeld für eine Technologie, die in Jahrzehnten veraltet ist – aber über Jahrtausende nachwirkt. Für 16 Milliarden Euro würde man zu aktuellen (österreichischen) Preisen 300 Millionen Quadratmeter PV-Fläche erhalten. Man könnert auch 4.000 bis 5.000 Windkraftanlagen damit bauen.
Kosten wirken sprichwörtlich ewig nach
Was man gerne auch „vergisst“: Die Kosten der Atomkraft enden nicht mit der letzten Kilowattstunde, sondern fangen da erst richtig an. Endlagerung, Rückbau, Sicherheit – das alles kostet . Nicht nur Geld, sondern Verantwortung über eine Million Jahre hinweg. Wer heute auf Atomkraft setzt, verschiebt das Problem auf mindestens vierzigtausend Generationen, die noch nicht einmal geboren sind.
Die Frage ist also nicht, ob wir uns Atomkraft leisten können. Die Frage ist: Wie können wir es verantworten, sie überhaupt noch zu bauen?