Krisenkolumne – Wikie und die vermeintlich starken Männer

„Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist.“
Dieses Zitat stammt aus dem letzten Bundespräsidentenwahlkampf von Norbert Hofer. Offensichtlich sind bestimmte rechte Kandiaten, wir müssen hier nicht gendern, dabei es uns ganz klar zu erläutern, was dieser Satz bedeutet. Der Bundespräsident als der starke Mann im Staat, der die Regierung entlässt und die ihm zugetane Regierung ruft dann gleich Neuwahlen aus – weil Wille des Volkes! Nachsatz: Das Volk bin ich – völlig egal was in der Verfassung steht! Dass Österreich eine parlamentarische Demokratie ist, das scheint niemanden zu interessieren. Aber das kennen wir mittelweile zur Genüge. Der Bundeskanzler, dem einmal das Vertrauen entzogen wurde und der einmal zurückgetretten ist und viele seiner Parteifreunde waren über Jahre der Meinung, dass er vom Volk gewählt wurde. Das Parlament, das tatsächlich laut Verfassung vom Volk gewählt wird, war ihm vor allem eines – lästig.
Wikie und die vermeintlich starken Männer
Warum erzähle ich Ihnen das? Weil die vermeintlich starken Männer, die sich in Österreich nicht wenige Menschen, manche sagen viel zu viele, herbeisehnen, kaum oder gar nicht demokratisch agieren. Illiberal, wie es unsere Nachbarn Orban und Kacynsiki gerne gebrauchen, ist nichts anderes als ein Synonym für diktatorisch. Einer der ganz „exzellenten“ Proponenten dieser Gattung hat im Februar einen Krieg mitten in Europa vom Zaun gebrochen und mobilisiert gerade seine Männer so richtig mit allem was dazugehört: zehntausende auch eigene Tote und Verwundete, nachhaltig zerstörte Landschaften, Hass auf Generationen hinaus und eine eigene Wirtschaft, die mit jeder Woche eine Jahr in seiner wirtschaftlichen Entwicklung zurückfällt. 210 Tage Krieg = 30 Jahre Rückschritt. BRAVO!
Unterschätze niemals deine Gegner
Und vermutlich alles nur, weil er gedacht hatte, seine demokratischen Gegner seinen dekadent und damit schwach, weil sie den starken und vor allem „allwissenden“ Mann verachten und angeblich unterschätzen. Putin hat sich offensichtlich in vielem, was er so vor sich hin dachte, gründliche verkalkuliert. Verloren hat auf jeden Fall das russische Volk, das angeblich enorm leidensfähig sein soll und ein paar andere „starke“ Männer. Sie müssen erkennen, dass gefestigte Demokratien, weder dekadent noch schwach sind. Sondern sie sind wirtschaftlich stark, weil sie nicht allzu sehr von Korruption zerfressen sind und im entscheidenden Moment schnell in der Lage sind, als Gemeinschaft zu operieren und auch zu kämpfen. Und sei es nur ein Wirtschaftskrieg und Waffenlieferungen. Das viel größere wirtschaftliche Potential wird siegen, das war schon im 1. und 2. Weltkrieg so. In asymetrischen Konflikten sieht das anders aus, aber Putin und seine Schergen kämpfen einen höchst konventionellen und letztlich antiquierten Krieg.
Oktober: Demokratische Wahlen fordern jede Bürgerin und jeden Bürger
War es nicht immer Wiki, der mit seinen schlauen Ideen die (vermeintlich) starken Männer gerettet hat? Das sollten wir uns alle überlegen, wenn wir im Oktober den Bundespräsidenten wählen. Wir brauchen jemand, der besonnen die verfassungsmäßig gedachte Funktion dieses Amtes ausübt und sich nicht in Stärke, sondern in demokratischer Demut, übt. Wir brauchen keinen starken Mann, sondern müssen als Bürger:innen unser demokratischen Rechte, vor allem auch das passive Wahlrecht, mit modernen Ansätzen und eigener Initiative und Schlauheit leben. Nur damit können wir die Welt, die nicht nur mit der momentanen Katastrophe Krieg sondern auch mir der viel schlimmeren Klimakatastrophe (zu) viel zu tun hat, schützen, im Sinne einer lebenswerten Welt für unsere Kinder, Enkel und Urenkel und letztlich für uns selbst.