Appell an die neue Regierung
„The economy, stupid!“ – damit konnte sich Bill Clinton gehen den amtierenden US-Präsidenten George W. Bush 1992 durchsetzen. Als Unternehmer bin ich natürlich versucht, das in der jetzigen Situation auf die gerade geschlagenen Wahlen in Österreich umzulegen. Glaubt den Befragungen des ORF, dann hat das Thema Wirtschaft für viele bei der Wahlentscheidung, wenn, dann nur am Rande, ein Wahlmotiv dargestellt. Es war also überhaupt nicht das Thema Ökonomie, das diese Wahlen entscheiden hat, wie damals bei Bill Clinton. Eigentlich verwunderlich, denn viele glauben, dass es ihnen schlechter geht als noch vor ein paar Jahren. Dieses Gefühl hat aber, bei genaueren Betrachtung, sehr wohl mit der wirtschaftlichen Lage dieses Landes zu tun.
Migrations-Stop und Verbrenner-Comeback
Es wäre aber meiner bescheidenen Meinung nach wichtig gewesen, sich im Wahlkampf mehr darauf zu fokussieren. Auch wenn wir jetzt einmal hypothetisch, dass für viele brennendste Thema die Migration stoppen würden, dann ist noch gar nichts gelöst – zumindest nicht für die Wirtschaft. Unser wichtigster Wirtschaftspartner, Deutschland, hat einen hartnäckigen Schnuppen an der Grenze zur Grippe – in Folge der Rezession. Die momentane Krise der Autobauer, wird ganz schnell auf Österreich herüber schwappen und wir dann haben viel schneller eine ausgewachsene Grippe, als uns lieb ist. Das „Verbrennerland“ Österreich wird es so nicht mehr geben – er hat keine Zukunft, auch wenn manche das nicht wahrhaben wollen.
Im wichtigsten und größten Automarkt der Welt, China, überwiegt, zwar erst seit kurzem aber doch, das E-Auto. Ob wir das hier in Österreich gut finden oder nicht. China hat daneben selbst enorme wirtschaftliche Probleme. Aus dieser Ecke ist kaum mit einem „Hoffnungschimmer“ zu rechnen, vor allem wenn wir unsere demokratischen Grundwerte und unsere persönliche Freiheit nicht über Bord werfen wollen. Was China später mit abhängigen Vasallen macht, dazu müssen wir nur unsere Augen nach Afrika, nach Asien aber auch (ein bisschen) nach Europa (z.B. Griechenland) richten.
KI – Die offensichtlichen und die nicht diskutierten Dinge
Das sind die sichtbaren, die offensichtlichen Dinge, die unsere Wirtschaft betreffen. Die unsichtbaren Dinge, die aber einer Revolution gleichen, die kommen aus einer ganz anderen Ecke. Das ist die „2. Welle der Digitalisierung“ durch die KI. Das Thema wurde im Wahlkampf so gut wie gar nicht diskutiert, obwohl unsere (nahe) Zukunft maßgeblich davon abhängt.
Ein Vergleich, der hinkt, aber vieles aufzeigt
Ein Beispiel aus meiner persönlichen Praxis: Da ich mir mittlerweile als EPU durch den Einsatz von KI ca. 1,5 Vollzeit-Mitarbeiter:innen spare, kann ich anders ausgedrückt plötzlich Dinge machen, die vor zwei bis drei Jahren für mich als EPU völlig unmöglich gewesen sind. Der Preis, den ich aber damit am Markt erzielen kann, ist nicht der Preis, den ich früher mit 1,5 Mitarbeitern erzielt habe, das ist die eine Seite. Die andere: ich muss nur eine im Verhältnis zu Mitarbeitern sehr billige KI bezahlen. Dieses Geld fließt aber – richtig – in die USA und trägt wenig zur Wertschöpfung in Österreich bei.
Zukunft ist momentan eine totale Blackbox
Nun sind solche isolierten Alltagsbetrachtungen meistens wenig wert. Die Erfahrung mit der Internet-Revolution der späten 1990er Jahre sagt mir, dass hier Kipppunkte vor uns liegt. Die kommen nicht morgen oder übermorgen, aber gefühlsmäßig in ein bis vielleicht zwei Jahren. Bis dahin ist also noch Zeit, die Rahmenbedingungen auf politischer Ebene abzupassen. Das Diffizile daran ist, das niemand weiß, was die KI in zwei Jahren leisten kann und wird. Es wird aber mehr sein, als wir uns bisher erwarten können.
Das macht es nicht nur schwierig, sondern kann auch zu völlig falschen Entscheidungen führen. Also wird es Mut und „Einflüsterer“ brauchen, die nicht ideologiegetrieben sind, sondern sich schlicht und ergreifend besser auskennen als der große Rest an Beratern. Und die gibt es – Überraschung – tatsächlich auch in Österreich (Übrigens nicht bei den bei Politer:innen meist beliebten globalen Beratungsunternehmen). Die politisch Verantwortlichen müssen sie unbedingt einbinden in die Strategiefindung. Parallel muss eine Sensibilisierung für das Thema KI in Richtung Bevölkerung stattfinden. Hier gilt es Ängste zu nehmen und Fakten zu positionieren. Das Feld darf nicht irgendwelchen „Weltuntergangsverschwörern“ mit „esoterischem“ Geheimwissen überlassen werden.
Klar ist, dass KI eine immer wichtigere Rolle einnehmen wird und wir hier schnellsten Programme und vor allem Rahmenbedingungen brauchen, die unsere Wirtschaft auf den vielen mit der KI verbundenen Ebenen noch vorne bringt.
Schrumpfende Wirtschaft ist für uns alle ein Problem
Mit einer schrumpfenden Wirtschaft ist es mittelfristig egal, was passieren wird, denn damit werden vielen Menschen nicht nur das Gefühl haben, dass es ihnen früher besser gegangen ist, sondern es wird tatsächlich so sein. Und den Menschen Verzicht beizubringen, das wird nicht oder kaum gelingen.
Appell sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern
Deshalb mein Appell an die neue Regierung, wie immer sie auch aussehen mag: „The economy, stupid! – Kümmert euch um die Wirtschaft und vor allem um die 2. Welle der Digitalisierung durch die KI. Schafft die Rahmenbedingungen die es braucht, um hier zu reüssieren!“