Späte Gründung und das erste Jahr finanzieren
Ich bin eine von den späten GründerInnen – ich habe vor 4 Jahren kurz vor meinem 50. Geburtstag nach einem langen Angestelltenleben in die Selbständigkeit gewechselt.
Diesen Schritt zu wagen, bedeutet Einiges an Mut und je besser man vorbereitet ist und je realistischer man seine Situation einschätzt, desto sicherer wird man die ersten, schwierigen Jahre überstehen. Folgend meine ganz persönlichen Erkenntnisse …
Zuerst ein Kassasturz – Rücklagen
Bevor man loslegt, ist es unumgänglich zu prüfen, was man an finanziellen Reserven hat und welche davon man auflösen bzw. umschichten kann. Ich habe sogar meinen Goldschmuck zum Tagespreis bewertet, als „ganz“ stille Reserve. Späte Gründer können oft auf einen „Golden Handshake“ oder eine Abfertigung zurückgreifen. Diese Geld für die Tilgung von Schulden (Wohnung ausbezahlen etc.) zu nutzen ist die beste Option. Wenn Sie keine Schulden haben, umso besser.
Fixkosten finanzieren
Wieviel Geld brauchen Sie im Monat um zu überleben – Miete, Versicherungen, Strom/Gas, Auto, Kredite, Kinder in Ausbildung, Haushalt, Kleidung, Mitgliedschaften, Therapeuten, Urlaube usw. Wenn Sie das genau wissen, können Sie sich ausrechnen, wie lange es sich ohne den ersten Kunden ausgeht, wobei ein Polster von € 5.000 für Unvorhergesehenes dringend anzuraten ist.
Gründen kosten was
Auch eine Firmengründung ist mit Kosten verbunden – Sie brauchen eine Website, Visitenkarten, technische Ausstattung, Steuer – und Unternehmensberatung, wenn Sie „Kopfarbeit“ verkaufen wollen. Bei der Eröffnung eines Geschäfts oder Produktionsbetriebes heißt es noch einmal richtig Geld in die Hand nehmen.
Förderungen nützen
Es gibt sehr viele Förderungen für Gründer – nur muss man um die Förderung ansuchen, BEVOR man einkauft. Das ist ganz wichtig und wird von vielen übersehen. Die Wirtschaftskammer und auch Banken bieten viele Veranstaltungen zu dem Thema.
Aufs Geld schauen
Die Zeiten von 14 Monatsgehältern als Angestellte sind vorbei und man muss jeden Tag selbst dafür sorgen, dass man Geschäfte macht, Rechnungen schreibt und seine Kosten bestreiten kann. Das ist genau so anstrengend wie lustvoll – je nach Tagesverfassung!!! Eine Steuerberaterin hat mir ganz am Anfang einen wertvollen Tipp gegeben „ wenn sich sechs Monate lang gar nichts tut, dann müssen Sie sich was Neues überlegen“.
Zum Schluss eine Empfehlung
Ich empfehle sein Geld so einzuteilen, dass man das erste Jahr theoretisch finanzieren kann. Die ersten Kunden sind dann sozusagen Zusatzeinkommen – das ist gut fürs Ego und nimmt auch den Druck weg. Mit einer realistischen Einschätzung seines Geschäftsmodells und gutem Finanzmanagement kann eigentlich nicht viel schief gehen.