Kommentar: Vegane Spieße versus Spießer
Ein Körper bleibt in Ruhe oder in gleichförmiger geradliniger Bewegung, solange die Summe der auf ihn wirkenden Kräfte null ist. Dieses Gesetz wurde von Isaac Newton (1643-1727) entdeckt. Die Trägheit macht sich beim Beschleunigen oder beim Abbremsen von Körpern bemerkbar. Das gilt offenbar nicht nur für Körper, sondern auch für Institutionen.
Fleischlose Küche bestehe aus mehr als nur gebackenen Champignons
Und damit sind wir beim Thema. Es geht um die Lehre für vegane Köch:innen. In einem Zeitalter, das von Klimakrise und der Sehnsucht vieler Menschen nach einem umweltgerechten Leben gekennzeichnet ist, wohl eine logische Konsequenz. Doch nicht in Österreich – wo kämen wir dahin.
„Fleischlose Küche bestehe aus mehr als nur gebackenen Champignons. Aber das sei für Kammerfunktionäre, die im 20. Jahrhundert stecken geblieben seien, schwer vorstellbar,“ sagt der bekannte Gastronom Sepp Schellhorn. Die Wirtschaftskammer wird wieder einmal zum Trägheitspunkt einer Entwicklung, nicht das erste Mal.
Freier Wettbewerb? -Wozu!
70 Jahre ist die Prüfungsordnung bei der Lehrabschlussprüfung für Köch:innen alt. Stellen Sie sich vor, die Prüfer müssten umlernen – grauslig. Wie geht das aber dann bei den Fahrschulen oder gar bei den Mechatroniker:innen?
Nach mehr als 25 Jahren meines Unternehmerlebens frage ich mich, ob der Machtanspruch der Wirtschaftskammer mit dem freien Wettbewerb, den sie fordert, vereinbar ist. Vom Anspruch, Zukunftsdenken zu besitzen ist offenbar das Zunftwesen übrig geblieben.
Die Mühlen malen langsam
Statt hier etwas Neues entstehen zu lassen und es freudig zu begrüßen, weil es ein Beitrag zu einer notwendigen Innovation wäre, fehlt wohl jegliche Fantasie, dass es Lokale geben kann, die kein Fleisch servieren und von professionellen Köchen beliefert werden. Diese Lokale sollten dann selbstverständlich Lehrlinge ausbilden – das ist für die Wirtschaftskammer in Österreich noch nicht vorstellbar.