Ja-Sager-Androide und deren Folgen

Sieht man sich den Film Robolove an, dann fällt auf, dass sämtliche Androide, Mensch-Maschinen, dergestalt programmiert werden, dass diese nur erwünschte Antworten geben und wohlfeile Gesten machen. Sie sind bedacht, dem gegenüber zu gefallen und die Wünsche möglichst perfekt zu erfüllen. Diese von Menschen programmierte Maschinen in menschlicher Gestalt oder als Phantasiewesen gestaltete Wesen sind auf soziale Verträglichkeit getrimmt. Die ChatGPT, stellvertretend für andere KI (Künstliche Intelligenz) Systeme, ist genauso bemüht, gute, annehmbare und genormte Antworten zu geben.
Wenn man das sieht und davon liest, erlebt und denkt man vielleicht, dass das sehr angenehm sei. Sieht man sich die kürzlich auf ORF erschienene Dokumentation Robolove an, erfährt man von Wesen zwischen Mensch und Maschine, die dem Gegenüber als angenehm, höflich und gehorsam gegenübertreten.
Stellen wir uns mal vor, mit einem solchen Wesen zusammenzuleben, ihnen im Alltag ständig zu begegnen. Dann werden uns unsere Wünsche von diesen Avataren gänzlich erfüllt. Wunderbar, denkt man im ersten Moment. Denkt man weiter nach und sieht es aus einer gesellschaftlichen Perspektive, dann stellen sich mehrere Fragen.
Fehlende Resonanz und Reflexion
Menschen, die man immer nur lobt, deren Verhaltensweisen, egal was sie tun, als gut befunden, werden in ihrem Tun permanent bestätigt. Oder anders gesagt, sie hören auf, zu hinterfragen, ob das, was sie tun, angemessen, angenehm und verträglich für einen oder mehrere Mitmenschen ist. Das bedeutet demnach, dass man sich in Gesellschaft von Avataren nie einem Korrektiv aussetzen muss. Und das kann dazu führen, dass man in seinem Verhalten beinahe grenzenlos wird.
Man sieht das am Beispiel von Kindern. Wenn diesen nie Grenzen gesetzt werden, dann artet es meistens aus. Sie werden eben grenzenlos in ihrem Tun und verhalten sich alles andere als sozialverträglich. Der Vergleich hinkt vielleicht ein wenig, da Kinder erst ihr inneres Korrektiv aufbauen müssen. Dennoch ist Erziehung nie ganz abgeschlossen. Wir als Gesellschaft erziehen uns gegenseitig. Wir reagieren auf die Anderen und passen uns mehr oder weniger den Anderen an. Wir entwickeln uns mit den anderen weiter. Setzen uns gemeinsam als Gesellschaft mit neuen Entwicklungen auseinander. Wir entwickeln damit neue Praktiken. Und dazu braucht es Resonanz und die Selbstreflexion.
Mensch oder Android
Diese Überlegungen entstehen deshalb, weil Androide, an denen aktuell weltweit geforscht wird, schon sehr menschenähnlich wirken. Zwar fühlt sich der Android noch eher kalt an und die Haut nach Silikon, doch die Entwicklungen schreiten voran und auch das wird man in den Griff bekommen. Wenn man nun schon zu seinem Auto und zu anderen Dingen eine gewissen Beziehung aufbaut, dann doch erst recht, wenn die Maschine aussieht, wie ein lieber Freund oder eine liebe Freundin. Und wenn man das weiterspinnt, so könnte es sein, dass man sich lieber mit solchen Androiden Ja-Sagern abgibt, als mit einem Freund, der kritisch auf etwas hinweist.
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