Kultur und Business erfolgreich vereint – das Beitkandinof in Tel Aviv
Die Stadt Tel Aviv boomt. Zahlreiche Startups sprießen aus dem Boden, Ideen und Innovationen zirkulieren. Eine dieser neuen Unternehmungen befindet sich mitten im alten arabischen Teil der Stadt – Jaffa. Das Beitkandinof ist ein Veranstaltungsort für Musik und Künstler aus der heimischen Szene sowie für internationale Aussteller. Nebenbei ist in den alten Gemäuern ein Restaurant beheimatet, was die Symbiose aus Business und Kultur perfekt macht.
Cool und sexy
Überall hängen und stehen Kunstwerke verteilt. Neben den Haupträumen, die als Sitzplätze für die Gäste des Restaurants dienen, finden sich Galerien und Räumlichkeiten für Workshops. Dort liegen Materialien, Stoffe und neu entstehende Kunstwerke herum. Im Hauptgang macht ein Kellner seine Runden. Touristen, Einheimische und die Künstler schätzen die familiäre und inspirierende Atmosphäre. Neue Stahlkonstruktionen und moderne Lampenschirme bieten eine Neuinterpretation der alten, bröckelnden Gemäuer.
Woher kam die Idee?
Der Laden öffnete Ende März 2017 und ist seitdem Treffpunkt für ein breites Publikum. Die Idee stammt von Amir Erlik und dessen Partnerin. Sein ganzes Berufsleben verbrachte er in der Gastronomie. Sie wuchs in einer Galerie auf. Anschließend studierte und lehrte sie Kunst. Beide Bereiche profitieren bei dieser Zusammenkunft voneinander. Die Künstler erfahren durch die Besucher des Restaurants ein größeres Publikum und mehr Aufmerksamkeit während die besondere Atmosphäre das Restaurant beseelt. Auf Events wie Eröffnungsfeiern, Live-Shows oder privaten Veranstaltungen kommen dann alle zusammen.
Die Entstehungsphase
Den Partnern kam die Idee dafür vor rund zweieinhalb Jahren. Zwei junge Leute kamen zusammen, um ihre Leidenschaften zu vereinen. Daraus entstand ein Coworking-Space für Künstler und ein Veranstaltungsort im Rahmen des Restaurants. Zunächst erstellten sie ein Business-Modell und beauftragten eine Consulting-Firma. Besonders die Suche nach einer geeigneten Räumlichkeit kostete viel Zeit und Gedanken. Jaffa ist dabei eine besondere Location, denn „Jaffa ist eine Kombination des Alten und Neuen und verkörpert die Koexistenz dieser Gegend. Es ist viel bodenständiger als Tel Aviv. Das ist sicher“, beschreibt Amir die Umgebung.
Historische Bedeutung der Location
Auch das Gebäude selbst hat eine außergewöhnliche Geschichte hinter sich. Es ist ein altes Gemäuer mit historischem Hintergrund im Herzen Jaffas. Ursprünglich diente es als eine Straße mit Marktständen. Diese dienen heute als die Studios der Künstler. Die Straße ist mit Sitzgelegenheiten für das Restaurant bestückt. Auch der Name Beitkandinof kommt von historischen Gegebenheiten. Kandinof war ein jüdischer Finanzminister, der die Marktstraße im späten 18. Jahrhundert in das Haus umbaute, welches es heute ist. Beit ( בית) heißt auf Hebräisch ganz einfach Haus. Anschließend diente es als Waisenhaus und Matratzenfirma ab den 1950ern.
Raum für Innovation
Heute ist Platz für fünf Künstlerstudios und ein Restaurant. In den Studios gehen verschiedene Künstler ein und aus. Manche bleiben für ein paar Wochen, andere mehrere Monate. Bis zu vier Künstler können dabei gleichzeitig ausstellen. Die übrigen Räume werden für verschiedene Workshops und Projektarbeiten genutzt. Die Studios werden an Galerien und Künstler aus der heimischen und internationalen Szene vermietet. Für deren Auswahl ist ein Gremium zuständig. Mit den wechselnden Künstlern ist der Ort ständig im Wandel. Dafür sorgen allerdings auch die Partner selbst, denn alle zwei Monate wird in einem Großprojekt, alles umgestaltet. Das soll die coole und sexy Atmosphäre unterstützen. Auch gutes Essen, guter Alkohol und Musik tragen dazu bei.
Wandlungsfähigkeit als Motto
Das Publikum ist dabei äußerst vielseitig und ungewöhnlich. Von Kunstsammlern bis Touristen ist alles dabei. Dafür sorgen auch verschiedene Themenveranstaltungen am Abend, wie z.B. eine Bluesnacht. „Ich kann nicht sagen, dass du jedes Mal die gleiche Erfahrung machst, wenn du Beitkandinof besuchst, aber das ist Teil der Idee“, erklärt Amir. Überraschungen gehören dazu. Um das alles zu organisieren arbeiten mittlerweile vier Partner rund um die Uhr. Dazu kommen die Küchenangestellten, Kellner, freie Mitarbeiter für spezifische Projekte und Kuratoren.
In der Zukunft soll der Veranstaltungsort zum Establishment für die Kunst- und Entertainmentszene gehören. Dabei wollen sie immer ausgefallen und innovativ bleiben. Auch außerhalb von Tel Aviv soll eine Kollaboration mit Künstlern entstehen auch im Rahmen mehrerer Standorte.