Fünf Punkte zu Geschäftsbeziehungen mit Japan
Im ersten Teil des Berichtes vom Interview mit dem österreichischen Wirtschaftsdelegierten Dr. Ingomar Lochschmidt und seinem Stellvertreter, Dr. Arnold Ackerer in Tokio wurde Wissenswertes über das Wesen japanischer Geschäftsbeziehungen geboten. Dieses Gespräch wurde exklusiv von den Redakteur*innen des Unternehmerweb.at geführt und soll für unsere Leser und Leserinnen interessante und wichtige Einblicke in japanische Gepflogenheiten geben. Zudem ist es für jene von Belang, die sich mit dem Gedanken tragen, mit und in Japan Geschäfte zu machen.
Fünf entscheidende Punkte zu Geschäftsbeziehungen mit Japan
Es wurde im ersten Teil dieser Serie erzählt, wie genau und fast schon pingelig Japaner sein können. Das hat seine Vor- und Nachteile – gewiss. Will man Geschäfte in Japan machen und hat seinen Hauptsitz in Österreich, so bedarf es eines in mehrerer Hinsicht langen Atems.
Punkt Eins – Zeit, Geduld und einen langen finanziellen Atem
Denn zuerst muss der potentielle österreichische Geschäftspartner bis in kleinste Detail beweisen, dass er einer zukünftigen Partnerschaft mit einem Japaner auch würdig ist. Das wiederum bedeutet viel Zeit, Geduld und die entsprechenden personellen und finanziellen Ressourcen. Man darf die Menge an Anfragen per E-Mail nicht unterschätzen, wird man damit auf Herz und Nieren geprüft. Man tut zudem gut daran, die erfolgende E-Mail – Flut präzise und rasch zu beantworten. Denn das zählt bereits zur Gesamtnote.
Punkt Zwei – Tradition und Kontinuität.
In Japan werden alteingesessene Geschäfte hoch geschätzt. Tradition ist ein Gut, auf das man großen Wert legt. So hat man einen gewissen Vorteil, wenn das Produkt, dass man am japanischen Markt anbieten möchte, aus einem Unternehmen mit langer Tradition stammt. Kann man dazu mit Ehrungen und Preisen aufwarten, hat man schon sehr gute Karten. Da Tradition in Japan hochgehalten wird, hat das gute und solide Handwerk einen besonderen Stellenwert. Daher darf es nicht verwundern, wenn auf Ersatzteile und Reparatur großen Wert gelegt wird. Also ist die Frage danach, ob es auch in 20 Jahren noch Ersatzteile für ein Gerät gäbe, keine Seltenheit. Tradition bedeutet auch Familie. Daher sind gut und lange geführte Familienunternehmen sehr geschätzt.
Punkt drei – Referenzmärkte
Japanische Entscheider stehen darauf, wenn ihr zukünftiger Geschäftspartner auf seriöse Referenzmärkte verweisen kann. Hat man daher nicht nur in Österreich sondern über die Landesgrenzen hinaus mit Deutschland bereits erfolgreiche Geschäfte abgewickelt, reüssiert man sehr bei den Japanern.
Punkt vier – Marken, High Tech und der USP
Japaner und Japanerinnen legen Wert auf Marken und einen hohen Qualitätsstandard. Wer bereits über eine bekannte Marke verfügt hat einige Vorteile. Wenn man ein einzigartiges Produkt und das womöglich im High Tech Bereich liegt anzubieten vermag, ist man als zukünftiger Geschäftspartner sehr interessant. Ist das technisch neue Produkt bereits in einem anderen ernstzunehmenden Land erprobt, beißen japanische Firmen eher an. Und müssen damit niemanden im eigenen Land verdrängen, wenn das Produkt ein Alleinstellungsmerkmal aufweist.
Punkt fünf – gute Dokumentation und technische Details
Alles was man belegen kann und bis ins kleinste Detail beschreibt, wie das Produkt funktioniert, macht fit für den japanischen Markt. Das geht soweit, wie bereits in dem vorangegangenen Artikel beschrieben, dass alles minutiös und gründlich geplant und perfekt sein muss.
Diesem Artikel wird in Kürze ein dritter Bericht mit weiteren Tipps und Veranstaltungen zum Thema folgen. Durch das neue Freihandelsabkommen mit Japan wurde bereits die Höhe von Zöllen reduziert. Um weitere Erleichterungen für Exporteure zu erreichen, gibt es bis 11. Juni die Möglichkeit, etwaige konkrete Handelshemmnisse an die WKO Außenwirtschaft Austria zu melden. Diese wird versuchen, Ihr Anliegen für die Tagesordnung der ersten Verhandlungsrunde in der EU-Kommission kund zu tun.