Weltwirtschaft: Geldpolitik der Notenbanken bleibt ein Schlüsselthema & zunehmende Unsicherheiten
Zunehmende Unsicherheiten durch politische Instabilitäten und Wetterextreme
Pressemitteilung: Dr. Arun Singh, Globaler Chefvolkswirt, Dun & Bradstreet:
Länderrisiko und globaler Ausblick September 2023
- In den USA überzeugt die Wirtschaft mit relativer Stärke. Weitere Zinserhöhungen durch die Fed sind nach jüngster Pause möglich.
- Stagflationsgefahren in Europa. Sowohl die EZB als auch die BoE stecken in einem Dilemma.
- China erhält eine Atempause in der Immobilienkrise und treibt die BRICS-Erweiterung voran.
- In Lateinamerika drohen neue Preisschübe durch das Wetterphänomen El Niño.
- Politische Umstürze in Afrika könnten zu Störungen an den Rohstoffmärkten führen.
Die Geldpolitik der Notenbanken gehört in vielen Teilen der Erde weiterhin zu den wichtigen Themen. So auch in den USA. In seiner Rede auf dem jährlichen Wirtschaftssymposium in Jackson Hole wies der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell darauf hin, dass mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen ist, falls das notwendig sein sollte. Gleichwohl ließ die Fed auf ihrer jüngsten Sitzung vom 20. September die Leitzinsen unverändert. Allerdings ist sie, wie die aktualisierten Projektionen zeigen, zu weiteren Zinsschritten bereit. Zudem scheint die Notenbank von einer weichen Landung der Wirtschaft auszugehen, worauf das überraschend solide Wachstum im zweiten Quartal und positive Indikatoren im dritten Quartal hindeuten. Ganz ohne Sorgen ist die US-Wirtschaft aber nicht. Zwar überzeugt der Dienstleistungssektor mit einem starken Wachstum. Im produzierenden Gewerbe ist die Lage allerdings schwieriger. Das gilt insbesondere für kleinere Produktionsunternehmen.
EZB steckt in einem Dilemma
Alles in allem spielt die relative Stärke der US-Wirtschaft sowie der abnehmende Druck auf dem US-Arbeitsmarkt der Fed in die Hände. Sie ist in ihren Entscheidungen deshalb freier als die EZB. Die europäischen Währungshüter stehen vor einem Balanceakt. Hintergrund ist, dass die Wirtschaft in der Eurozone stagniert, während die Inflation nach wie vor über dem Zielwert verharrt. Erhöht sie die Zinsen weiter, besteht die Gefahr, dass die Konjunktur in der Eurozone weiter zurückgeht. Tut sie es nicht, könnte ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Inflation in Frage gestellt werden.
UK: Bei den Zinsen ist das letzte Wort noch nicht gesprochen
Auch das Vereinigte Königreich befindet sich in einem Spannungsfeld aus abnehmendem Wirtschaftswachstum einerseits und einer hohen Preisdynamik anderseits. Zwar hat sich die Wirtschaft dort besser gehalten als in anderen Teilen Europas. Ein Problem stellt aber nach wie vor die hohe Inflation dar. Sie liegt über dem Niveau in der Eurozone und den USA. Für viele Marktbeobachter war es daher überraschend, dass die Bank of England (BoE) die Leitzinsen auf ihrer jüngsten Sitzung unverändert belassen hat, wenngleich die Entscheidung dafür denkbar knapp ausgefallen ist.
China: Zwischen Immobilienkrise und BRICS-Euphorie
In China blickt die Wirtschaft weiterhin auf den kriselnden Immobiliensektor. Positiv ist, dass der Immobilienentwickler Country Garden in letzter Minute die Zahlungsunfähigkeit vermeiden konnte. Was die Gesamtwirtschaft betrifft, könnten sich die von Peking in diesem Jahr gestarteten Konjunktur- und Stützungsprogramme gegen Ende des dritten Quartals auszahlen. Die Volksrepublik gehörte beim jüngsten BRICS-Gipfel im südafrikanischen Johannesburg zu den Kräften, die sich für die Aufnahme neuer Mitglieder stark gemacht haben. Am Ende wurden sechs Länder eingeladen, der Gruppe beizutreten: Saudi-Arabien, Iran, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Argentinien und Äthiopien. Ein Ziel der BRICS ist es, durch die mögliche Einführung einer gemeinsamen Währung dem US-Dollar Konkurrenz zu machen. Weil die Realisierung einer solchen neuen Leitwährung noch in weiter Ferne liegt, setzt der Verbund derzeit den Schwerpunkt auf die verstärkte Verwendung lokaler Währungen im gruppeninternen Handel.
Dürren in Lateinamerika, Umstürze in Afrika
In Lateinamerika besteht die Gefahr, dass die dürreähnlichen Bedingungen in mehreren Regionen aufgrund des Wetterphänomens El Niño die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung eindämmen. Vor allem Lebensmittel könnten von erneuten Preisschüben betroffen sein. Das erschwert Zinssenkungen durch die dortigen Zentralbanken. In Afrika wiederum haben sich die politischen Instabilitäten nach den Putschen in Niger und Gabun erhöht, was zu Störungen an den Rohstoffmärkten führen könnte. Gabun ist ein bedeutender Produzent von Mangan, das vor allem in der Stahlindustrie eingesetzt wird. Hier muss die weitere Entwicklung beobachtet werden. Auf die globalen Ölmärkte sollten die Ereignisse hingegen nur minimale Auswirkungen haben.
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