Volle Geschäfte oder gähnende Leere: Wie sich Citylagen in NÖ entwickeln
Seit 2013 untersucht die Beratungsgesellschaft Standort + Markt einmal im Jahr sämtliche Geschäftsflächen in ausgewählten Städten Österreichs. Mit St. Pölten, Baden, Amstetten, Mödling, Krems, Wiener Neustadt, Bruck/Leitha, Horn und Melk ist in der jüngsten Branchenanalyse auch die aktuelle Situation in neun innerstädtischen Verkaufszonen in Niederösterreich unter die Lupe genommen worden.
St. Pölten
Die Handels- und Gastronomieszene in der City der NÖ Landeshauptstadt sticht doppelt hervor. Sowohl mit der erfreulich niedrigen Leerstandsrate von nur 3,1 % gegenüber 7,5 % im Österreich-Durchschnitt, als auch mit der Geschäftsgröße. Denn jeder der 253 untersuchten Shops in St. Pölten ist im Schnitt 226 Quadratmeter groß. Mehr durchschnittliche Verkaufsfläche in Österreich haben nur noch die Geschäfte auf der Mariahilfer Straße in Wien mit 280 Quadratmetern.
Amstetten
In der Mostviertel-Metropole empfangen derzeit 260 Läden ihre Kunden auf 51.800 Quadratmetern. Auffällig hoch ist der Anteil an lokalen Filialen inhabergeführter Geschäfte des Einzelhandels, die von Filialen großer Handelsunternehmen verdrängt werden. Während der durchschnittliche Filialisierungsgrad in den Zentren der österreichischen Städte 38,2 % ausmacht, liegt er in Amstetten bei hohen 55,5 %. Mehr hat nur noch das steirische Leoben mit einem Filialisierungsgrad von 59,8 %.
Baden
Mit nur 5,6 % ist die Leerstandsrate in der City der Kurstadt auffällig niedrig. Auch die durchschnittliche Verkaufsfläche der 310 Geschäfte, die nur 79 Quadratmeter beträgt, sowie der Filialisierungsgrad mit 30,7 % sind gering. „Etwa 70 % der Verkaufsflächen Badens befinden sich in der Innenstadt, der Rest in agglomerierter Streulage“, analysiert Standort + Markt.
Mödling
Was die Handels- und Gastroszene in Baden auszeichnet, gilt auch für das nahe gelegene Mödling. Die 291 Geschäfte in der City der Babenbergerstadt sind mit durchschnittlich 87 Quadratmetern verhältnismäßig klein, und der Filialisierungsgrad zählt mit 23,1 % zu den geringsten unter allen von Standort + Markt analysierten Verkaufszonen. Mödling weist eine überwiegend traditionelle und beständige Handelsstruktur auf.
Krems
Im Zentrum der Wachau-Stadt, wo es 226 Geschäfte gibt, werden die geschlossenen Läden in einzelnen Einkaufsstraßen immer mehr zum Problem. „Die Leerstandsrate ist im letzten Jahr deutlich um rund 5 Prozentpunkte gestiegen, in A-Lage sogar um 7,4 %“, rechnet Standort + Markt vor. Mit 19,6 % ist die Leerstandsrate in Krems mittlerweile mehr als zweieinhalb Mal so hoch wie der Österreich-Durchschnitt mit 7,5 %. Als eine zentrale Ursache für die negative Entwicklung in Krems ortet Standort + Markt „das hohe Verkaufsflächenaufkommen respektive dezentrale Einzelhandelsentwicklungen an der Peripherie.“
Wiener Neustadt
Auch hier tragen der „Flächenüberhang an der Peripherie“ sowie die Fokussierung auf Kunden, die ihre Einkäufe vorrangig mit dem Auto erledigen, wesentlich zur Schieflage in den innerstädtischen Geschäftszonen bei. „Die Erweiterungen, die man an den Einkaufszentren Fischapark und Merkurcity vorgenommen hat, haben der Innenstadt offenbar nachhaltig geschadet“, stellt das Beratungsunternehmen fest. Die Leerstandsrate in der Wiener Neustädter City, wo sich 246 Shops befinden, hat mit 28,8 % einen neuen Rekordwert erreicht.
Bruck/Leitha
Hier stellt die künftige Entwicklung der Innenstadt mit ihren 209 Geschäften eine besondere Herausforderung dar, zumal große Teile der als Fußgängerzone geführten Kirchengasse bereits im wahrsten Sinne des Wortes „leergefegt“ sind. Die Handelslandschaft im Zentrum von Bruck/Leitha ist nicht nur von einer hohen Leerstandsrate (25,5 %) geprägt, sondern mit 18,4 % auch von einem sehr geringen Filialisierungsgrad „So beginnt sich eine Abwärtsspirale zu drehen“, stellen die Experten von Standort + Markt fest. „Innenstädte mit einem signifikant hohen Leerstand, der bereits als offenkundiges Problem des Handelsgefüges gilt, verlieren zunehmend tragfähige Filialisten, was die Leerstandsquote weiter erhöht.“ Dieser negative Trend sei hier eindeutig zu erkennen.
Horn
Die Bezirkshauptstadt im Waldviertel gehört mit 103 Geschäften und 10.400 Quadratmetern Verkaufsfläche in ihrer City zu den kleinen untersuchten Städten. So wie im nahen Krems sind auch in Horn „Abwanderungstendenzen in Richtung Peripherie“ erkennbar, wo bereits neue Handelszonen entstanden sind. Die Leerstandsrate ist auf 15,5 % gestiegen, „womit sich Horn nunmehr an der Grenze zum krisenbehafteten Bereich bewegt“, wie Standort + Markt warnt.
Melk
Mit nur rund 5.600 Einwohnern und knapp 9.300 m2 Verkaufsfläche bildet Melk ein besonders kleines innenstädtisches Ensemble. Aufgrund ihres Status als beliebtes Tourismusziel hat die Stadt in ihrem Zentrum mit 27 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Gastronomieflächen erreicht. Die Leerstandsrate liegt in Melk mit 7,5 % exakt im österreichweiten Durchschnitt. (mm)
NÖ Wirtschaftspressedienst / www.standort-markt.at