Gewerbe und Industrie in Niederösterreich forcieren Digitalisierungs-Projekte
Corona hat für zusätzlichen Schub gesorgt. Mehr als 60 Prozent der niederösterreichischen Gewerbe- und Industriebetriebe haben die Krisen-Monate der Jahre 2020/21 genutzt, um Pilotprojekte der Digitalisierung anzugehen. „Spätestens jetzt sollte klar sein“, sagt Thomas Salzer, Präsident der NÖ Industrie und Vizepräsident der NÖ Wirtschaftskammer, „wer nicht digitalisiert, verliert.“ Die Krise habe gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung für die Wirtschaft ist. „Ohne die Digitalisierung hätten wie keine Lockdowns erlebt, sondern ein `Game Over´.“
Befragung: Digitalsierung und Weiterbildung
Zur wachsende Bedeutung der Digitalisierung für Niederösterreichs Wirtschaft sind im Auftrag des Landes Niederösterreich, der NÖ Wirtschaftskammer und der NÖ Industriellenvereinigung 135 heimische Unternehmen aus Gewerbe und Industrie mit jeweils mehr als 30 Mitarbeitern befragt worden. Daraus ging als eines der zentralen Ergebnisse hervor, dass die Bedeutung der Digitalisierung während der Krisenzeit deutlich gewachsen ist – am klarsten sichtbar an der Nutzung von Online-Konferenzen. Deren Anteil ist um 30 Prozent auf 93 Prozent gewachsen. Gleichzeitig ist den Unternehmen auch bewusst geworden, dass Weiterbildung der zentrale Ansatzpunkt für weitere Entwicklungen in ihrem Geschäftsbereich ist. 95 Prozent der Betriebe sehen das so.
„Wir werden durch die Digitalisierung zwar nicht mehr Arbeitslose haben als früher, aber andere Anforderungen an die Arbeitsplätze“, betonte WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker. Mit Stolz verweist er darauf, dass das WIFI bereits rund 1.000 Kurse zur Digitalisierung anbiete. Dazu kommt ab Herbst die berufsbegleitend 4-semestrige WIFI-Fachakademie „Digitalisierte Produktion“. Am 28. Juni findet dazu ein kostenloses Webinar statt.
56 Millionen Förderungen
„Wir wollen die Digitalisierung als Turbo nutzen“, stellt Wirtschafts-Landesrat Jochen Danninger mit Verweis auf die zahlreichen Initiativen und Förderungen des Landes Niederösterreich fest. So sollen beispielsweise mit 20 Förder-Millionen über die Aktion digi4KMU in rund 130 Betrieben Digitalisierungs-Investitionen im Ausmaß von 56 Millionen Euro ausgelöst werden. Zudem wurden mit den Technologie- und Innovationspartnern des Landes und der WKNÖ im Vorjahr rund 500 Betriebe bei ihren Digitalisierungsprojekten begleitet“, erklärt Danninger. Auch die im Haus der Digitalisierung eingerichtete Bildungsdrehscheibe werde sehr gut angenommen.
Laut Industrie-Präsident Salzer hat Österreich im Digitalisierungs-Sektor noch einen erheblichen Nachholbedarf. „In der EU belegen wir derzeit nur Rang 13“, sagt er. Spitzenreiter sei – und das sogar auch weltweit – Finnland. „Es fehlen vor allem Fachkräfte“, betont Salzer, „wobei 86 Prozent der befragten Unternehmen erwarten, dass es künftig noch schwieriger werden wird, die entsprechenden Digitalisierungs-Spezialisten zu finden.“
Digitalisierung der Lieferketten
In der Industrie spielt die Digitalisierung nicht nur im Vertrieb eine große Rolle, sondern vor allem in der Produktion, ebenso wie im Supply-Chain-Management sowie in der Forschung und Entwicklung. Bemerkenswert ist auch, dass 82 Prozent der befragten Industrie-Unternehmen im Zuge der Digitalisierung verstärkt mit ihren Zulieferern, Vertriebspartnern und Logistik-Betrieben zusammenarbeiten möchten. Daher sei der Breitband-Ausbau in Niederösterreich ein wichtiges Anliegen, das auch für jedes Home-Office eine entscheidende Rolle spiele. Salzer und die heimische Industrie wünschen sich insbesondere noch mehr spezialisierte Dienstleister in den Bereichen Sensorik, Robotik und 3-D-Druck sowie mehr „digital government“.
Niederösterreichischer Wirtschaftspressedienst / Redaktion
http://www.iv-niederoesterreich.at