Gleichheit durch Kleidung – gilt für Männer ein strengerer Dresscode als für Frauen?
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In vielen Unternehmen gelten oftmals ungeschriebene Regeln für Männer und Frauen, was den Dresscode anbelangt. Doch ist das fair? Sollten nicht alle gleichbehandelt werden?
1. Kleider machen Leute?
Kleider machen tatsächlich Leute — zumindest, wenn man dem allgemeinen Konsens Glauben schenken darf. Denn laut einer Studie der Universität Bonn wird durch einen vornehmen, förmlichen Kleidungsstil tatsächlich Autorität und Kompetenz vermittelt. Vor allem Führungskräfte können sich so einfacher Respekt und Anerkennung verschaffen.
Doch was bedeutet das nun genau für den Dresscode am Arbeitsplatz? Sollten Männer sich also immer in Anzügen oder Frauen sich in atemberaubenden Business-Outfits kleiden, um ernst genommen zu werden?
Die Antwort ist: Nicht unbedingt. Denn auch wenn Kleidung tatsächlich Einfluss auf die Wahrnehmung anderer hat, so sind die Anforderungen an Berufskleidung oder Büro-Outfits sehr unterschiedlich je nach Branche oder Wertvorstellungen des Unternehmens bzw. des Geschäftsführers. Doch die geschlechtsspezifischen Unterschiede bleiben.
Tatsächlich haben Frauen in der Regel einen etwas offeneren Dresscode am Arbeitsplatz. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Kleidermode im Laufe der Jahre stärker an weibliche Vorstellungen angepasst hat und Frauen daher mehr Auswahl und Möglichkeiten haben, ihren Stil auszudrücken.
Männer hingegen müssen sich meist elegant und schick kleiden, um ernst genommen zu werden. Dies liegt jedoch nicht unbedingt daran, dass ihnen ein strengerer Dresscode auferlegt wird, sondern vielmehr daran, dass männliche Kleidung im Allgemeinen nicht so viel Ausdrucksmöglichkeit bietet und Männer daher oft eine eingeschränkte Auswahl haben, wenn es um förmliche Business-Kleidung geht. Zugespitzt gesagt: Wenn sich die Wahl auf Jogginghose und Anzug beschränkt, fällt die Wahl fürs Büro dann doch auf das edlere Kleidungsstück.
Allerdings gibt es trotzdem Ausnahmen: In Branchen wie der Modeindustrie oder dem Kunstbereich ist es beispielsweise völlig normal, dass sowohl Frauen als auch Männer üblicherweise bei ihrem Outfit ihrer Kreativität freien Lauf lassen. In besonders flexiblen, unkonventionellen Unternehmen wie innovativen Startups ist ein strenger Dresscode ebenfalls längst vom Tisch. Hier regieren Hoodie und Sneaker.
2. Woher kommen die Unterschiede?
Es ist nicht zu leugnen, dass klare Unterschiede bei der Auslegung eines Dresscodes zwischen Männern und Frauen existieren. Rund um das Thema Kleidung sind die gesellschaftlichen Erwartungen an die Geschlechter sehr verschieden. Auch, wenn die Grenzen während der letzten Jahrzehnte stark verschwommen sind, so sind Dresscodes vor allem im Berufsleben nach wie vor geschlechtsspezifisch.
Die Unterschiede in den Kleiderordnungen für Männer und Frauen können auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden. Historisch gesehen trugen bis zur Verbreitung der Hosen alle Menschen Kleider. Ab dem 15. Jahrhundert kam der Rock als Kleidungsstück in Mode. Hosen waren eher bei Reitervölkern verbreitet, da diese sich auf dem Pferd als praktisch erwiesen. Warum sich dieses Kleidungsstück als männlich etabliert hat, ist nicht endgültig beantwortet. Nahe liegt die Vermutung, dass das Reiten eher den Männern überlassen wurde, wodurch diese gezwungenermaßen häufig Hosen trugen. Somit wurde der Grundstein für grundlegend unterschiedliche Kleiderordnungen sehr früh gelegt.
Auf die unterschiedlichen Dresscode-Anforderungen kann auch die soziale Stellung von Männern und Frauen kann einen Einfluss haben. In vielen Gesellschaften werden Männer noch immer in einer übergeordneten Position gesehen und daher auch von der Gesellschaft als solche behandelt. Damit geht einher, dass sie häufig strengere Regeln bezüglich ihrer Kleidung einhalten müssen als Frauen.
3. Wie können Unternehmen heute die Gleichberechtigung fördern?
In einem Unternehmen sollten alle Angestellten gleichbehandelt werden, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft. Dies gilt auch für den Dresscode. Viele Unternehmen erwarten jedoch von ihren weiblichen Angestellten ein bestimmtes Erscheinungsbild, das sich von dem der männlichen Angestellten stark unterscheidet (oder umgekehrt). Dies kann zu einer Ungleichbehandlung führen, die sich negativ auf Motivation, Leistung und Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen auswirken kann.
Glücklicherweise werden in Sachen unterschiedlicher Kleidervorschriften bereits Fortschritte gemacht. So lockern einige Unternehmen ihre Dresscodes stark und sehen stattdessen das Wohlbefinden und den Comfort Ihrer Mitarbeiter an erste Stelle. Andere achten eher darauf, dass ihre Kleiderordnung keine doppelten Standards aufweist und sowohl Männer als auch Frauen die gleichen Anforderungen erfüllen.
4. Fazit
Tatsächlich wird in vielen Unternehmen und Organisationen der Dresscode für Frauen als deutlich strenger wahrgenommen als der für Männer. Zum anderen wird von Frauen allgemein erwartet, dass sie sich mehr mit ihrem Erscheinungsbild auseinandersetzen und sich entsprechend kleiden. Diese Doppelstandards sind jedoch unfair und verhindern, dass Frauen im Berufsleben gleichberechtigt behandelt werden.