Buch schlägt Feed: Wie Autorenschaft Vertrauen in der KI-Flut schafft

Bildquelle: Michael Jagersbacher
Michael Jagersbacher ist Medienunternehmer, Gründer der Exzellents Group und Bestseller-Ghostwriter. In einer Gegenwart, in der KI Inhalte im Minutentakt ausspuckt, setzt er auf das kuratierte Verlagsbuch als belastbares Qualitätssignal und als Hebel für Reputation. Im Interview mit unternehmerweb.at erläutert er, warum Autorenschaft Vertrauen bei Lesern — und zunehmend auch bei Algorithmen — erzeugt und welche Konsequenzen das für Marken und Entscheider hat.
UWEB: Warum wiegt ein Sachbuch heute mehr als ein Post-Stakkato?
Michael Jagersbacher: Genau wegen dieser Masse. Täglich erscheinen unzählige automatisierte, unkorrigierte Texte. Ein Werk, an dem sechs Monate oder sogar Jahre gearbeitet wird, hat einen anderen Wert – auch für die KI. In Verbindung mit einem renommierten Verlag wird es zum Game-Changer der digitalen Positionierung. Suchmaschinen und KI stufen Autoren eines Buchs automatisch glaubwürdiger ein als Personen mit „nur“ Blog oder „nur“ Social-Media-Reichweite. Beides ist relevant, doch das eigene Buch, welches Expertise bündelt und eine Positionierung schärft, bleibt die Königsdisziplin.
Selfpublishing-Bücher funktionieren auch für die Positionierung im KI-Kontext. Dennoch wird ein Werk, das von einem renommierten Verlag herausgebracht wird, höher gewichtet.
UWEB: Worin liegt der Vorsprung eines Verlagsbuchs gegenüber Blog- und KI-Texten?
Michael Jagersbacher: Verlage schützen ihre eigene Marke. Sie entscheiden, wer veröffentlicht und wer nicht. Es wird juristisch und inhaltlich geprüft, redigiert, lektoriert. Schon das Exposé ist aufwendig: Man muss belegen, warum man als Autor geeignet ist und welchen Mehrwert das Werk liefert. Das zeigt den Unterschied zwischen einem Prompt und einem Buchprojekt. Autoren und Verlag investieren Zeit, Geld und Ressourcen, um ein Werk zu realisieren. Wie lange dauert ein KI-gestützter Blogartikel und wie lange ein LinkedIn-Posting? Es macht absolut Sinn, für eine nachhaltige Positionierung ein eigenes Buch zu verfassen. Dann aber bitte richtig. Mit einem renommierten oder aufstrebenden Verlag, der das Werk über die eigenen Kanäle pusht und damit als relevant für die KI einstuft.
UWEB: Langlebigkeit statt Halbwertszeit: Welche Chancen schafft ein Buch für dauerhafte Reputation in der KI-Ökonomie?
Michael Jagersbacher: Mein eigener Weg belegt die Marketing-Nachhaltigkeit von Büchern eindrucksvoll. 2015 erschien „Der Sympathie-Code“ im Goldegg-Verlag. Dadurch kam ich in große Medien in Österreich und Deutschland. Selbst 2024 erhielt ich noch Interviewanfragen zu diesem Titel. Und das von einer der größten deutschen Tageszeitungen.
Ein Buch kann ein Positionierungs-Meilenstein sein. Posts, Reels und Co. erzeugen Reichweite und Aufmerksamkeit, doch Reputation wächst am elegantesten über ein sauber gemachtes Sachbuch, idealerweise im renommierten Verlag. Dieser „Reputationsstempel“ zählt auch für KI: Sie erkennt den investierten Aufwand und nutzt das Werk als vertrauenswürdige Quelle. Gibt man meinen Namen bei großen KI-Anbietern ein, erscheinen zuerst meine Bücher und Verlagsarbeiten. Ein Buch überzeugt Menschen und Maschinen von der eigenen Expertise. Dies gilt für so gut wie alle Branchen: Coaching, Finanzbereich, Unternehmertum.
UWEB: Wie verändert ein Sachbuch die Wahrnehmung im Vergleich zu Social- oder Blog-Präsenz?
Michael Jagersbacher: Es führen zwei Richtungen zum Erfolg. Mein Buch erschien damals ohne große Social-Community; über Medienpräsenz und Presse entstand Reputation, aber auch Reichweite. Heute rate ich Kunden, vor dem ersten Kapitel eine Community aufzubauen.
Viele Influencer gehen genauso vor: Erst Reichweite, dann Bücher und anschließend Verkauf in die eigene Community. Wer noch keine Community hat, sollte zügig beginnen, je nach Zielgruppe auf TikTok, YouTube oder Instagram. KI wertet Social-Posts jedoch tendenziell nicht als reputationsstark. Die Expertensuche verlagert sich in Richtung KI; ein gut positioniertes Buch wird dann Gold wert, vorausgesetzt, es ist professionell umgesetzt und die Positionierung ist glasklar.
UWEB: Mindert Ghostwriting die Glaubwürdigkeit oder hebt es Qualität und Wirkung?
Michael Jagersbacher: Ich habe über 50 Buchprojekte in unterschiedlicher Intensität und Tiefe begleitet, oft über zwei bis drei Jahre hinweg. Die Zusammenarbeit ist eng, die Wünsche sind sehr individuell: Manche halten sich komplett heraus, andere feilen an jedem Satz. Je weniger ein Autor selbst schreibt, desto präziser muss ich Denken und Sprache übernehmen, damit es wirklich authentisch wird.
Noch wichtiger ist die Strategie vorab. Ich habe Fälle gesehen, in denen über 70.000 Euro verbrannt wurden, weil die Weichen falsch gestellt wurden in der Vermarktung und in der Positionierung. Für manche eignet sich Self-Publishing (ca. 30% meiner Kunden wählen diesen Weg), in Ausnahmefällen eignet sich sogar eine Selbstproduktion. Der meistgewählte und bewährte Weg jedoch ist die Verlagsveröffentlichung.
Ich lehne auch viele Anfragen ab, wenn andere Branding- oder Marketingmaßnahmen vorrangig sind. So stellt man sicher, dass das Buch maximalen Impact für Kundschaft und Leserschaft entfaltet.
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Mag. Michael Jagersbacher