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#Krisenkolumne-Corona-No2: Kreative Zerstörer

Der Lockdown oder sollten Unternehmer*innen besser sagen, der Shutdown, ist vorerst vorbei. Scheinbares Aufatmen – können wir wieder zur „Tagesordnung“ übergehen? Medien und Regierung verkaufen uns das momentan in dieser Form . Doch das Ende des Shutdowns ist für viele nur ein weiterer Schritt durch die Krise. Ja, es gibt viele oder zumindest einige positive Beispiele, die zeigen, dass Corona eine Chance sein kann – doch eben nicht für alle. Schumpeter hat von den „kreativen Zerstörern“ gesprochen und damit innovative Unternehmen gemeint, deren veränderte Geschäftsmodelle, auf radikale Weise die bisherigen verdrängen.

Die kreativen Zerstörer

Corona hat uns gezeigt, dass dieser Faktor der kreativen Zerstörung, der Teil des Systems Makroökonomie ist, tatsächlich aus der Umwelt des Systems kommen kann. Mit Corona haben sich die Systemgrenzen verschoben. Dem System Makroökonomie, das ja als Teil der Gesellschaft fungiert, muss plötzlich gänzlich neue Rahmenbedingungen verpasst werden. Plötzlich heißen die Bewertungsfaktoren Auslastung der Intensivstationen, 7-Tage Inzidenz und absolutes Distanzhalten, statt ROI, soziale Verträglichkeit und Steuervermeidung.

Ein Zurück zur alten Ordnung wird es wohl nach Corona nicht geben, das ist mittlerweile klar. Denn der Klimawandel, der immer mehr in den Medien unter dem Begriff Klimaerhitzung firmiert, macht sich mittlerweile weltweit auf unangenehme Weise bemerkbar. „Fridays für Future“ wirken, gesellschaftlich und mittlerweile auch knallhart vor Gericht. Zusammen mit einem mutationsfreudigen Virus, dass noch lange nicht „gegessen“ ist und der Tatsache, dass die Gewinnmaximierung bzw. die „Steuerlosigkeit“ der digitalen und anderer wirtschaftlichen Supermächte, sprich multinationalen Unternehmen, nun zumindest ins Visier genommen wird, zeigt sich – die Zeiten ändern sich. Doch zurück zur Makroökonomie. Zwei Meldungen, die vor ca. einem Monat veröffentlicht wurden, machen mich persönlich unrund, denn es betrifft auch viele KMU.

Kommt das große Zusperren?

32 Prozent der Berater der Fachgruppe UBIT Wien wurden in den letzten Monaten in Überlegungen über Betriebsschließungen eingebunden, 16 Prozent haben ihre Kunden bereits konkret dazu beraten, das ergab eine Umfrage der Fachgruppe der Unternehmensberater in Wien. Und – in den nächsten zwei Jahren dürften bei 5.000 Geschäften die Rollbalken für immer unten bleiben, sagt der Standortberater RegioPlan in seiner aktuellen Analyse.

Corona hat damit bestimmte Prozesse beschleunigt. Die Verlagerung des Handels ins Internet zum Beispiel. Bei den Handelsunternehmen ist die Entwicklung also nicht neu, aber sie hat sich offenbar durch die Coronakrise deutlich beschleunigt. Und was ist mit dem Rest? Die Coronakrise hat nicht nur im Handel vieles in Richtung Online in Bewegung gesetzt, der Städte- und vor allem der Kongresstourismus darbt und die großen Unternehmen triumphieren in vielen Fällen über die kleinen. Diese Entwicklung ist nicht neu, aber sie hat sich nicht nur beschleunigt, sie ist meiner Meinung nach ein zentrales Ergebnis der Krise. Kreative Zerstörung als Folge einer Pandemie – das ist bisher in kaum einem Wirtschaftsmodell vorgekommen?

Endlich die lokalen und regionalen Player beachten

Mit Joe Biden regiert plötzlich ein vermeintlicher „Linker“ die USA, das zeigt das Beispiel des globalen Mindeststeuersatzes für große und kleine Multis. „The irish with the double dutch“, ein Synonym für absolute Steuervermeidung von Großkonzernen wird hoffentlich halbwegs erfolgreich bekämpft. Wirtschaftsforscher rechnen für Deutschland mit vielen Milliarden zusätzlicher Steuereinnahmen. Hoffen wir, dass sich die Regierenden besinnen und damit die Strukturen für KMU stärken. Auch deshalb, weil sich KMU in den seltensten Fällen völlig der Globalisierung hingeben und meistens sehr stark in lokaler und regionaler Wertschöpfung verankert sind. Schauen wir mal, wie es sich in Österreich entwickelt. Es ist mal wieder die Politik ge- und hoffentlich nicht überfordert. Auch KMU gehören zur „Familie“, falls es nicht anders verstanden wird.

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