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Im Fokus: Wirtschaftskammerwahl – Hält die Absolute in Wien?

© 3D Visual: www.corporate-interaction.com

Mehr 60.000 EPU in Wien entscheiden letztlich die WKO-Wahlen.
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50,9% im Jahr 2000. 50,5% im Jahr 2005. 50,3% im Jahr 2010. Wien: kühl, windig, regnerisch. Die Absolute hält. Schon vor 15 Jahren musste der Wirtschaftsbund (ÖWB) um seine Mehrheit in Wien bangen. Verloren hat er sie bis heute nicht. Warum sollte das 2015 anders sein?

Die NEOS treten erstmals an

Unter dem Namen UNOS kandidieren die NEOS bei der Wirtschaftskammerwahl. Gute Ergebnisse erwarten sie vor allem in Vorarlberg und in Wien. Vorarlberg ist die Heimat des NEOS-Gründers Matthias Strolz. Und in Wien sind besonders viele EPU tätig, von denen sich die UNOS Stimmen erhoffen.

Die Wahlbeteiligung sinkt

2005 lang die Wahlbeteiligung in Wien bei 32%. Fünf Jahre später bei 29%. Zum Vergleich: Bundesweit lag die Wahlbeteiligung bei 41%. Das heißt: Nicht mal jedes dritte Wiener WKO-Mitglied wählt seine Vertretung. Eine Wahlprognose wird dadurch erschwert. Schaffen es die UNOS bisherige Nichtwähler anzusprechen oder naschen sie im Wählerpool der anderen Gruppen?

Grundsätzlich profitieren etablierte und gut organisierte Wählergruppen eher von einer niedrigen Wahlbeteiligung. Das ist ein Grund, warum der ÖWB seit 2000 seinen Stimmanteil in der Hauptstadt halten kann. Es gibt immer mehr EPU, es werden auch künftig nicht weniger. Der sozialdemokratische Wirtschaftsverband (SWV) und die Grüne Wirtschaft buhlen um die Gunst der EPU. Doch viele von ihnen wählen nicht. Und selbst wenn sie wählen würden, wäre ihr Einfluss auf das Wahlergebnis bescheiden.

Der Wahlkatalog bleibt unverändert

2005 wurde festgelegt, welche Sparte, wie viele Mandate entsendet. Die Mitgliederzahlen haben sich seither teils stark verändert. Auf die steigende Zahl an EPU wurde aber keine Rücksicht genommen – weder 2010, noch jetzt.

Das Wahlrecht bleibt mehrheitsfördernd

2010 hat der ÖWB mit 50,3% zwar nur knapp seine absolute Stimmenmehrheit verteidigt. Dabei hat er aber 58% aller Mandate errungen. Es wäre also gut möglich, dass der ÖWB seine absolute Mandatsmehrheit hält, selbst wenn er nur 45% der Stimmen bekommt. Das Wahlrecht macht es möglich.

Was wäre wenn

Damit der ÖWB seine absolute Mandatsmehrheit verliert, müssten entweder die UNOS einschlagen, wie eine Bombe; alle Wiener EPU ihre Stimme abgeben; die Grüne Wirtschaft ihren Wähleranteil verdoppeln – oder der SWV um Platz 1 rittern. All diese Szenarien sind relativ unwahrscheinlich.

Nichts desto trotz wäre es ein Zeichen, würde der ÖWB unter die 50%-Marke fallen. Während in der SPÖ-dominierten Arbeiterkammer seit jeher die ÖVP-Teilorganisation ÖAAB die Länder Tirol und Vorarlberg dominiert, hält in der Wirtschaftskammer der ÖWB die schwarzen Fahnen hoch – und das in jedem der neun Bundesländer.

EPU suchen Vertretung

Im Bund scheint die Herrschaft des ÖWB noch über Jahrzehnte gesichert. Denn dort steht er bei 71%. Würde aber ausgerechnet Wien verloren gehen, wo nach Niederösterreich anteilsmäßig die meisten EPU tätig sind, müsste der ÖWB reagieren. Die UNOS finden aus demselben Grund einen nahrhaften Boden, wie einst die Grüne Wirtschaft. Viele EPU fühlen sich vom ÖWB nicht ausreichend vertreten. Ein EPU in der Sparte Handel hat ganz andere Interessen und Bedürfnisse, wie ein Mittelunternehmen in der gleichen Sparte. Die Mitgliederzahlen sind in einigen Sparten stark gestiegen – vor allem durch EPU. Das findet aber bei der Wirtschaftskammerwahl 2015 genauso wenig Berücksichtigung wie 2010.

 

Infografik

EPU (Einzelpersonenunternehmen) in Österreich »

 

UWEB-Serie zum WKO-Wahlrecht

Das Wirtschaftskammerwahlrecht – Folge 8: Frau Leitz will kandidieren. » (erschienen am 19.11.2014)

Das Wirtschaftskammerwahlrecht – Folge 7 : Herr Huber will kandidieren » (erscheinen am 14.11.2014) » (erschienen am 14.11.2014)

Das Wirtschaftskammerwahlrecht – Folge 6: Wer hat, dem wird gegeben! Ein Kommentar von Benjamin Kloiber. » (erschienen am 23.09.2014)

Das Wirtschaftskammerwahlrecht – Folge 5: Frau Löscher geht wählen » (erschienen am 17.09.2014)

Das Wirtschaftskammerwahlrecht – Folge 4: Undemokratisch und mehrheitssichernd?  » (erschienen am 09.09.2014)

Das Wirtschaftskammerwahlrecht – Folge 3: So wird der WKO-Präsident bestimmt! » (erschienen am 03.09.2014)

Das Wirtschaftskammerwahlrecht – Folge 2: Warum die Stimme eines Bankiers 85-mal mehr als die eines Gärtnereibereibers zählt! » (erschienen am 27.08.2014)

Das Wirtschaftskammerwahlrecht – Folge 1: Wer wen und was wählt! » (erschienen am 20.08.2014)

 

 

Quellen:

http://wko.at/statistik/EPU/EFGmbH_EPU-Anteil_Bld.pdf

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/oesterreich/683256_Die-Absolute-wackelt.html

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20040926_OTS0030/strobl-zu-wirtschaftskammerwahlen-2005-historische-chance-fuer-den-spoe-wirtschaftsverband-wien

http://www.swv.org/files/Documents/Handout_PK_25._Juni_2014_SOS_Demokratie_in_der_Wirtschaftskammer.pdf

http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/3827515/WKO_Bevorzugt-Wahlrecht-die-OVP

http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/543999/Alle-Neun_Wirtschaftskammern-bleiben-schwarz

 

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