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PR-Offensive von EPU und KMU

© Thomas Ulrich from Pixabay

Waren es bisher vor allem große Unternehmen, die auf PR und Lobbying setzten, um ihre Anliegen publik zu machen und durchzusetzen, werden im Zuge der Corona-Krise immer mehr EPU und KMU in diesem Bereich aktiv.

Hilferuf oder Guerilla Kommunikation

Die einen bezeichnen es als eine Facette der Guerilla Kommunikation, die anderen als letzter lauter Hilferuf der kleinen und mittleren Unternehmen bevor die Insolvenz droht. Doch es spielt keine Rolle, ob die neuen PR- und Lobbying-Aktivitäten der letzten Monate koordiniert und gezielt gesetzt wurden oder ob wir bloß die Summe von spontanen Reaktionen auf den Lockdown, sehen, die zufällig eine Wirkung erzielen. Es funktioniert.

Neue Hoffnung dank Öffentlichkeit

Es gibt das Beispiel des Wirten, der erst zusperren muss, später auf Bestellung – entweder zum Liefern oder zum Mitnehmen – zubereiten darf, nicht sicher ist, ob die Kundennachfrage ausreicht, um seinen Betrieb über die Krise zu bringen und seine Sorgen in Tagebuchform auf Facebook festhält. Eine Welle der Solidarisierung erfasst ihn und das Küchenpersonal wird zur Gänze aus der Kurzarbeit geholt, da der Betrieb sonst den Essensbestellungen nicht nachkommen hätte können.

Es gibt die Geschichte, der Buchhändlerin, die ihren Buchladen für Gäste schließen muss, doch auf Einnahmen angewiesen ist. Binnen weniger Stunden erschafft die einen Online-Shop und verkündet dies über Social Media. Die Resonanz ist enorm. Die Story schafft es in die Medien. Der Online-Shop wurde schnell zum Erfolg.

Dies sind zwei Beispiele von Einzelgeschichten, die es jeweils für sich geschafft haben, Aufmerksamkeit zu gewinnen. Es gibt zahlreiche andere Geschichten dieser Art. Viele Probleme im Zuge der Corona-Krise wären ohne PR- und Lobbying-Aktivitäten von EPU und KMU nicht so rasch zu einem öffentlichen Thema geworden.

Social-Media-Beiträge und offene Briefe funktionieren

Die vielen Postings und offenen Briefe von Betroffenen waren zu einem bedeutenden Teil nicht bloß ein Aufzeigen des Missstandes, sondern eine Handlungsaufforderung an die Bundesregierung beziehungsweise deren zuständige Minister. Diese Art der Kontaktaufnahme war vor der Corona-Krise bei weitem nicht so erfolgreich wie in den letzten Monaten. Ein Einzelschicksal, das publik wurde, war während der Corona-Krise oftmals das Spiegelbild für eine gesamte Branche, die an exakt denselben Zuständen leidet.

Akzeptanz der Dringlichkeit

Ein weiterer Grund, warum die neuen Maßnahmen vieler EPU und KMU funktionieren, ist die allgemeine Akzeptanz der Dringlichkeit. Oftmals wird seitens des Gesetzgebers ein Gesetz erlassen, einige Zeit später evaluiert und dann nochmals öffentlich diskutiert. Im Zuge der Corona-Krise hat sich dieses Prozedere deutlich beschleunigt. Jeder und jedem ist klar, dass die Corona-Maßnahmen sofort wirken müssen. Es bleiben nicht Monate Zeit, in denen Daten gesammelt werden, anhand derer die Maßnahmen später evaluiert werden können. Die Maßnahmen müssen erfolgreich greifen und potenzieller Verbesserungsbedarf muss schleunigst erkannt werden.

Aufgrund dessen sind die Momentaufnahmen der von den Maßnahmen abhängigen EPU und KMU die ersten „Daten“, die es gibt. Da nicht ausreichend Zeit ist, auf ein Feedback aller relevanten Unternehmen zu warten, gewinnen die Äußerungen jener, die sich früh selbstständig zu Wort melden, an Gewicht.

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