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Systemische GesprächsFÜHRUNG – mehr Haltung als Technik! Teil 1

© Bild: Gerd Altmann from Pixabay

Gastbeitrag von Petra Motte

Ein Team zu führen, geht heute mehr denn je mit großer Verantwortung einher. Es braucht vor allem Führungsansätze, die situative Begebenheiten, individuelle Fördermöglichkeiten, emotionale und empathische Aspekte berücksichtigen. In der systemischen Gesprächsführung geht es darum, die jeweilige Wirklichkeit einer Person so zu akzeptieren, wie sie ist – und zwar nach der Definition der betreffenden Person selbst.

Wirklichkeitskonstruktion

Der Begriff Wirklichkeitskonstruktion hilft zu verstehen, dass die Wirklichkeit der einen Person nicht mit der Wirklichkeit der anderen gleichzusetzen ist, auch wenn beide sich in einem Raum befinden und gerade dasselbe erleben. Zu sehr sind diese Situationen des Erlebens abhängig von dem, was jede Person mitbringt: die eigene Geschichte, das soziale Umfeld, Emotionen aufgrund erfahrener Enttäuschungen u.a. All das wird in der systemischen Gesprächsführung sorgfältig miteinbezogen.

Damit das Mobile in Balance bleibt

Auch bei der Kommunikation im Team spielen zahlreiche Aspekte eine Rolle, beispielweise Persönlichkeit, Erwartungen oder Bildungsstatus und vieles mehr. Nach dem systemischen Gedanken steht all dies im Einklang zueinander, kreist wie in einem Mobile fortwährend umeinander, kann demzufolge also nur gemeinsam, gleichzeitig und ganzheitlich betrachtet werden. Würde man einen dieser Aspekte innerhalb des Mobiles verschieben, wurde gleichzeitig das gesamte Gebilde aus dem Gleichgewicht geraten. Das Systemische kümmert sich sozusagen um jedes einzelne Teil, so dass es wieder in einem Verhältnis zu den anderen Teilen steht. In der systemischen Gesprächsführung geht es demzufolge nicht nur um den Dialog zwischen zwei Menschen, sondern um die Berücksichtigung des gesamten anhängenden Systems mit all seinen Aspekten, die zu der aktuellen realen Situation geführt haben.

Die Komplexität des Dilemmas

Alles in allem schafft die systemische Gesprächsführung einen sehr tiefgreifenden Einblick in das Umfeld der betreffenden Personen. Es werden alle Zusammenhänge offengelegt, ebenso sämtliche Verknüpfungen und Verkettungen, so dass häufig erst dann die Komplexität eines Dilemmas deutlich wird. Wenn jemand in seinem eigenen System „gefangen“ ist, kann er keine Perspektive von außen annehmen, oder bildlich gesprochen: Das Boot lässt sich nicht von den Menschen anschieben, die in ihm sitzen! Natürlich muss nicht immer zwangsläufig ein Dilemma vorliegen, um systemische Gespräche zu führen. Auch in normalen Alltagsgesprächen erreicht man eine sehr tiefgreifende Nuance, wenn systemische Aspekte hinzukommen. Das Gegenüber fühlt sich ernster genommen, viel mehr angenommen und ist daher umso mehr bereit, an einer eigenen Lösung zu arbeiten.

Eine Führung mit mehr Gefühl schafft Vertrauen und Zuversicht

Längst hat die systemische Gesprächsführung den Hafen von Coaching, Mediation und therapeutischer Intervention verlassen. Aufgrund abflachender Hierarchien und menschenbewussten Managements hält die systemische Lösungsorientierung auch in Unternehmen und Teams mehr und mehr Einzug. Es ist eine zugewandte Führungslinie erkennbar, die für die Mitarbeitenden die Möglichkeit schafft, ein ganzheitliches und nach allen Seiten abgeklärtes Vertrauensverhältnis aufzubauen. Vertrauen und Zuversicht sind Werte, die ein Team durch besondere Zeiten tragen! Sich dieser Pflicht und der damit verbundenen Verantwortung zu widmen und bewusst zu werden, ist die Aufgabe der Führungskräfte unserer Zeit. Letztendlich müssen wir uns nur immer wieder bewusst machen: So verschieden Menschen sind, irgendwo gibt es ein kleines gemeinsames Grundrauschen. Dies anhand systemischer Gespräche zu finden und zu nutzen ist die schönste Form der Führung.

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