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Systemische GesprächsFÜHRUNG – Fragen als Schlüssel für ein transparentes Miteinander Teil 2

© Bild: Werner Heiber from Pixabay

Gastbeitrag von Petra Motte

Eine bewährte Technik in der systemischen Gesprächsführung sind die systemischen Fragestellungen. Dabei geht nicht nur darum, schnell Informationen zu gewinnen oder Antworten zu bekommen, sondern die Befindlichkeiten des Befragten und die komplexen Zusammenhänge dahinter zu erfahren.

Skalierungsfragen

Bei sogenannten Skalierungsfragen kann der Befragte auf einer Skala von 0 bis 10 seine Befindlichkeiten ausdrücken, wie sehr er bei einer Sache zustimmt oder diese ablehnt. Auf diese Weise lässt sich schnell ein Meinungsbild entwickeln. Bei den zirkulären Fragen geht es kreisförmig im sozialen System der befragten Person umher: „Was würde Ihr Kollege dazu sagen?“, „Wie wäre die Reaktion Ihrer direkten Vorgesetzten?“, „Wie würde Ihre Familie das finden?“, „Was würden Ihre Freunde davon halten?“. Eine weitere Möglichkeit sind die ressourcenorientierten Fragen. Hier richten sich die Fragen darauf, was bisher zu der angestrebten Lösung geführt hat: „Was hat Ihnen damals geholfen, als Sie in einer ähnlichen Situation waren?“, „Mit welchen Mitteln konnten Sie damals dieses oder jenes Projekt gut abschließen und wer hat Sie dabei unterstützt?“.

Person zu ihren eigenen möglichen Lösungen zu führen

All diese Fragetechniken haben eines gemeinsam: Es geht niemals darum, dass der/die Fragende Lösungsansätze vorschlägt aus denen der/die Befragte auswählen kann. Eine systemische Gesprächsführung zielt immer darauf ab, eine Person zu ihren eigenen möglichen Lösungen zu führen, indem man sie mit ihren eigenen Ressourcen verbindet. Oftmals liegt die Problembewältigungmethode ja schon zum Greifen nah, es fehlt lediglich die mentale Verbindung dazu. Diese wird mit der systemischen Gesprächsführung hergestellt.

Wunderfrage

Eine beliebte Herangehensweise ist die sogenannte Wunderfrage. Dabei wird ein Szenario beschrieben, was denn wohl passieren könnte, wenn sich über Nacht alles verändern würde, keine finanziellen Einschränkungen bestünden und man sich am nächsten Tag alles wünschen könnte, was man denn wollte. Die Antwort fällt häufig sehr „klein“ aus und stößt bei Führungskräften nicht selten auf Verwunderung. Denn oft sind es gar nicht die großen Dinge, die Mitarbeitende in diesem Moment brauchen, sondern kleine unscheinbare Mittel und Werkzeuge, mit denen sie ihre Arbeit wesentlich effektiver oder kreativer gestalten könnten. Natürlich kann die Wunderfrage auch enorme Ausmaße annehmen, das kommt auf den jeweiligen Kontext an.

Paradoxe Fragen

Auch paradoxe Fragen sind ein Mittel der systemischen Intervention. Hier wird mit einer besonderen Art der Fragestellung absichtlich Verwirrung gestiftet, um das Dilemma der befragten Personen zu verdeutlichen: „Und Sie wollen sich weiterhin von Ihrer Kollegin so ärgern lassen?“, „Wie intensiv dürfen Ihre Kopfschmerzen denn noch werden?“. Mit dieser paradoxen Intervention erreicht man im ersten Moment einen geschockten Impuls bei der Person, weil niemand damit rechnet, auf diese Art und Weise angesprochen und regelrecht provoziert zu werden. Und eben weil es paradox ist, führt es dann erst recht dazu, dass die Person über die Sachlage nachdenkt und in der Regel recht schnell einlenkt und beteuert, nicht länger in dieser unzufriedenen Situation verharren zu wollen. Daran lässt sich anschließend gut anknüpfen, um die Lösungsfindung gemeinsam mit dem Gegenüber weiterhin systemisch gut begleiten zu können.

Aktive Zuhören

Neben zahlreichen Frageformen und -arten, geht mit der systemischen Gesprächsführung auch das aktive Zuhören einher. Nachfragen, Bestätigungen oder auch Äußerungen des Staunens, geben dem Gespräch eine ganz neue Dimension und Tiefe. So bringt der systemische Ansatz ein neues Gefühl in die Führungsaufgabe.

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