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Kommentar: Krisen-Fest

Der gestrige Abend vor dem Lockdown light war außergewöhnlich mild – für einen 3. November. Die Schanigärten waren nicht nur gut besucht, es schien, als wollten viele noch die Freiheit des letzten Abends vor dem Zusperren ausnützen und dem Coronavirus entfliehen. Doch der vermeintlich ruhige Abend kippte ganz schnell. Schüsse, Polizei mit Maschinengewehren und in Schutzwesten, Menschen rennend auf der Flucht, versteckt und verängstigt in Kellern und am Boden liegend und schon bald die traurige Gewissheit, dass einige verletzt und getötet wurden.

Die „Insel der Seligen“ ist keine mehr

Corona und Terror bestimmen die heutigen Schlagzeilen und sie bestimmen wohl noch längere Zeit das Leben. Die Krise feiert ein Fest. Sie hat sich manifestiert. Sie bestimmt den Diskurs. Vor Tagen war Frankreich, ebenfalls ein Opfer von Covid und Terror, noch weit weg. Gestern hat uns dieselbe Wirklichkeit erreicht. Nun müssen wir uns den Tatsachen stellen. Das Leben geht weiter.

Des eigenen Glückes Schmid?

Gestandene Unternehmer*innen kennen solche Momente. Doch das Fest, das die Krise feiert, macht auch etwas mit uns. Es macht uns krisenfest. Davonlaufen geht bekanntlich selten. Wir Unternehmer*innen haben gelernt uns den kleinen und großen Herausforderungen zu stellen. Doch wir haben auch gelernt, dass wir nicht allein unseres Glückes Schmid sind. Letztlich hängt alles von der Kooperation  mit anderen und dem näheren und weiteren Umfeld ab: von Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, gesetzlichen Rahmenbedingungen, von Zuverlässigkeit, Verlässlichkeit und was gerne ausgeblendet wird von Glück. Jeder ist seines Glückes Schmid, ist leider ein Trugschluss. Man kann das Eisen nicht schmieden, wenn es kein Feuer im Schmelzofen gibt. So einfach ist das. Corona HAT vielen das Feuer im Ofen gelöscht.

Das Schicksal ist ein fieser Verräter

Die Coronakrise führt uns vor Augen, wie wirkungslos angestammtes Denken und perfekt inszenierte Lieferketten sind, wenn sich die Rahmenbedingungen in einer Art und Weise verändern, die sich jeglicher Planbarkeit entzieht. „The future is unwritten“ und das Schicksal schlägt manchmal gnadenlos zu. An Covid werden mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlreiche Unternehmen scheitern, denn Covid wird nicht einfach verschwinden. Andere werden oder haben schon profitiert. Es hängt dabei nicht alles am eigenen Handeln und Tun. Manchmal meint es Schicksal eben nicht gut mit einem. Scheitern ist dann das Ergebnis. Übrigens werden in den USA Investoren misstrausisch, wenn bei einem Startup keiner im Management-Board sitzt, der nicht schon mal ordentlich gescheitert ist.

Aufstehen, Krone richTen und weitermachen. So lautet ein Sprichwort. Wir können letztlich nun nichts anderes tun als krisenfest zu bleiben oder es zu werden. Haben Sie Glück dabei.

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