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Theresa Steininger, Gründerin: „Das muss doch anders gehen!“, hab ich mir oft gedacht…

Steininger, Theresa

Bild: © Wohnwagon

Theresa Steininger, Gründerin
WW Wohnwagon GmbH
Arnethgasse 42
1160 Wien, Österreich

Warum wurden Sie Unternehmer?

Die größte Motivation war sicher, etwas bewegen und gestalten zu können, nach meinen eigenen Regeln zu spielen. Ein bisschen Welt-Rettungs-Idealismus war da sicher auch immer dabei. „Das muss doch anders gehen!“, hab ich mir oft gedacht und war froh, als ich die Chance bekommen hab, das auszuprobieren. Obwohl ich nicht aus einer Unternehmer-Familie komme, war für mich auch relativ früh klar, dass mein Weg in die Selbstständigkeit führen muss. Ich hab immer gerne eigene Projekte verwirklicht, im Team an neuen Ideen gebastelt, Probleme gelöst.

Beschreiben Sie bitte das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens

Autarkie & natürliches Wohnen – das ist der Kern unseres Unternehmens. Wir entwickeln und verkaufen Wohnwagons, die wir gemeinsam mit Partnern herstellen und mit einem autarken System ausstatten. Die Wägen sind mit eigener Strom- und Wärmeversorgung, einem Wasserkreislauf und einer Biotoilette ausgestattet – damit wird man wirklich unabhängig. Die Systeme von Bio-Toilette bis zur Inselanlage, die wir entwickelt haben, verkaufen wir auch separat, um bestehende Wohneinheiten nachrüsten zu können.

Beschreiben Sie bitte die Eckdaten Ihres Unternehmens (Anzahl MitarbeiterInnen, Standorte, Jahresumsatz, Jahr der Unternehmensgründung, Rechtsform etc.)

Im Kernteam sind wir zu zweit – Christian Frantal, der für Design und technische Entwicklung zuständig ist, und ich. Unser Atelier, Schauraum und Firmensitz ist im 16. Bezirk in Wien, die Werkstatt unseres Partners für den Holzbau, mit dem wir eng zusammenarbeiten, ist in Pernitz. In der GmbH ist auch noch meine Agentur „Feinripp“ beteiligt und das Handwerks- und Planungsunternehmen „Pimp my Home“ von Christian. Gegründet haben wir vor einem Jahr, im März 2013. Das erste Jahr war ganz auf die Entwicklung des Prototypen ausgerichtet, erste Umsätze erwirtschaften wir seit diesem Jahr mit dem Verkauf von Autarkie-Zubehör. Der erste Wohnwagon aus der Serie soll im Herbst vom „Band“ rollen.

Seit wann betreiben Sie dieses Geschäft?

Seit etwas mehr als einem Jahr. Wir haben nach der Gründung im März unsere Startfinanzierung über Crowdinvesting aufgestellt. Über 100 Kleininvestoren glauben an die Idee und sind mit Beträgen zwischen € 100 und € 3000 am Firmenwert und am Gewinn beteiligt. Das war für uns eine wirklich gute Möglichkeit, um zu starten, weil wir schon in einer sehr frühen Phase vor der Entwicklung des Prototypen das Feedback vom Markt bekamen: Die Idee gefällt uns, bleibt dran, macht das!
Die Crowdinvestoren waren auch in weiterer Folge beim Finden von Kooperationspartnern, Lieferanten usw. eine große Unterstützung, auch wenn die ersten Monate bis die Finanzierung stand, natürlich eine große Herausforderung waren. Ich habe quasi täglich Veranstaltungen besucht, von der Idee erzählt und das Crowdinvesting-Modell vorgestellt. Ich denke ich hab fast mit jedem unserer Investoren ein persönliches Gespräch geführt. Eine anonyme „Crowd“, die gern einfach mal so in Start-up Ideen investiert, gibt es also nicht.

Wer sind Ihre MitbewerberInnen? Was machen Sie anders als Ihre MitbewerberInnen?

Mit dem WOHNWAGON haben wir ein Produkt entwickelt, das am Österreichischen Markt einzigartig ist. Direkten Mitbewerb haben wir keinen. Es gibt Mikrohäuser, die sind allerdings nicht mobil und oftmals auch nicht aus ökologischen Materialien. Wir arbeiten ja großteils mit Holz und regionalen, natürlichen Rohstoffen. In der klassischen Camping-Szene, die wir mittelfristig mit unserem kleinen 6m-langen Wagen mit Straßenzulassung auch erobern möchten, gibt es überhaupt noch keine natürlichen Alternativen zum Plastik-Wagen. Und von Autarkie sind die meisten anderen ohnehin weit entfernt. Ohne Gas geht da nichts. Das ist sicher unser größter Vorsprung zum Wettbewerb: Der geschlossene Wohnkreislauf, den wir mit einer Kombination aus moderner Biotechnologie und altem Wissen erreichen.

Wie schätzen Sie allgemein die Lage Ihrer Branche ein?

Da tut sich viel! Es ist im Prinzip klar, dass wir unsere Art zu Wohnen und zu bauen umstellen müssen, um mit den Ressourcen unserer Erde verantwortungsvoller umzugehen. Was da an Styropor-Wahnsinn passiert, ist wirklich nicht schön. Einige, vor allem im klassischen Wohnbau, verstehen das langsam und stellen um, es werden immer neue Baustoffe entwickelt, mit denen wieder ein naturnahes Bauen möglich ist. Dazu kommt, dass klassische Wohnformen für viele einfach ausgedient haben. Ein Einfamilienhaus im Grünen, an das man sich mit horrendem Kredit sein Leben lang bindet, ist für viele junge Menschen kein Traum mehr, man will flexibel bleiben. Der Wunsch nach etwas Eigenem ist zwar da, aber da stehen andere Werte im Vordergrund: Man möchte in der Natur sein, etwas erleben, einen durchdachten Platz haben, der alle Möglichkeiten aber nicht mehr unbedingt jeden Luxus im klassischen Sinn bietet. Reduktion wird hier oft auch als eine Form von Luxus verstanden.

Betreiben Sie noch andere Unternehmen?

Ja – ich bin auch noch als Geschäftsführerin und Kundenbetreuerin bei der Agentur & Manufaktur Feinripp www.feinripp.at tätig, die ich während des Studiums mit zwei Kollegen gegründet habe. Die „Patchwork-Karriere“ ermöglicht mir, meine Fixkosten zu decken und gleichzeitig ein neues Unternehmen aufzubauen. Und es macht Spaß. Mit Kommunikation und der Frage, wie man Inhalte am besten aufbereitet und vermittelt, beschäftige ich mich schon seit meiner Schulzeit, in der ich gemeinsam mit Kollegen das erste Schülerfernsehen von Schülern für Schüler aufgebaut habe.

Würden Sie (nochmals) gründen was würden Sie anders machen?

Ich würde die Zeitpläne weniger ambitioniert anlegen und darauf achten, dass wirklich genug Zeit für Projektentwicklung, Reflexion und Planung Startfinanzierung bleibt. Nachdem bei uns die zustande gekommen ist, haben wir mit Vollgas losgelegt und mussten dann nach dem ersten Messe-Besuch im November 2013 erst mal eine Zeit der Reflexion einlegen, um das Geschehene zu verarbeiten und die nächsten Schritte der Unternehmensentwicklung zu planen.

Welche Rollen spielen Nachhaltigkeit und erneuerbare Energie in ihrem Businessmodell?

Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle, auch wenn wir das Wort wegen der inflationären Verwendung eigentlich nicht gern in den Mund nehmen. Die Vision ist es ja, einen nachhaltigen, autarken Wohnkreislauf zu entwickeln: Eigene Strom- und Wärmeversorgung über Solar und Photovoltaik bzw. einen Bioethanol-Ofen, eine Wasseraufbereitungsanalage für das Grauwasser, die über das Regenwasser gespeist wird, eine Biotoilette – diese Systeme sollen insgesamt einen geschlossenen Wohnkreislauf ergeben, der ohne externe Anschlüsse auskommt und mit dem Nachhaltigkeit wirklich zu Ende gedacht wird. Auch beim Bauen achten wir sehr auf natürliche, regionale Rohstoffe. Das ist oft eine Herausforderung, gerade z.B. beim Thema Dachabdichtung usw. Wir versuchen diese Themen dann gemeinsam mit Spezialisten im Diskurs so gut es geht zu klären. Wir arbeiten dafür mit Bio-Baustoffhändlern, Forschungspartnern und Umwelt-Clustern zusammen.

Gibt es noch etwas dass Sie über sich und Ihr Unternehmen berichten möchten?

Wir arbeiten auch an der Entwicklung eines Webshops rund um autarkes, natürliches Wohnen, wagen damit also als Handwerks-Start-up den Sprung in die virtuelle Welt. Wir möchten damit eine breitere Zielgruppe mit unseren Ideen erreichen und vor allem auch bei den Bio-Toiletten für eine stärkere Verbreitung sorgen. Diese Trocken-Trenn-Toiletten sind eine unglaublich sinnvolle Alternative zu Chemie- und Plumpsklos an Plätzen, wo es keinen Kanalanschluss gibt. Mit dem speziellen Einstreu, das wir mit der Firma Sonnenerde entwickelt haben, wird aus den Ausscheidungen wieder bester Humus, der wieder als Dünger verwendet werden kann – ganz ohne Chemie.

Beschreiben Sie sich als Person bitte mit sieben Eigenschaftswörtern

energiegeladen
begeisterungsfähig
bodenständig
zu alt für mein Alter
Mittagessen überzeugt und
ausdauernd (stur könnte man auch sagen)
Mit dem Kopf in den Wolken und den Füßen am Boden – sag ich normal immer.
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