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RADIO-UWEB im Gespräch mit Petra Werkovits – Teil 2: Die Kulturmanagerin

Die Unternehmerin Petra Werkovits.

© Bild: Maria Nasswetter

Ich arbeite an der Konzeption und Durchführung von Kunstprojekten und Ausstellungen, berate sowohl Kunstschaffende als auch KunstsammlerInnen.

Ich machte mich 2011 selbständig und verschrieb mich damit völlig dem Kulturmanagement.

Es hat vieles mit meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Obfrau des Künstlerdorfes Neumarkt an der Raab zu tun. Es ergeben sich dadurch sehr viele Synergien. Durch die Arbeit im Künstlerdorf habe ich mir ein unglaublich großes Netz an Künstlern angelegt. So komme ich zu immer mehr Aufträgen und organisiere diverseste Ausstellungen. Das Burgenland ist ja Förderungsgebiet der EU und damit ist hier das Regionalmanagement installiert. Wenn ein kulturelles Projekt umgesetzt wird, dann bin ich oft erste Ansprechperson. Im Burgenland, respektive im Südburgenland gibt es kaum selbständige Kulturmanager.

Kulturmanagement als zukunftsträchtige Unternehmung.

Ich glaube, dass das eine Branche ist, die noch Luft nach oben hat. Das ist etwas, was wirklich Zukunft hat. Das hat mit dem Wandel der Gesellschaft zu tun. Als ich ein Kind war, waren die ganzen kulturellen Veranstaltungen im Ort von Lehrern nur nebenbei und ehrenamtlich organisiert. Heute steckt jedoch viel mehr Arbeit dahinter. Man hat sehr viele Kanäle, um Kultur und Kunst in die Öffentlichkeit zu bringen. Es muss ganz anderes als früher organisiert werden und ist nicht mehr nur ehrenamtlich zu erledigen. Es hat sich allerdings noch nicht überall durchgesprochen. Vereine, Organisationen und Unternehmen versuchen wiederholt verzweifelt selbst was auf die Bein zu stellen und sind dabei oft sehr überfordert.

Meine aktuellster Coup: Der Hypercubus

Das hat ein bisserl mit dem Künstlerdorf und auf der anderen Seite ein bisserl mit mir zu tun. Ich bin nicht nur Kulturmanagerin, sondern auch ausgebildete Bibliothekarin. Das bin ich mit Leib und Seele. Das Künstlerdorf beherbergt nun viele alte Gebäude. Es wird daher gerne mit herkömmlichen Freilichtmuseen verwechselt. Aber da steckt viel mehr dahinter – diese alten Häuser beherbergen junge Kunst und sollen beitragen, solche auch zu fördern. Das sieht man nicht auf den ersten Blick. Wenn nicht gerade ein Kurs stattfindet oder Studenten hier arbeiten oder eine Ausstellung läuft, kann man diesen Konnex nicht herstellen.

Ich zerbrach mir jahrelang den Kopf darüber, wie man das visualisieren kann,

was hier tatsächlich passiert. Und suchte nach etwas das weiterwachsen kann. Etwas das Altes beinhaltet und offen ist für alles was noch kommt. Dann lernte ich im Rahmen meiner Ausbildung zur Kulturmanagerin eine Mitstudentin, die den Architekturraum Burgenland betreute, kennen. Vor ihrem Büro stand ein ganz toller Kubus. Ich sah dieses Ding und dachte genau das ist es. Das muss nach Neumarkt. Nicht nur  als Archiv sondern auch die Dokumentation laufend stattfindender Aktionen sollte dieser Hypercubus in Zukunft beherbergen. Inhalte sollen damit sichtbar werden. In den alten Häusern wäre dieses Vorhaben auf Grund der Feuchtigkeit nicht möglich geworden.

Die guten Entscheidungen sind meist die aus dem Bauch heraus.

Ich entscheide viele Dinge aus dem Bauch heraus. Ich hatte dieses Ding also gesehen und in weiterer Folge und den verstreichenden Jahren nicht vergessen. Diesen Cubus hat eine junge Architektengruppe entwickelt und dafür den Architekturpreis bekommen. Es war damals bereits im Museumsquatier in Wien und in Graz an der TU ausgestellt. Es wurde ursprünglich als mobiles Hotelzimmer, nach dem Prinzip des Minimal Housing, konzipiert.

Vom mobilen Hotelzimmer zur gläsernen Bibliothek…

Es verging einige Zeit, in der ich mich um vieles andere kümmern musste. Nach Erscheinen des Buches über das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab waren wir in Europa als Kulturbotschafter für das Südburgenland unterwegs. Wir präsentierten dieses unter anderem in Berlin, Budapest und Brüssel. Als ich dann für das Regionalmanagement ein Ausstellung als Kulturmanagerin organisierte und die Projektleitung inne hatte, stieß ich wieder auf den Hypercubus. Da setzte ich nun alle Hebel in Bewegung. Ich suchte zunächst den Kontakt zu den Architekten, Christian Reschreiter und Matthias Gumhalter von der WG3.

50 jähriges Bestehen des Kulturvereins mit so einem  jungen Ding.

Die Feier zum 50jährigen Bestehen des Künstlerdorfes Neumarkt an der Raab wurde mit dem Kulturminister Ostermayer hoch dekoriert zelebriert. Ich schaffte es durch meine Überredungsgabe zwei Tage vor diesen Feierlichkeiten den Hypercubus tatsächlich nach Neumarkt an der Raab zu bekommen. Er sieht sensationell aus und befindet sich nun neben dem Paulihaus. Das Paulihaus war beheimatet in Litzlsdorf. Das ist ein Ort im Südburgenland. Dieses strohgedeckte Haus verfiel nach und nach bis irgendwann ein Beauftragter der Landesregierung an den Kulturverein herantrat und fragte ob wir dafür Verwendung hätten. So geschah es, dass diese Blockkonstruktion abgetragen und in Neumarkt aufgebaut wurde. Das Paulihaus dient heute zur Beherbergung von Gästen. Es ist ja unsere Aufgabe burgenländische Architektur zu schützen. Und daneben steht jetzt dieser ebenfalls schützenswerte Hypercubus, denn der Hypercubus hatte keine feste Bleibe. Er wurde mal da, mal dort ausgestellt und suchte nach einem geeigneten Zuhause, das er nunmehr in Neumarkt fand.

Wie genau soll der Hypercubus genutzt werden?

Wir haben aktuell die Adaptierung im Rahmen eines EU-Projektes eingereicht, denn noch ist er als Hotelzimmer eingerichtet. Dazu hatte ich letzte Woche Präsentation und die Chancen stehen ganz gut. Bei einem positiven Bescheid müssten wir uns allerdings sputen. Dann muss das Projekt heuer noch umgesetzt werden. Dazu soll es eine Internetbibliothek geben, damit der Bestand aus aller Welt abrufbar wird. Wir bekommen beispielsweise immer wieder Anfragen von Studenten, die wissenschaftliche Arbeiten schreiben. Die letzten Anfragen gab es zu Giuseppe Sinopoli, Gerhard Rühm und Martin Kippenberger. Derzeit ist es noch so, dass man sich denkt, gut haben wir schon irgendwo herumliegen. Ich schicke mal übermorgen jemanden um das Gewünschte zu suchen. Und dann in der Winterpause haben wir mal Zeit, nach dem Gewünschten zu blättern. In Zukunft soll das viel professioneller ablaufen…

Professionalisierung im Kulturmanagement wird immer wichtiger.

Professionalisierung ist das Stichwort. Das soll meine Ära in diesem Künstlerdorf auszeichnen und das ist mir besonders wichtig. Ich möchte die Qualität sukzessive steigern und das Ganze professioneller gestalten. Ich denke das ist unbedingt notwendig. Dem Kunst- und Kulturschaffen sollte großer Respekt entgegengebracht werden und damit jeder Person, die Kunst schafft und kulturell tätig ist. Kunst ist oft nur ein schmückendes Beiwerk, das nebenbei gemacht wird. Das soll sich nun gravierend ändern!

 

Teil 1 des Gespräches:

RADIO UWEB im Gespräch mit Petra Werkovits – Teil 1: … will man wissen wo´s hingeht, muss man wissen woher´s kommt: Künstlerdorf Neumarkt an der Raab »

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