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Martin Watzka, Crowdinvestment: … am Sparbuch befindet sich enorm viel totes Kapital.

F Martin Watzka

© dasErtragReich management gmbh

Martin Watzka, Crowdinvestment
dasErtragReich management gmbh
Schikanedergasse 9
1040 Wien, Österreich

Warum wurden Sie Unternehmer?

Aus Unzufriedenheit über den damaligen Arbeitgeber und über die Finanzbranche allgemein in der ich über 12 Jahre als Vermögensberater im Private Banking tätig war. Mir gefiel die Richtung nicht, die die Banken in den letzten Jahren eingeschlagen haben. Es gab wenig Strategie und diese war wenig nachhaltig. Die Dienstleistung am Kunden wurde immer weniger wichtig und stand nicht mehr im Zentrum unseres Tuns. Dafür rückten die Befindlichkeiten der Bank bzw. deren Manager noch viel stärker in den Vordergrund. Ich beobachte, je größer ein Unternehmen ist, desto mehr beschäftigt es sich mit sich selber. Es wurden aus der Krise 2008, die ja bis heute noch immer andauert, keine Lehren gezogen und da wollte ich nicht mehr mittun.

Beschreiben Sie bitte das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens

Wir betreiben Crowdinvesting, d.h. wir bringen Privatanleger, die auf der Suche nach alternativen bzw. bankunabhängigen Anlageformen sind, mit österreichischen Unternehmen auf der Suche nach alternativen Finanzierungen zusammen. Wir fokussieren ausschließlich auf österreichische Unternehmen, weil meiner Erfahrung nach die Regionalität im globalisierten Finanzwesen zu kurz kommt oder teilweise ganz verloren geht. Wir wollen bewusst ein Gegengewicht schaffen zu der Globalisierung, ohne dagegen zu sein. Wir wollen aber vor allem eine Nachvollziehbarkeit zwischen Investor und Unternehmen herstellen. Unsere Kunden sehen und wissen, wem sie ihr Geld geben. Man schafft dadurch eine Win-Win-Situation. Man muss nicht unbedingt nach Vietnam an die Börse gehen, um Geld zu verdienen.

Beschreiben Sie bitte die Eckdaten Ihres Unternehmens (Anzahl MitarbeiterInnen, Standorte, Jahresumsatz, Jahr der Unternehmensgründung, Rechtsform etc.)

GmbH. Gründung 2013; Operativ tätig seit Mitte 2014; Das Gründerteam besteht aus 3 Personen; wir haben derzeit keine Mitarbeiter.

Wer sind Ihre MitbewerberInnen? Was machen Sie anders als Ihre MitbewerberInnen?

Unser Mitbewerb sind die drei anderen österr. Crowdfundingplattformen. Unsere Plattform ist die Einzige, die sich auf den österreichischen Mittelstand konzentriert, denn zumeist wird Crowdfunding ja mit Startups in Verbindung gebracht. Wir spezialisieren uns auf KMUs, die bereits am Markt etabliert sind und dadurch das Risiko für den Investor geringer und überschaubarer ist. Was uns noch unterscheidet ist, dass wir mit Nachrangdarlehen als Beteiligungsform arbeiten. In aller Regel ist die Bank immer bevorrangter Gläubiger, weshalb die Nachrangigkeit dieser Anlageform für die Investoren nicht riskanter ist, als ein herkömmliches Darlehen. Das unmittelbarste Risiko dieses Investments ist, wie bei einer Aktienveranlagung, die Insolvenz des Unternehmens.
Der Vorteil für die Unternehmer ist, dass bei dieser Finanzierungsform keine Unternehmensanteile an die Investoren übertragen werden müssen. Deshalb wird bei dieser Beteiligungsvariante auch kein (subjektiver) Unternehmenswert errechnet . Denn die Qualität eines Klein- und Mittelunternehmens zu quantifizieren ist sehr schwierig. Wie soll denn das Netzwerk, das Engagement und die Loyalität der Mitarbeiter, das Wissen des Unternehmers und vieles mehr in Zahlen gebracht werden. Das führt in Summe dazu, dass wir ein sehr einfaches und transparentes Finanzierungsmodell für Investor und Unternehmer anbieten können, dass in 3 Sätzen erklären werden kann.

Wie schätzen Sie allgemein die Lage Ihrer Branche ein?

Es ist eine ganz junge, dynamische Branche, die in jenen Nischen arbeitet, die die Banken auf Grund ihrer neuen Geschäftsmodelle nicht mehr besetzen können. Jene Bereiche, wie die Kreditvergabe, die am stärksten reglementiert sind (z.B. durch Basel III) sind zugleich jene, wo sich die Banken am stärksten zurückziehen müssen. Denn der Mehraufwand kostet Geld.

Betreiben Sie noch andere Unternehmen?

Nein

Würden Sie (nochmals) gründen was würden Sie anders machen?

Ich würde auf jeden Fall mit jemandem reden, der vor kurzem selber gegründet hat. Um die Erfahrungen teilen zu können. Es geht nicht darum welche bürokratischen Wege zu erledigen sind, sondern um den Tätigkeiten die richtigen Prioritäten zu setzen , um eine gewissen Chronologie der Dinge zu erfahren; nach Dringlichkeiten geordnet.

Welche Rollen spielen Nachhaltigkeit und erneuerbare Energie in ihrem Businessmodell?

Wir schauen drauf, dass wir uns auf regionale Unternehmen in Österreich konzentrieren, den lokalen, bzw. regionalen Finanzmarkt zu beleben und das ist sehr nachhaltig.

Welches Mobilitätskonzept haben Sie und Ihre MitarbeiterInnen?

Ich verwende die öffentlichen Verkehrsmittel so oft wie möglich. Während der Fahrt kann ich meist herrlich arbeiten.

Gibt es noch etwas dass Sie über sich und Ihr Unternehmen berichten möchten?

Was wir sehen ist, dass sich der Österreicher viel zu wenig mit dem Thema Geldanlage auseinandersetzt. Dieses Feld wird sehr gerne an die Banken delegiert. Nun haben sich aber die Rahmenbedingungen geändert und sind ganz anders als vor 2008. Am Sparbuch befindet sich enorm viel totes Kapital, was nicht produktiv investiert ist und daher auch niemanden etwas bringt. Wir versuchen, dem Wandel der Zeit gerecht zu werden und eine Win-Win Situation für Investor wie Wirtschaft herauszuholen.
Man muss zwar scheinbar mehr Verantwortung übernehmen weil man diese nicht an eine Bank abgibt. Dafür aber lernt man den Unternehmer und das Unternehmen kennen in das man investiert. Und lernt dabei selbst einzuschätzen, wem man vertrauen kann.

Beschreiben Sie sich als Person bitte mit sieben Eigenschaftswörtern

neugierig
ungeduldig
mutig
idealistisch
konsequent
hedonistisch
spontan
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