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Gudrun Fercher-Grüner, Steuer- und Unternehmensberaterin: … möchte keine Lücken entstehen lassen.

F Fercher GruenerPortrait
Gudrun Fercher-Grüner, geschäftsführende Gesellschafterin
Schebesta und Holzinger & Grüner Steuerberatungs GmbH
Wiener Straße 42
3040 Neulengbach, Österreich

Warum wurden Sie Unternehmer?

Es war immer schon mein innigster Wunsch. Ich wollte schon als Kind lernen und studieren und mich selbständig machen. Und es sollte der Beruf der Unternehmensberaterin werden. Ich wollte ein richtiges Handwerkszeug lernen, also Revision und Treuhand. Bei meiner Sponsionsfeier lernte ich einen Steuerberater kennen, der meinte, ich wäre die ideale Steuerberaterin. Das wollte ich ja eigentlich nicht, dachte jedoch – why not? Steuer- und Unternehmensberatung hat was mit einem detektivischen Gespür zu tun. Du musst wissen, wie die Leute gestrickt sind, wie die Menschen sind. Erst dann kann man ein gutes Konzept erstellen. Natürlich geht es um Zahlen. Aber diese wirken sich wieder direkt auf den Menschen auf. Wir sind teilweise Psychiater und Seelsorger, im übertragenem Sinn. Weil wir sehr viel über den Menschen erfahren und die sich uns gegenüber oft sehr weit öffnen. Uns werden oft intimste Dinge zuteil und da gilt es ein großes Gespür zu entwickeln, wie man damit umgeht.

Beschreiben Sie bitte das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens

Meine Ziele: Ich bin ein Dienstleister auf sehr hohem Niveau wo es um eine ganzheitliche Betreuung geht. Die Kanzlei will eine bestmögliche Informationsbasis schaffen. Ich will dass die Klienten Betriebswirtschaft lernen und begreifen und damit umgehen können. Ich will den Unternehmer durch sein erfolgreiches Unternehmertum begleiten.

Beschreiben Sie bitte die Eckdaten Ihres Unternehmens (Anzahl MitarbeiterInnen, Standorte, Jahresumsatz, Jahr der Unternehmensgründung, Rechtsform etc.)

Ich bin geschäftsführende Gesellschafterin und aufgrund des Beteiligungsausmaßes selbständig (40% Beteiligung) Ich habe in etwa 600 Kunden bei einem Umsatz von € 950.000. In Neulengbach habe ich 16 MitarbeiterInnen. Das ist eine eigenständige Steuer- und Unternehmensberatungskanzlei, die Rechtsform ist eine GmbH. Ich bin jedoch in einem Kanzleiverbund mit 4000 Kunden und etwa 150 Mitarbeiter.

Seit wann betreiben Sie dieses Geschäft?

Nach dem Abschluss meines Handelswissenschaftsstudiums 1996 auf der Wirtschaftsuniversität Wien absolvierte ich eine Berufsanwartschaftszeit für die Steuerberatung. 2002 waren alle Prüfungen gemacht. Am Freitag, den 13. September 2002 habe ich mich selbständig gemacht. Zunächst war ich Einzelkämpferin. Ich hatte mein Büro in St. Pölten und bekam jeden 4. Tag einen neuen Klienten. Nach einem Jahr hatte ich etwa 100 Klienten. Ich dachte, ich gehe aufs Land, denn da kenne ich viele Leute. Ich bin gut vernetzt durch die Mitgliedschaft in vielen Vereinen und meine Kommunikationsfreude und Engagement. Aus diesem Pool schöpfte und schöpfe ich und das läuft sehr gut.

Wer sind Ihre MitbewerberInnen? Was machen Sie anders als Ihre MitbewerberInnen?

Mein Qualitätsstandard ist ein sehr hoher. Ich gehe in kein Gespräch ohne vorbereitet zu sein. Ich nehme den Unternehmern Lasten von den Schultern. Dazu brauche ich eine Truppe, die aus sehr hoch qualifizierten Menschen besteht. Ich lege großen Wert darauf, meine Mitarbeiter zu fördern damit ich auch wichtige Dinge delegieren kann. Die Mitarbeiter wurden von mir dazu erzogen, dass sie selbständig denken und Vorschläge bringen und sich weiterentwickeln. Ich brauche schlaue Mitarbeiter, die ich hege und pflege, nicht nur im monetären Sinn. Das Miteinander ist sehr wichtig und ich stehe felsenfest hinter ihnen. Fehler müssen offen kommuniziert werden können. Ich stärke ihnen nach außen den Rücken. Als ich ein paar meiner heutigen Mitarbeiter übernahm waren sie reine Empfehlungsempfänger. Jetzt wissen sie, dass sie zunächst mit einem Lösungsansatz zu mir kommen müssen. Auf dieser Basis wird dann der jeweilige Fall diskutiert, gegebenenfalls adaptiert und entsprechend umgesetzt.

Wie schätzen Sie allgemein die Lage Ihrer Branche ein?

Schwere Herausforderungen kommen auf uns zu. Zum einen geht’s um den Technisierungsprozess, Stichwort papierloses Büro. Ich bin eine Verfechterin davon, die Daten, die bereits bearbeitet wurden, nicht nochmals erfassen zu müssen. Das ist momentan der Wettbewerbsvorteil, der sich in den nächsten Jahren auftut. Wir werden Daten zu uns holen, die man nicht nochmal erfassen muss. Dazu braucht man schlaue Menschen, die einen Bezug zu dem Zahlenmaterial haben. Man muss genau wissen, was man tut. Deshalb glaube ich dass der EDV-Digitalisierungsprozess ein sehr herausfordender wird.
Die Positionierung der Steuerberater am Markt muss man überdenken. Marketingtechnisch ist der Steuerberater das graue Mäuschen, andererseits aber für ein Unternehmen sehr bedeutend und wesentlich. Diese Positionierung und Abgrenzung von gewerblichen Buchhaltern und Unternehmensberatern wird die Herausforderung werden; denn alle arbeiten in das gleiche Schema hinein.
Aber als Kampf sehe ich das nicht. Ich nehme das ziemlich locker. Der Markt zeigt eh, in welche Richtung es geht. Ich habe auch keine Berührungsängste mit der Zusammenarbeit anderer Branchen. Ich habe mit etlichen guten Unternehmensberatern eine fruchtbare Zusammenarbeit.

Betreiben Sie noch andere Unternehmen?

Unternehmen nein, aber ich bin stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende einer Bank und halte zahlreiche Vorträge.

Würden Sie (nochmals) gründen was würden Sie anders machen?

Nichts.

Welche Rollen spielen Nachhaltigkeit und erneuerbare Energie in ihrem Businessmodell?

Die Digitalisierung soll am Papierverbrauch sparen helfen. Auch daher bin ich sehr an dieser Entwicklung interessiert.

Welches Mobilitätskonzept haben Sie und Ihre MitarbeiterInnen?

40% der Kunden sind in Wien und wir in Neulengbach und 10-15% sind europaweit von Tschechien bis Finnland beheimatet. In Zeiten des Internets und der Telekommunikation braucht man sich nicht ständig zu sehen. Wichtig ist, dass man dann, wenn der Kunde etwas braucht, für diesen da ist und wenn nötig einen Besuch abstattet. Darüberhinaus bin ich regelmäßig mit meinen Kunden in telefonischem Kontakt.

Gibt es noch etwas dass Sie über sich und Ihr Unternehmen berichten möchten?

Ich glaube dass wir ein sehr gut aufgestelltes Unternehmen sind. Die Qualität der Mitarbeiter ist besonders wichtig. Wenn die Mitarbeiter zufrieden sind strahlt das auch auf die Kunden aus. Es liegt nicht mehr nur an mir sondern an meinen Botschaftern. Man muss sich strategisch überlegen wo man sich positioniert.
Ich will, dass die Unternehmer längerfristig bestehen. Das betrifft auch das Thema Betriebsnachfolge. Ich möchte keine Lücken entstehen lassen. Ich finde, wenn Strukturen gewachsen sind, ist es auch Aufgabe des Steuerberaters, diese zu erhalten. Ich suche bereits Jahre vor der Betriebsübergabe gemeinsam mit dem Unternehmen einen Nachfolger oder einen Nachfolgerin.

Beschreiben Sie sich als Person bitte mit sieben Eigenschaftswörtern

glücklich
sonnig
beständig
authentisch
stabil
lustig
energisch
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