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Beratung ist nicht gleich Beratung

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Beratung – Hört man diesen Begriff erscheint womöglich im Kopf das Bild einer Gruppe von Menschen in Businesskostümen, ausgestattet mit einem smarten Aktenkoffer und dem obligatorischen Handgepäckskoffer, die zum Gate am Flughafen eilen. Denn oft geübt versucht diese Gruppe möglichst als erste in das Flugzeug einzusteigen um den eigenen Koffer in den Gebäckbehältern unterzubekommen. Das ist natürlich eine flapsige Aussage und soll nicht Gegenstand dieses Artikels werden, sondern lediglich dem lockeren Einstieg hierzu ermöglichen. Es geht um professionelle Beratung, die zunächst eine treffende Bezeichnung braucht, um sich in Folge damit näher auseinandersetzen zu können.

 

Beratung – eine allgemeine Definition:

Beratung ist eine spezifische Form der zwischenmenschlichen Kommunikation. Eine oder mehrere Personen sind einer oder mehreren Personen dabei behilflich, Anforderungen des (Unternehmer)Alltags oder schwierige Probleme und Krisen zu bewältigen. Das umfasst Hilfen bei der kognitiven und emotionalen Orientierung in undurchschaubaren und unübersehbaren Situationen und Lebenslagen.

 

Sich gemeinsam Beraten

Im Gegensatz zum alltagssprachlichen Beratungsbegriff, der da eher meint, jemanden einen Rat geben und helfen, ist mit dem sich beraten im reflexiven Sinne das gemeinsame Beraten über etwas gemeint. Es gibt also den Hinweis darauf, sich professionell mit Beratung zu befassen. Im wissenschaftlichen Sinn hat Beratung das reflexive im Fokus und demnach das sich beraten, dass keine Ratschlag erteilt!

 

Eröffnung von Denkräumen.

Ein professioneller Beratungsprozess ist die Eröffnung von Denkräumen. Es ist ein Unterstützungsprozess, um eigenständig ins Denken über den zu bearbeiteten Sachverhalt zu kommen. Dies ist immer abhängig vom jeweiligen Kontext, in dem die Beratung stattfindet.

 

Die Unterscheidung der verschiedenen Beratungsbegriffe

Mit informeller Beratung ist die alltägliche Beratung, die ohne professionellen Hintergrund auskommt, gemeint. Jemand hilft einem mal schnell, man erteilt einen Rat oder holt sich Informationen im Internet. Unter halbformalisierte Beratung ist die Beratung gemeint, die Professionisten wie beispielsweise LehrerInnen und ÄrztInnen im Zuge der Ausführung ihrer Professionen mit anbieten. Die wissenschaftlich fundierte und ausgewiesene formalisierte Beratung schließlich wird von professionellen BeraterInnen angeboten.

 

Das machen professionelle BeraterInnen.

Sie unterstützen Ratsuchende dabei, deren Wahlmöglichkeiten abzuwägen. Denn oft müssen sich die zu Beratenden angesichts mehrerer Alternativen für eine Möglichkeit entscheiden und dabei unterstützt der Berater und die Beraterin. Wichtig ist um es nochmals zu betonen, dass hier Hilfestellung zur Entscheidungsfindung geleistet wird, nicht aber eine Möglichkeit als die beste ausgewiesen wird.

„Beratung ermöglicht und fordert Zukunftsüberlegungen und Planungen … und begleitet erste Handlungsversuche mit Reflexionsangeboten“, so die Forscher Nestmann und Sickendieck

Der Berater unterstützt den zu Beratenden dabei herauszufinden, was er möchte und kann. Letztlich muss der zu Beratende selbst eine Entscheidung fällen.
Die Beratung ist immer durch eine triadische Struktur der Beratungssituation gekennzeichnet. Das bedeutet, dass sie in Abhängigkeit zum Kontext und der jeweiligen Umwelt steht. Daher ist sie im eigentlichen Sinne nicht standardisierbar, sondern muss auf den Beratungskontext angepasst werden.

 

Doppelverortung von Beratung

Mit der Doppelverortung von Beratung ist das Vorhandensein des Beratungs- und Interaktionswissen gemeint, dass erst gemeinsam mit dem handlungsfeldspezifisches Wissen zur professionellen Beratung werden kann. Beratung sollte immer auf die Stärken, die Potentiale und die Ressourcen des zu Beratenden referieren.

Quellen:
https://pub.uni-bielefeld.de/publication/2771220

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