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RADIO-UWEB im Gespräch – Georg Guensberg Teil 3: Fracking, Mobilität, Energiepreise und Klimapolitik

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© Bild: Maria Nasswetter


Gespräch und Zusammenfassung: Thomas Nasswetter

Fracking – eine Lösung für die Zukunft?

© Bild: Maria Nasswetter

Die Erwartungshaltung ist sehr hoch, da viele glauben, dass der Boom der durch Fracking in den USA entstanden ist nach Europa transferiert werden kann.

Es wird in Europa durchaus gefrackt, wenn auch bisher nicht erfolgreich. Zum Beispiel in Polen oder der Ukraine. Darunter ist auch die österreichische RAG, die sich aber gerade wieder zurückzieht, weil die geologischen Voraussetzungen und die Besiedlung anders sind als in Amerika. Und natürlich sind die Umweltbedenken dazu auch relevant.

Beim Fracking muss zwischen der Gewinnung von Schieferöl und der von Schiefergas unterscheiden werden. Mit sehr hohem Druck, Wasser, Sand und Chemikalien, die auch giftige Substanzen enthalten,  wird das Tongestein aufgepresst und Öl oder Gas freigesetzt.  Diese Technologie hat sich in den USA durchgesetzt und hat zu einer enormen Steigerung der Produktion sowohl von Schieferöl als auch von Schiefergas geführt.

Ich persönlich war vor fünf Jahren noch sehr skeptisch und hätte es nicht so eingeschätzt, das Fracking ein solches Erfolgsmodell wird. Aber nun stellt sich die Frage, wie lange wird der Boom andauern und zu welchen Kosten kann er aufrecht erhalten werden? Hier wird nun die Unterscheidung zwischen Öl und Gas wichtig.

Bei Schieferöl sind bedingt durch den hohen Ölpreis, der nun seit drei Jahren konstant bei über 100$ pro Barrel liegt, die hohen Produktionskosten die Fracking verursacht durchaus wirtschaftlich darstellbar. Beim Gas habe ich regionale Märkte auch innerhalb der USA und die muss ich sehr genau ausdifferenzieren, denn Gas ist auch in den USA nicht per se billig.

Diese Differenzierung muss auch in der Diskussion über Fracking stattfinden. Wenn wir hier in Europa annehmen, wir können mit Fracking billig Gas fördern,  ist das ein Irrglaube. Dabei geht es nicht nur um die gegenüber konventionellen Methoden teure Förderung, sondern auch um die Infrastruktur, die nur mittel- und langfristig geschaffen werden kann.

© Bild Maria Nasswetter

Vielleicht noch ein technischer Aspekt: Um das Förderniveau aufrecht zu erhalten muss ich immer mehr Bohrungen durchführen und ich muss all diese Bohrungen auch noch aktiv halten.  Der Grund sind sehr schnell abfallende Förderraten. Das Maximum liegt in den ersten Monaten, nach 3 Jahren verringert sich der Output um 80%! Konventionelle Lagerstätten sind bei der Förderrate hier völlig anders: Die steigert sich im Laufe von mehreren Jahren und sinkt dann auch dementsprechend langsam wieder ab.

Der Schiefergas-Boom in den ersten drei Jahren hat in den USA, auf Grund eines Überangebots zu sehr niedrigen Energiepreisen geführt. Darüber hinaus es war klar Teil der Politik auf Basis niedriger Energiepreise eine Re-Industrialisierung zu fördern. Aber ich zweifle stark am Erfolg für mache österreichische Unternehmen, die deshalb in die USA gehen wollen, da die hohen Produktionskosten beim Fracking schon jetzt zu anziehenden Gaspreis führen. Es ist sehr schwer einzuschätzen was in 10 oder gar 15 Jahren sein wird.

Für Österreich bin ich sehr skeptisch, das Fracking eine realistische Alternative ist. Bei den Schiefergasvorkommen im Weinviertel wurde eine unglaubliche Menge an Vorkommen verkündet, ohne dass man das auf Basis von Probebohrungen wissen konnte. Fracking kann aber für europäische Staaten die zu 90 – 100% Prozent von russischem Erdgas abhängig sind eine realistische Lösung sein.

Nachhaltige Mobilität

Es gibt mehre Ebenen. Da ist zum ersten die technologische Perspektive. Dann gibt es eine systemische Ebene, nämlich welche Mobilitätsstrukturen werden wir in Zukunft aufbauen und das dritte ist ein kultureller Aspekt.

Dabei gehen die Meinungen, wie die Zukunft aussieht, sehr auseinander. Die Unternehmensberatung Roland Berger glaubt an einen Sieg des Carsharings im urbanen Raum während zum Beispiel der Chef von Porsche Österreich eine sehr verhaltene Einschätzung dazu abgibt.

Was die Elektromobilität betrifft: Klar ist ,dass wir nicht alle mit dem Tesla herumfahren werden, weil das alleine schon ein Ressourcenproblem bei der Produktion darstellt. Aber es ist auch eine Frage des dazu nötigen Stroms. Das steigert die CO2 Bilanz bei Staaten, die bei der Stromerzeugung von fossilen Energieträgern abhängig sind, ganz abgesehen davon, dass die Herstellung eines Elektroautos deutlich mehr CO2 verursacht als die eines fossil betriebenen Fahrzeuges.

Das heißt aber nicht, dass Elektromobilität keine Chance hat, sondern wir müssen darüber nachdenken in welchen Segmenten das sinnvoll ist. Es wird hier zu einer Differenzierung der Mobilitätsmodelle kommen und nicht allein nur die Frage welche Automodelle werden wir in Zukunft fahren. Hier entstehen aus meiner Sicht durchaus Chancen für kreative Unternehmen, die neue Mobilitätsmodelle anbieten können. Gerade im urbanen Raum, mit seinen dichten Strukturen sind schnelle Umsetzungen möglich. Das kulturelle Element schient mir dabei bisher sehr unterschätzt zu sein und hier wird man mehr Augenmerk darauf legen müssen.

Energiepreise

Der Energieverbrauch ist in den letzten Jahren in einigen Segmenten weltweit, sogar in den USA,  zurückgegangen. Das hängt sicherlich mit den derzeit hohen Energiepreisen zusammen. Hier findet durchaus ein Rückkopplungseffekt statt. Das Beispiel der großen Distanzen bedingt durch die Siedlungsstrukturen in den USA, Stichwort Suburbia, hat schon zu einem Umdenken geführt und damit auch zu einer Reduktion des Energieverbrauches.

Klimawandel

Ein wichtiger Aspekt, vielleicht der wichtigste ist in diesem Gespräch bisher zu kurz gekommen der Klimawandel. Wenn man das 2° Ziel das die IPPC propagiert ernst nimmt, dann hat das natürlich Auswirkungen auf unserem Umgang mit der fossilen Energie. Es kann dann nicht sein, dass wir mit immer höherem Aufwand immer mehr Gas und Öl fördern. Das geht sich wahrscheinlich nicht nur ökonomisch nicht aus, sondern wir dürfen das Carbon-Budget unserer Generation nicht endlos überschreiten. Es muss noch was im Boden bleiben. Das wird der heikle Punkt. Hier ist die Politik gefragt, denn derzeit laufen die meisten Investitionen im Energiebereich in die Exploration von fossiler Energie. Das ist in Wahrheit ganz ärgerlich. In den letzten Jahren kam es bei den Investitionen in fossile Energien zu einem deutlichen Anstieg, während die erneuerbaren Energien hier auf niedrigem Niveau weiterkämpfen müssen.  Das geht sich letztlich mit der Herausforderung Klimawandel nicht aus.

Aber es gibt auch wenig bekannte Beispiele von Investoren, die nicht mehr in die weitere Förderung von Öl und Kohle investieren wollen. Dazu gehört der Norwegische Staatsfond und auch die Standford University. Der Faktor, wo investiere ich meine Geld, ist also durchaus nicht zu vernachlässigen und ich bin froh, dass das jetzt auch international mehr Thema wird und hoffentlich auch in Österreich zum Thema gemacht werden wird.

 

 

Alle Teile des RADIO-UWEB im Gespräch mit Mag. Georg Guensberg:

RADIO-UWEB im Gespräch – Georg Guensberg Teil 1: Die Energiepolitik ist eine ganz zentrale »  (erschienen am 21.08.2014)

RADIO-UWEB im Gespräch – Georg Guensberg Teil 2: Der Unternehmer » (erscheinen am 22.08.2014)

RADIO-UWEB im Gespräch – Georg Guensberg Teil 3: Fracking, Mobilität, Energiepreise und Klimapolitik »

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