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@-Strategisches-Denken „Die Anarcho-Surrealisten: Mehr Punk – weniger Hölle!“

Wie eine gelungene (Marketing-)Strategie aus einem aussichtslosen Außenseiter einen überragenden Sieger machte.

© Visual: www.corporate-interaction.com

Folgende 10 Versprechen stammen von einem späteren Wahlsieger:

Mit diesen Versprechungen und einer beispiellos schrägen und absolut billigen Wahlkampagne wurde Jon Gnarr, ein Komiker und Ex-Punkmusiker, von „Die beste Partei“ Bürgermeister von Reykjavik.

Zu diesem Zeitpunkt waren Island und seine Hauptstadt pleite. Pleite nicht nur monetär, sondern das Besondere war, pleite auch im Bezug auf die politischen Klassen. Und damit begann die beindruckende Geschichte der Rettung Reykjaviks durch die „Anarcho-Surrealisten“ der „Besten Partei“.

Marketing ist (immer!) eine Frage der Strategie

„Unsere Strategie für den Wahlkampf war, eine komplette Gegenwelt zu entwerfen“, erklärte Wahlkampfmanagerin Heida Helgadottir später. „Politik ist von alten Männern dominiert, die rituell Giftpralinen austauschen. Wir dagegen setzten auf Lebenserfahrung, Aufrichtigkeit, Humor. Und wir hatten den perfekten Kandidaten.“

Die Überzeugung Sieger zu werden spiegelt sich nicht nur in Inhalt und Aussage der Kampagne, sondern und das ist ein vielfach unterschätzter Punkt beim Marketing, am strategischen Ansatz. Die Strategie Gegenwelt passte perfekt zur realen Welt der Ohnmacht des Einzelnen vor den überbordenden Folgen der Finanzkrise. Eine Finanzkrise für die die WählerInnen nichts konnten und für die sie sich auch nicht verantwortlich fühlten.

Strategie ist Pflicht – Die Umwelt beeinflusst die Ziele

Ein Haufen Chaoten und eine durchdachte Strategie, diese Kombination kann, wie das Beispiel aus Island zeigt, Berge versetzen und die Welt tatsächlich von heute auf morgen verändern. Doch wie entsteht eine gute Strategie? Eine gute Strategie ist immer (immer!) ein Produkt aus komplexem und nichtlinearem Denken in dem die Einbindung des Faktors Umwelt, im Sinne von was passiert außerhalb meines Wirkungsvermögens, eine ganz wesentliche Rolle spielt.

Dabei ist es wichtig die richtigen Ziele zu formulieren. Denn auch die Ziele stehen nie für sich allein, sondern sind an einen Kontext gebunden, der sich nicht aus sich selbst ergibt, sondern in bestimmten Anhängigkeiten zu den Zielen steht. Somit ist es wichtig schon zu Beginn darüber nachzudenken, was die Auswirkungen sind, wenn die Ziele erreicht werden. Erst wenn eine Umwelt für die Ziele erdacht ist, kann mit den Überlegungen zum Erreichen der Ziele begonnen werden.

Nur Mut zum lateralem Denken schafft Innovation über Kreativität

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Die Menschen lieben es in linearen Mustern zu denken. Denn damit wird die Welt berechenbar. Leider sagt schon Heisenberg (im übertragenen Sinne) mit seiner Unschärferelation, dass die Welt (der Teilchen) nicht determiniert ist. Damit geraten viele Menschen schon in ein Dilemma. Gerade das Marketing lebt davon Zukunft zu prognostizieren und Interessen und Kaufverhalten durch geeignete Maßnahmen in der Zukunft bestimmen zu wollen. Nur Zukunft ist nicht determiniert. Aber Heisenberg hat uns Wahrscheinlichkeiten bzw. Aufenthaltswahrscheinlichkeitsräume gegeben. In der Quantenmechanik sind um die Ecke denken und einige „rechnerische“ Tricks notwendig und plötzlich hat man eingrenzbare Ergebnisse. Diese sind so zuverlässig, dass wir schon fast unser gesamtes Leben darauf stützen, nämlich integrierte Schaltkreise, so wie sie in fast jedem technischen Gerät stecken.

Was bedeutet diese quantenmechanische Wahrscheinlichkeit aber nun für die Marketing Strategieentwicklung? Laterales Denken also nichtlineares Denken zwingt jeden dazu, seine bekannten Standpunkte verlassen zu müssen und Dinge aus unterschiedlichen meist ganz ungewohnten Perspektiven zu betrachten. Damit werden lineare Denkmuster durchbrochen und der veränderte Blick auf dieselben scheinbar bekannten Tatsachen ermöglicht es über neue Zusammenhänge und andere Ideen nachzudenken.

Gelingt es uns, auch noch um die Ecke zu denken und Prozesse zu entwickeln, wie wir in „Echtzeit“ auf die Entwicklungen während unserer Kampagne reagieren können, dann wird es uns möglich, den Zielen immer näher zu kommen. Dazu gibt uns der Stratege Napoleon Bonaparte einen guten Hinweis. Gefragt nach seiner Strategie bei einer Schlacht meinte er lapidar: Ich beginne einmal und dann schaue ich wie es sich entwickelt. Damit ist gesagt, dass eine gute Strategie genau so gut ist, wie es gelingt sie in Echtzeit an die Wirklichkeit anzupassen.

Conclusio: Strategisch denkende Punks haben ein klaren Marketingvorteil, wenn sie die richtigen Ziel verfolgen

Natürlich sind die Geschichten der Besten Partei Legende – aber eines zeigt sich ganz klar. Weil es von vorne herein Teil der Strategie war, nach dem Sieg Verantwortung zu übernehmen, ist es den „Anarcho-Surrealisten“ gelungen nicht nur zu Siegen, sondern aus der Pleite-Stadt Reykjavik wieder eine funktionierende Organisation zu machen. Damit konnten sie nicht nur den Sieg rechtfertigen, sondern auch die Sympathie der Bevölkerung gewinnen. Anders ausgedrückt, Marketing allein ist nichts wert, wenn es nicht auch ein gutes Produkt dazu gibt.

Wie denken Sie um die Ecke? Wobei imaginieren Sie sich den Heisenberg? Wann setzen Sie ihren knallbunten „Iro“ auf und denken lateral? Schreiben Sie es in einem Kommentar!

 

Kontext:

Die legendäre Geschichte von Jon Gnarr finden Sie wunderbar erzählt im Tagesanzeiger – http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Mehr-Punk-weniger-Hoelle-/story/25977893

Und für „Nachleser“ zum Thema Strategieentwicklung: Dietrich Dörner – Die Logik des Mißlingens: strategisches Denken in komplexen Situationen. Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-499-61578-9. (12. Auflage: 2003)

 

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