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Soziologie für KMU – Über erwünschte und unerwünschte Ordnung

© 3D-Rendering: www.corporate-interaction.com

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Die Soziologie beschäftigt sich unter anderem mit der sozialen Ordnung. Wir alle haben sehr viele Regeln und Ordnungsprinzipien verinnerlicht. Darüber müssen wir nicht nachdenken und setzen voraus, dass diese auch andere kennen.

Viele internalisierte Regeln leiten uns an.

Jeder weiß, oder fast jeder weiß, (Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel) wie man sich verhält, wenn man beispielsweise ein Firmengebäude betritt. Wir wissen meist auch, wie man sich gegenüber seinen Kollegen, seinen Vorgesetzten und seinen Kunden verhält. Warum das so ist? Weil wir uns das im Laufe unserer Sozialisation angeeignet haben bzw. uns das eingeimpft oder eingetrichtert wurde.

Nine to five

Genauso haben sich viele Angestellte damit abgefunden, dass sie die vereinbarten Stunden in Büros meist zwischen der Kernarbeitszeit von 9 bis 17 Uhr absitzen müssen. Obwohl es da einige neue Konzepte und Arbeitsmodelle gibt, sind doch nach wie vor viele Chefs der Auffassung, dass ihre Angestellten und Arbeiter innerhalb einer bestimmten Zeit zur Verfügung stehen sollen. Viele Arbeiten gehen nach wie vor mit vielem Sitzen einher. Jetzt raten jedoch schon seit etlichen Jahren unter anderen Mediziner, Sportwissenschafter und Therapeuten, dass sich der Mensch viel bewegen sollte. Das helfe, so einige Experten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden.

Soziale Ordnung oder nicht – das ist hier die Frage.

Jetzt komme ich wieder zur sozialen Ordnung. Sie als Chef sind daran interessiert, gesunde und arbeitsfitte Mitarbeiter zu haben. Stellen Sie sich bitte nun folgende Situation vor:  Sie müssen einen ihrer Angestellten aufgrund eines Fehlers rügen, der wiederum sieht ihre Kritik als ungerechtfertigt an. Aus medizinischer Sicht wäre es jetzt ratsam, dieser Streßsituation mit körperlicher Betätigung zu begegnen. Nachdem der Blutdruck vor Ärger in die Höhe schießt, der Puls rast und sich leichte Magenkrämpfe ankündigen, wäre die ausgleichende Bewegung sehr ratsam.

Wann sonderbares Verhalten zu Unverständnis führt

Stellen Sie sich nun weiters vor, der Gerügte beginne vor dem Chef in die Knie zu gehen – um nämlich Kniebeugen zu machen. Um, so beschreibt der Soziologe Anselm Eder, möglichen Fehldeutungen zuvorzukommen, könnte der Gemaßregelte sein sonderbares Verhalten erklären. Er teilt eben daher dem Chef mit, dass er mit seinem eigenartigen Verhalten möglichen, aus dieser Situation erwachsenen gesundheitlichen Schäden entgegenwirken möchte. Er fordert zudem den Maßregler auf, sich bitte nicht beirren zu lassen und fortzufahren.

Wer war zuerst – die soziale Ordnung oder wir?

Diese, aus gesundheitlicher Sicht sehr richtige Verhaltensweise, wird jedoch niemand leisten wollen, da damit eine unerwünschte Wirkung sozialer Ordnung entstehen würde. Soziale Ordnung ist eine recht zwiespältige Angelegenheit, so besagter Soziologe. Man könne daher  berechtigterweise behaupten, dass nicht wir soziale Ordnungen haben, sondern die sozialen Ordnungen uns fest im Griff hätten.

Weiter links zum Thema:

Soziologie für KMU – Eine Einführung

Soziologie für KMU – Die Funktion von Verlegenheit

Soziologie für KMU – Komplexitätsreduktion und Ordnung

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