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In andere Welten eintauchen – Beispiel Japan

© Foto: Maria Nasswetter

Die Art, wie jeder von uns die Welt betrachtet basiert auf dem Regelwerk jener Gesellschaft, in die wir hineingeboren werden. Für die meisten ist ihre Welt, so wie sie in diese hineinwuchsen und sich daran gewöhnt haben, die einzig Richtige. Dass soll nicht heißen, dass dabei nicht das ein oder andere mehr und weniger kritisiert wird. Wenn wir jedoch nicht reflektieren warum wir so handeln und verbalisieren, wie wir leben und was wir erleben, bleiben wir ganz in der eigenen Welt verhaftet. Wir können dann nicht begreifen, warum andere so agieren wie sie es tun. Gemeint ist damit ein tiefes Begreifen andere Formen von einem Miteinander und die damit eher einhergehende Toleranz gegenüber anderen Gesellschaftsformen. Es ist schon anstrengend, für manche irrelevant und mitunter gar nicht im Fokus sich vorzustellen und damit auseinanderzusetzen, dass Menschen einen ganz anderen Zugang im Umgang mit Geschäftspartnern, Freunden und dem Ehepartner haben können.

Viele Ebenen, Diversität und Verborgenes

Man liest es, bekommt es von Insidern erzählt und kann es auf einer Reise mitbekommen, vorausgesetzt man ist bereit einzutauchen und Augen und Ohren dabei offenzuhalten.

Wenn davon gesprochen wird, dass eine ganze Nation so oder so ist, dann muss das immer mit Vorbehalten geschehen. Selbstverständlich lässt sich nicht alles über einen Kamm scheren. Es gibt sehr viele Ebenen, Diversität und Verborgenes, Dimension also, die zu beachten sind. Dennoch können gewisse Grundtendenzen herausgearbeitet werden. Eindrücke, auf vielerlei Arten erworben, lassen sich doch zu einem Bild fassen, das sicher nicht perfekt ist und jedem gefällt.

Die Familie als Ort, der die Welt offenbart

In Japan gehen die Männer arbeiten und die Frauen bleiben zuhause bei den Kindern. Frauen arbeiten, sind die Kinder größer, in Teilzeitjobs, so wie in vielen Ländern Europas auch. Langsam weicht es sich zaghaft etwas auf. Japan hat das Problem, dass die Fertilität bei etwa 0,9 Prozent liegt. Die Gesellschaft vergreist. Besonders zu erwähnen ist, da man das  in der Form in Europa nicht kennt: Der Mann überlässt sein Einkommen den Frauen und bezieht von diesen zehn Prozent an Taschengeld. Ein Wunder, dass sich die Männer hier noch nicht emanzipiert haben. An dieser Tatsache hat sich auch 2019 nichts geändert. Ganz wenige und vereinzelt durchbrechen diese gesellschaftliche vorherrschende Norm, die in Japan üblich ist.

Entscheidungen werden im Konsens getroffen.

Das zählt von klein an und wird tagtäglich übermittelt, forciert und vorgelebt. Der Einzelne darf nicht auffallen, muss sein Gesicht wahren und öffentlich keine Gefühle zeigen. Damit sehen die Prozesse des Miteinanders, des Entscheidens und der Führung in Unternehmen ganz anders als in Europa aus. Man ist so sehr der Loyalität seines Vorgesetzten verpflichtet, dass es schwer und mitunter gänzlich unmöglich wird, Kritik zu üben. Eine individuelle und schnelle Entscheidung darf man sich nicht erwarten. Denn für die Entscheidungsfindung wird sehr viel Zeit aufgewandt. Damit sind Führungspersönlichkeiten Mangelware und Firmen tun sich schwer, gute japanisch sprechende Führungskräfte zu finden. In Japan gibt es sehr viele gesellschaftliche Regeln des Miteinanders. Das findet seinen Niederschlag auch in der Sprache und was Frauen und Männer damit ausdrücken dürfen. Das erschwert zusätzlich Führungsebenen mit Frauen zu besetzen.

Schlafen im Meeting.

Nicht nur in der U-Bahn in Tokio sieht man schlafende Menschen jeder Altersgruppe. Es ist keineswegs unhöflich während eines Meetings mit einem Kunden kurz mal weg zu dösen. Man hört immer wieder, dass Japaner so viel beim Schlafen gesehen werden, weil diese so viele Überstunden machen würden. Das wird allerdings schon wieder dementiert. Denn es gibt zu wenige Arbeitskräfte und demnach kann diese Forderung nach extrem vieler Arbeit nicht mehr so einfach durchgesetzt werden.

Perfekte Dienstleister

Mit Geduld, Besorgtheit und Höflichkeit wird dem Kunden, egal wo, begegnet. Das ist sehr wohltuend, wenn man aus einem Land kommt, wo Verkäufer eher Warenbewacher, Zitat Vera Birkenbihl, denn freundliche Dienstleister sind. Allerdings entsteht dabei manchmal der Eindruck, dass man bevormundet wird und wenig dem Zufall überlassen wird. So wird man allerorts eingewiesen und in vielerlei Hinsicht darauf hingewiesen, wohin zu gehen ist, was unterlassen werden muss und wo es gefährlich sein könnte.

 

Diesem Artikel werden noch weitere folgen, die sich speziell an EPU und KPU richten. Hier wird unter anderem von Experten der österreichischen Außenhandelsstelle Wissenswertes bezüglich Expansionen nach Japan und der Wirtschaft an sich in Japan zu lesen sein.

 

 

 

 

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