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Können bestimmte Berufe das Demenzrisiko senken?

© Bild: Gerd Altmann auf Pixabay

Krebs, Demenz und schwere Unfälle, das sind die drei Topereignisse, vor denen sich laut einer Umfrage einer deutschen Krankenkasse die meisten Menschen fürchten. Die Furcht vor Krebs und Demenz nahm dabei mit dem Alter zu.

Laut einer aktuellen Schätzung des Gesundheitsministeriums leben in Österreich 115.000 bis 130.000 Menschen mit irgendeiner Form der Demenz. Aufgrund des kontinuierlichen Altersanstiegs in der Bevölkerung wird sich diese Anzahl bis zum Jahr 2050 verdoppeln und der Betreuungs- und Pflegebedarf wird somit weiter steigen. Die gute Nachricht ist, dass der Lebensstil dazu beitragen kann, Demenz zu verhindern oder das Auftreten zumindest zu verzögern.

Einer aktuelle Studie zufolge, die im Fachjournal „The British Medical Journal“ erschienen ist, könnte die Art der Erwerbsarbeit dazu beitragen, das Risiko an Demenz zu erkranken, verringern.

Daten von mehr als 100.000 Menschen herangezogen

Ein Team rund um den Wissenschaftler Mika Kivimäki vom University College London wollte wissen, ob geistig fordernde Arbeit das Demenzrisiko mindert. Die Forschenden werteten dazu die Daten mehrerer großer europäischer und US-Studien aus. Mehr als 100.000 Datensätze von Menschen, die im Schnitt rund 17 Jahre begleitet wurden, bildeten die Grundlage dieser Metastudie.

Einteilung in geistig fordernde und weniger fordernde Jobs

Alle Teilnehmenden beantworteten mehrere Fragen dazu, welche Ansprüche ihr Job stellt und wie viel Kontrolle oder Eigenverantwortung sie haben. Das umfasst unter anderem, ob sie sehr schnell oder sehr intensiv arbeiten müssen und ob sie kreativ sein können oder Neues in ihrem Job lernen.

Lagen Anspruch und Eigenverantwortung über dem Durchschnitt, wurde der Job als stark geistig fordernd eingestuft, lagen beide unter dem Durchschnitt wurden sie als wenig geistig fordernd eingestuft. War eines dieser Kriterien über- und das andere unterdurchschnittlich, wurde der Job in der Mitte eingestuft.

Fordernde Job verhindern oder verzögern Demenz

Tatsächlich entwickelten Menschen mit forderndem Job etwas seltener eine Demenz bezogen auf die Studiendauer. Demnach gab es in der Gruppe mit den stark fordernden Jobs 4,8 Demenzfälle pro 10.000 Personenjahre. In der Gruppe mit den wenig fordernden Jobs waren es hingegen 7,3 Fälle. Die Forschergruppe kaum auch zum Ergebnis, dass dies auch nach Berücksichtigung bekannter Risikofaktoren wie etwa Alter, Bildungsgrad und Herz-Kreislauf-Krankheiten, gilt. Die relativ geringe absolute Zahl der Demenzfälle geht auf den Umstand zurück, dass sehr viele Teilnehmende zum Studienende noch jünger und nicht hochbetagt waren.

Auch die Blutzusammensetzung, die ebenfalls untersucht wurde, spielt offenbar eine Rolle. Wer im Job geistig gefordert wurde, hatte im Schnitt geringere Mengen von bestimmten Proteinen im Blut, die möglicherweise das Wachstum von Nervenzellen stören und damit das Demenzrisiko erhöhen könnten.

Die Beobachtungsstudie lässt jedoch keine eindeutige Aussage darüber treffen, ob die Eigenheiten eines Berufes tatsächlich die Ursache für ein damit verbundenes geringeres Demenzrisiko sind. So könnte zum Beispiel der Intelligenzquotient in der Kindheit sowohl die spätere Berufswahl als auch das Demenzrisiko beeinflussen.

Neun Empfehlungen die Demenz verringern helfen

Unabhängig vom Beruf können einige Verhaltensweisen und Umstände dazu beitragen, das Demenzrisiko zu senken: 2020 sprach ein Forscherteam im Wissenschaftsjournal „The Lancet“ neun Empfehlungen aus in Bezug auf Demenz aus:

  1. Ab einem Alter 40 Jahren sollte der Blutdruck unter einem 24 Stundenmittel 130/80 liegen. Bluthochdruck ist ein oft unterschätzter „Killer“.
  2. Schwerhörigkeit im Alter sollte mit Hilfe eines Hörgeräts korrigiert werden
  3. Ein Verletzungsrisiko des Kopfes muss vermieden werden. Das gilt vor allem für Hochrisiko-Umgebungen wie den Straßenverkehr, aber auch für Sportarten wie Boxen oder Reiten. Auch Kopfbälle beim Fußball sind mittlerweile in Verdacht geraten, das Demenzrisiko zu erhöhen.
  4. Alkohol sollte nur in Maßen genossen werden. Exzessives Trinken provoziert Veränderungen im Gehirn, die wiederum das Demenzrisiko erhöhen.
  5. Sportliche Betätigung schützt vor vielen Wohlstandskrankheiten. Zur Lebensmitte ist der spätestmögliche Zeitpunkt um körperlich aktiv zu werden, am besten bis ins Alter hinein.
  6. Übergewicht reduzieren, dann sinkt auch das Risiko für Diabetes-Erkrankungen.
  7. Mit dem Rauchen gar nicht erst anfangen, und falls es dafür zu spät ist, mit dem Rauchen aufhören.
  8. Luftverschmutzung steigert das Demenzrisiko. Das gilt vor allem für das Passivrauchen.
  9. Alle Kinder sollten eine Schulbildung erhalten. Bildung scheint zwar die Krankheit nicht abhalten zu können, hilft dem Gehirn aber, mit ihr umzugehen.

 

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