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Seine Story: Florian Grasel – Gründer von Smarter Business Solutions

© Bild: Markus Frühmann

Digitalisierung ist seit Jahren in aller Munde, sie fasziniert und beschäftigt uns täglich, soll unsere Arbeit erleichtern, Prozesse optimieren und Arbeitszeit verkürzen. Mit dem Fortschritt und der Schnelllebigkeit der Zeit streben wir nach stetem Wachstum und Größe, auch dem eines Unternehmens. Mein Name ist Florian Grasel, ich bin Geschäftsführer und Gründer von Smarter Business Solutions, einer auf SharePoint spezialisierten IT-Firma in Bad Erlach (Niederösterreich). Wir helfen Unternehmen, ihre Arbeitsprozesse zu digitalisieren, an ihre Bedürfnisse anzupassen, und ihnen viele Kommunikationswege zu erleichtern.

Ausnahmezustand

Doch während man denkt, dass einen nach 15 Geschäftsjahren nichts mehr erschüttern kann, kommt von einem Tag auf den anderen eine globale Pandemie, ein noch nie da gewesener Ausnahmezustand. Geschäfte und Schulen werden geschlossen, Veranstaltungen abgesagt, Unternehmen entlassen ihre Mitarbeiter oder schicken sie in Kurzarbeit. Es folgt ein kompletter Lockdown, es wird allen geraten, zuhause zu bleiben. Hashtags wie #flatternthecurve, #stayathome und #stayhealthy bestimmen das tägliche Leben und keinem ist plötzlich mehr zum Lachen zumute. Wir schreiben die Zeit im Zeichen des Coronavirus.

Wir haben tatsächlich genauso viel Arbeit wie vor der Krise

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass just mein IT-Unternehmen und deren zehn Mitarbeiter von der Corona-Krise gar nicht oder nur peripher betroffen sind. Smarter Business Solutions hat seine Kompetenz in der Digitalisierung mit Office 365, und betreut Großkunden wie ÖBB, REWE, SIGNA und PORR. Die Digitalisierung ist von COVID-19 und dem notwendigen Home-Office Aufkommen befeuert worden und alle brauchen plötzlich SharePoint, Teams & Co. Wir haben derzeit tatsächlich genauso viel Arbeit wie vor der Krise.

Warten wir es ab – wenn Großkunden ihre Zahlungsziele auf 120 Tage erhöhen…

Das ist schön und auch sehr positiv, und dass die digitale Weiterentwicklung von einem Virus vorangetrieben wird, bringt mich vorübergehend zum Lachen. Aber eben nur temporär. Mir ist bewusst, dass wir in Krisenzeiten leben, und es bleibt die Unsicherheit, ob es unseren Auftraggebern auch dann noch ökonomisch gut geht, wenn die gestellten Rechnungen fällig werden. Machen wir uns nichts vor. Wenn ein Großkunde seine Zahlungsziele von 30 auf 120 Tage erhöht, um seine eigenen Mitarbeiter zu schützen, was sollen wir dann tun? Vermutlich wäre dann die Existenz des Unternehmens bedroht.

Doch Existenzängste sind kein guter Berater.

Liquidität ist jetzt die Grundlage für Sicherheit und wichtiger denn je. Was ich besitze, lässt sich in drei Worte fassen: Smarter Business Solutions. Seit 15 Jahren habe ich mein ganzes Leben rund um das Unternehmen aufgebaut. Privat habe ich nie etwas aus der Firma rausgenommen. Daher sind wir derzeit in der glücklichen Lage, einige Rücklagen gebildet zu haben. Trotz Lohnkosten im mittleren fünfstelligen Bereich, sind wir im Stande die kommenden drei bis sechs Monate zu überleben, ohne einen einzigen meiner wertvollen Mitarbeiter kündigen zu müssen.

Wenn der Sicherheitspolster aufgebraucht wird…

Wenn dieser Sicherheitspolster jedoch aufgebraucht ist, dann ist wirklich alles, inkl. den privaten Mitteln und dem Haus, weg. Das beängstigende Worst-Case-Szenario würde nichts Gutes verheißen. Nach 15 Jahren Selbständigkeit und Unsummen an bezahlten Steuern, stünde mir persönlich nicht einmal ein angemessenes Arbeitslosengeld zu, sondern lediglich der Anspruch auf Notstandshilfe. Bei diesen bescheidenen Aussichten verzeiht man mir vielleicht auch kurzfristig die Ängste um die Existenz von meiner Familie und mir.

Jetzt heißt es, Verantwortung zu übernehmen!

In meiner Führungsrolle ist es in mir verankert, dass wir unsere Zeit sinnvoll nutzen sollen. In unserer Unternehmenskultur sind wir ein lebendiges System von Individuen. Auf unserem gemeinsamen Weg soll jeder einen positiven Nutzen haben: Der Mitarbeiter, die Partner, die Kunden, die Gesellschaft! Erst wenn das erreicht ist, geht es auch dem Unternehmen gut. Diese Philosophie verfolgend, widerstrebt es mir „Wasser zu predigen und Wein zu trinken“. Daher wird Smarter Business Solutions keine Kurzarbeit und Förderungen in Anspruch nehmen, nur um einen möglichen Gewinn für 2020 zu untermauern oder mich privat abzusichern. Ich will – mehr denn je – für meine Firma geradestehen und die Verantwortung übernehmen! Ob das letztlich für uns alle positiv ausgehen wird – werden wir erst in drei bis x Monaten wissen. Wir hoffen das Beste und sehnen uns das befreite und sorglose Lachen wieder zurück!

 

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