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Nur Inkonsequenz oder schon Selbstsabotage: Warum handeln wir nicht (endlich)? Teil 1

© Bild: Alexandra_Koch

Gastkommentar von  Martin Geiger
Der unzufriedene Mitarbeiter, der nicht kündigt, der Gründer, der nicht startet, der unglückliche Partner, der sich nicht trennt. Es gibt sie, die verhinderten Unternehmer, Marathonläufer, Auswanderer. Was ist mit den guten Vorsätzen, denen viel zu selten Taten folgen? Zeit für Sport, Familienbesuche, Auszeiten? Zu Beginn eines Jahres mag uns der Start vielleicht noch gelingen, aber was ist mit Dranbleiben?

Keine Motivation

Gründe gibt es viele: Keine Motivation, mangelndes Durchhaltevermögen, fehlender Realismus oder Gewohnheiten. Mitunter kann Inkonsequenz ja auch etwas Schönes sein. Inkonsequente Menschen lassen sich beispielsweise nicht von selbst aufgestellten Regeln einengen. Schließlich wohnt jedem Anfang ein Zauber inne. Manchmal untergraben allerdings auch tausend kleine Niederlagen unsere Entschlossenheit.

Leben, statt immer und überall nur zu funktionieren

Das Wort „Konsequenz“ kommt vom lateinischen Wort „consequi“, was so viel bedeutet wie folgen oder erreichen. Hätte Inkonsequenz ausschließlich negative Eigenschaften, würde sie nicht so häufig zu Tage treten. Schließlich folgt jedes menschliche Handeln einer Intention. Irgendwelche Vorzüge müssen wir uns davon also versprechen? Manche Menschen vertreten den Standpunkt, dass man durch Inkonsequenz im Privatleben einen Ausgleich zum Beruf schaffen kann. Weil stets konsequentes Handeln sonst, wie bei einem überbeanspruchten Muskel, eine Art Ermüdungserscheinung nach sich zieht. Leben statt zu funktionieren ist die Idee dahinter.

Druck von außen stärkt unsere Selbstdisziplin

Es scheint fast, als gäbe es eine Art Balance, als sei uns nur durch Inkonsequenz in einigen Lebensbereichen die Fähigkeit gegeben, in anderen die erforderliche Selbstdisziplin aufzubringen. Ein wichtiger beruflicher Termin oder der Abflug des Urlaubsfliegers sind für die meisten Menschen eine stärkere Motivation als beispielsweise früh aufzustehen, um Sport zu machen. Warum ist das so? Ein Grund für diesen Unterschied ist Druck von außen. Lässt sich Inkonsequenz also mit innerem Druck begegnen? Vorübergehend sicher, als langfristige Strategie ist dieser Weg aber kaum geeignet, um eine dauerhafte Verhaltensänderung zu bewirken. Denn es entspricht unserer Natur, Druck zu entgehen oder ihm auszuweichen.

Sie tun nicht, was sie wissen!

Inkonsequenz ist nicht das mächtigste aller Selbstsabotage-Programme, aber oft ein spannendes Zusammenspiel anderer Widerstände, die zum Teil allerdings in verkleideter Form auftreten. Es gibt unzählige Gründe, nicht das zu tun, was zu tun ist:
Prokrastination: Wir schieben den Start oder Abschluss einfach auf
Perfektionismus: Wir glauben, perfekt vorbereitet sein zu müssen, bevor wir anfangen
Alternativen: Das Vergleichen vieler Optionen verhindert das Festlegen dieser
Informationen: Das Fehlen vermeintlich wichtiger Informationen, um etwas anzufangen, abzuschließen oder zu entscheiden
Entscheidungsschwäche: Wir sind generell nur schwer in der Lage, Entscheidungen zu treffen
Angst: Wir haben, meist unbewusst, Angst vor dem Misserfolg oder Erfolg
Ausreden: Und natürlich gibt es jede Menge wohlklingender Ausflüchte

Der Anfang vom Ende: Einmal ist keinmal!

Unser internes Ausreden-Schema will uns glauben machen, dass „große Gründe“ Ausnahmen rechtfertigen und „kleine Gründe“ schon nicht so tragisch sind. Beispielsweise ist es sowohl sinnvoller, als auch einfacher, im Haushalt Dinge nach Gebrauch unmittelbar wieder an ihren Platz zurückzulegen. Und doch ist „ab morgen“ das beliebteste Argument,  eine Ausnahme zu begründen. „Die Zukunft ist die Ausrede derer, die in der Gegenwart nichts tun wollen.“, lautet folgerichtig ein Zitat des britischen Schriftstellers Harold Pinter.
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