Site icon unternehmerweb

Kleines 1×1 der Textiltechnologie

© Christina Tripolt

Grob gesagt, eigentlich ist alles möglich! Im Design gibt es kein richtig und kein falsch. Aber prinzipiell gibt es ein paar Dinge zu beachten. Denn nicht mit jedem Stoff kann man auch alles nähen. Beziehungsweise schaut auch nicht jedes Kleidungsstück in jedem Stoff gut aus. Wenn beispielsweise der Stoff nicht schön weich fällt, oder er nicht fest genug ist, wird man am Ende enttäuscht sein.

Erschlagen von Fachbegriffen

Es gibt unzählige Stoffgeschäfte. Einige davon, wie zum Beispiel Komolka in Wien sind irre groß. In manchen Bundesländern gibt es noch Schätze, wo man direkt bei den Webereien einkaufen kann. In Kärnten zum Beispiel gibt es die Firma Seidra, welche vorwiegend Leinenstoffe und Wollstoffe herstellt und man direkt vor Ort im Detailverkauf einkaufen kann.Doch wenn man diese Läden betritt, wird man erst mal erschlagen von vollen Regalen, die mit Fachausdrücken beschrieben sind. Satin hier, Georgette dort. Häää??? Meistens findet man auch Nähzubehör vor. Kopierrädchen, Schneiderkreiden, Pfrieme, aber wofür braucht man das nun alles???

Im Fadenlauf zuschneiden

Heute gibt es ein kleines 1×1 der Textiltechnologie. Denn wenn ich für mich selber nähe, muss das Endergebnis passen, denn so ein Kleidungsstück verlangt uns oft viel Geduld und Zeit ab. Was man unbedingt wissen muss ist, dass man immer im Fadenlauf zuschneidet. Der Fadenlauf verläuft in Kettrichtung eines Gewebes. Ein Gewebe bildet sich aus der Verbindung von Kettfaden, welcher in Längsrichtung verläuft und Schussfaden, welcher quer die Bindungspunkte herstellt.

Drei Grundbindungen

Man unterscheidet drei wichtige Grundbindungen, wie ein Stoff am Webstuhl hergestellt werden kann. Die einfachste ist die Leinwandbindung, die meistens bei Blusen- oder Hemdenstoffen eingesetzt wird. Man nennt diese Stoffe Batist, Mousseline, Fresko oder Donegal. Diese Art von Bindung ist durch die hohe Abbindungsdichte ein Gewebe mit guter Scheuerfestigkeit.

Körperbindung

Die zweite wichtige Bindung ist die Köperbindung. Diese hat das besondere Merkmal, dass sie durch einen diagonalen Grat gekennzeichnet ist. Diesen Köpergrat bilden die diagonal aneinandergereihten Bindungspunkte. Man unterscheidet viele Arten von Köperbindungen, wie zum Beispiel Fischgratköper, Kreuzköper, oder Mehrgratköper. Köperbindungen können je nach Art der Abbindung weich und locker sein, aber auch sehr fest und strapazierfähig. Typische Köperstoffe sind Denim, Gabardine, Serge, Twill oder Shetland. Checkt doch mal die Jeans im Kasten, hier sieht man diese Bindung sehr schön!

Atlasbindung

Die dritte wichtige Grundbindung ist die Atlasbindung. Das gängigste Merkmal dieser Bindung ist eine gleichmäßig verstreute Anordnung der Bindungspunkte. Es entstehen zwei unterschiedliche Warenseiten. Die rechte Seite des Gewebes ist also unterschiedlich zur linken Seite des Gewebes.  Die Atlasbindung ist durch ihre größeren Flottungen die am wenigsten stabilste Bindung. Typische Stoffe sind Satin, Duchesse oder Moleskin.

Natur oder Chemie?

Generell unterscheidet man in der Herstellung von Stoffen zwischen Naturfasern und Chemiefasern. Momentan versucht man sehr auf das Thema Nachhaltigkeit einzugehen. Eine sehr neue Innovation am Rohstoffmarkt ist ein Garn aus Hunde Unterwolle, welches von Modus Intarsia in Deutschland, einem jungen Unternehmen von zwei Textilfachfrauen gegründet und erforscht wurde. Eine sehr innovative Idee Rohstoffe nicht zu verschwenden und gezielt einzusetzen, wie ich finde.

Vorher gut überlegen

Ob ich nun Naturfasern wie Leinen, Wolle oder Baumwolle verwende, oder doch auf Chemiefaser zurückgreife ist Einstellungssache. Prinzipiell muss ich darauf achten, was ich auch selber an meiner Haut vertrage. Denn manche Menschen vertragen Chemiefaser nicht direkt auf der nackten Haut. Die Haut kann nicht atmen. Reine Chemiefasern fühlen sich wie Plastik an. Der Griff ist teilweise hart und der Stoff fällt nicht so weich wie zum Beispiel im Gegenzug dazu Baumwolle.

Alternativen für Allergiker

Was man noch beachten muss bei der Auswahl von Stoffen, es gibt Menschen die vor allem auf Wolle allergisch reagieren und beispielsweise Juckreiz oder Ausschlag bekommen. Wenn das der Fall ist, kann man versuchen auf Mischungen zurückzugreifen, wie zum Beispiel Wolle/Polyester. Wer aber gar keine Wolle tragen kann, muss sich sowieso Alternativen suchen. Baumwolle wäre eine Idee, diese gibt es auch in wärmerer Form, wenn sie aufgeraut wurde. Typisches Beispiel dafür ist ein Baumwollflanell.

Das nächste Mal geht es weiter mit Stoffkunde…

Exit mobile version