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Finanzierung für Start-Ups: Bootstrapping als gute Einstiegsmöglichkeit?

Abbildung 1: Als Gründer ohne andere Kapitalgeber zu starten ist nicht einfach, kann sich aber lohnen. Bildquelle: StartupStockPhotos / pixabay.com

Abbildung 1: Als Gründer ohne andere Kapitalgeber zu starten ist nicht einfach, kann sich aber lohnen. Bildquelle: StartupStockPhotos / pixabay.com

Wenn es um die Gründung eines Unternehmens geht, existieren zahlreiche Optionen und Möglichkeiten, den Start zu planen. Ob nun mit Hilfe eines Business-Angels, institutioneller Investoren oder anderer Kapitalgeber – die Optionen sind breit gestreut. Darüber hinaus gibt es auch noch den Begriff des Bootstrappings. Doch was bedeutet das eigentlich genau und was sollten Gründer beachten, die darauf bauen?

 

Was ist eigentlich Bootstrapping?

Der Begriff Bootstrapping leitet sich vom englischen Begriff des Schnürsenkels ab und soll versinnbildlichen, dass es wie bei der Fuß-schonenden Nutzung des Schuhs beim Bootstrapping darum geht, möglichst schonend mit dem Budget umzugehen. Bei der Definition ist man sich nicht zu 100 Prozent einig, denn es gibt verschiedene Ansätze:

      1. Gründung mit engem Budget

Diese Definition geht davon aus, dass die gesamte Gründung an einen engen Budgetplan angepasst wird. Die knappen Ressourcen werden optimal genutzt und die Gründung folgt dem Low-Budget-Ansatz. Andere Finanzierungsquellen (für Fremdkapital) stehen hierbei allerdings grundsätzlich offen.

      2. Gründung ohne Kapital von dritten Personen

Dieser Ansatz geht davon aus, dass die (engen) Finanzmittel für die Gründung aus eigener Tasche fließen und kein Kapital von dritten Personen miteinbezogen wird.

Grundsätzlich lässt sich jedoch festhalten, dass Bootstrapping eher dem Prinzip folgt, zu Beginn nicht gleich Eigenkapital Dritter zu nutzen und sich somit keine weiteren Entscheider mit ins Boot zu holen.

 

Welche Vor- und Nachteile bringt Bootstrapping mit sich?

Wie jede Variante der Unternehmensgründung hat auch das Bootstrapping ganz eigene Vor- und Nachteile:

Vorteile Nachteile
  • Mehr Ideenfreiheit (keine Mitentscheider)
  • Mehr Erfahrungen für die Gründer
  • Kein ungesundes Wachstum über die eigenen Möglichkeiten hinaus
  • Höhere finanzielle Risiken
  • Fehlende Kontakte durch Investoren
  • Wachstumshemmung
  • Hohe Arbeitsbelastung und viel Verantwortung

Abbildung 2: Vor- und Nachteile beim Bootstrapping

 

Wird beim Bootstrapping ausschließlich eigenes Kapital verwendet?

Grundsätzlich sind beim Bootstrapping zunächst einmal nur Investoren ausgeschlossen, die sich mit Eigenkapital beteiligen wollen und dafür im Gegenzug die Möglichkeit der Mitentscheidung erhalten. Andere Finanzierungsquellen sind jedoch durchaus möglich und werden häufig genutzt.

Dazu gehören:

Sollte es um die Bonität der Gründer nicht zum Besten stehen, kann in Notfällen auch ein Kredit ohne SCHUFA interessant sein. Hier lässt sich allerdings oftmals nur ein geringes Maß an Kapital beschaffen, weil die Beträge begrenzt sind. Darüber hinaus ist es wichtig, sich nach wirklich seriösen Anbietern umzuschauen, um am Ende keine bösen Überraschungen zu erleben.

 

Was sollten Gründer beim Bootstrapping beachten?

Bootstrapping ist eine Strategie, den nicht wenige Gründer verfolgen. Diese Vorgehensweise erfordert jedoch gewisse strategische Ansätze, um letztlich zu einem nachhaltigen Erfolg führen zu können. Dazu gehören:

      1. Planungs- und Experimentierphase zunächst kurzhalten

Da die Finanzmittel zu Beginn knapp sind, ist es unerlässlich, schnell Geld zu verdienen. Aus diesem Grund sollte die Planungsphase so kurz wie möglich ausfallen, um mit dem operativen Geschäft beginnen zu können. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Planung zu vernachlässigen ist. Ein gewisses Maß an Effizienz erscheint hierbei jedoch sehr wichtig. Darüber hinaus sollte parallel zur Aufnahme der Geschäftstätigkeit eine kontinuierliche Weiterentwicklung erfolgen.

      2. Positiver Cash Flow als Überlebensmerkmal

Wer die Hilfe und das Kapital eines Investors nutzen kann, hat die Möglichkeit, zu Zwecken der Weiterentwicklung und Optimierung zunächst auch für einen gewissen Zeitraum, unterhalb der Gewinnschwelle zu operieren. Gründer mit dem Bootstrapping-Modell können sich dies nicht leisten, da der finanzielle Rahmen eng gesteckt wurde. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, möglichst schnell die Gewinnschwelle zu überschreiten und einen positiven Cash-Flow zu erwirtschaften. Nur so steht frisches Kapital für die Weiterentwicklung und das nötige Wachstum zur Verfügung.

      3. Unternehmensstrategie sollte zum Bootstrapping passen

Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass die eigene Unternehmensstrategie wirklich zum Bootstrapping passt. Hierbei hat es sich als sinnvoll erwiesen, wenn das Unternehmen höherwertige Produkte oder Dienstleistungen verkauft. Nur in diesen Bereichen können die Gründer selbst auch entsprechende Vertriebsaufgaben wahrnehmen, ohne dass ein großes Werbebudget benötigt wird.

      4. Mitarbeiter müssen zur Unternehmenskultur passen

Auch wenn die Verlockung hoch ist: Gerade zu Beginn ist es finanziell grenzwertig, hochbezahlte Fachleute ins Unternehmen zu holen. Dies gilt umso mehr, wenn diese die Gründerkultur nicht verstehen und in Bezug auf Ihre Arbeit schon zu festgefahren sind. Solche Maßnahmen können am Ende eher schaden als nutzen.

      5. Wachstum kontrollieren und somit gesund wachsen

Gerade das Unternehmenswachstum ist für viele Gründer eine große Hürde. Wer will nicht gerne schnell wachsen? Doch Wachstum kostet Geld, denn mehr Kunden bedeuten ab einem gewissen Grad auch, dass die Unternehmensstruktur mitwachsen muss. Dazu gehören je nach Art des Geschäfts mehr Mitarbeiter, mehr Produktionskapazität oder auch höherer Platzbedarf. Wenn die Mittel fehlen, um das Unternehmen an die neuen Bedürfnisse anzupassen, kann dies am Ende die Kunden eher verärgern und für Imageprobleme sorgen. Aus diesem Grund sollte das Wachstum anhand der vorhandenen Mittel sinnvoll erfolgen.

      6. Gutes Verhältnis zu Kreditgebern pflegen

Auch wenn Banken und andere Kreditgeber zu Beginn nur selten mit Finanzmitteln zur Verfügung stehen, sollte das Verhältnis zu diesen trotzdem gepflegt werden. Schließlich ist es irgendwann soweit, dass entsprechende Wachstumsfinanzierungen benötigt werden. Ein gutes Verhältnis hilft dann, unkomplizierter an eine passende Finanzierung zu gelangen. Aus diesem Grund sind regelmäßige Gespräche mit dem Bankberater ein guter Ansatz.

 

Bootstrapping ist eine durchaus interessante Alternative

Es gibt viele Ansatzmöglichkeiten, ein Unternehmen zu gründen. Bootstrapping gehört hierbei ganz klar zu den häufig verwendeten Strategien, was nicht selten auch aus der Not heraus geboren ist. Business-Angels und andere Kapitalgeber interessieren sich nicht für jedes Geschäft. Darüber hinaus bedeutet es auch einen gewissen Aufwand, sich entsprechenden Investoren zu präsentieren und diese zu überzeugen.

Wer sich bei der Gründung hingegen auf den Bootstrapping-Ansatz stützt, hat darüber hinaus den Vorteil, dass er der alleinige Entscheidungsträger bleibt und keine Rücksicht auf die Geldgeber nehmen muss. Ob Bootstrapping für die eigene Gründung infrage kommt, hängt letztlich immer von den individuellen Umständen ab. Wer allerdings nicht allzu viel Kapital benötigt, einen strikten Budgetplan hat und diesen auch einzuhalten gewillt ist, hat mit diesem Ansatz gute Chancen.

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